Our life

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Ich betrete zögerlich das Polizeirevier und schiebe gleichzeitig mein Handy zurück in die Hosentasche. Noch immer kreisen die Worte meines Bruders durch meinen Kopf und so nehme ich gar nicht wahr, dass Theo noch immer in der kleinen Gefängniszelle sitzt und sich die Jugendlichen vor ihm versammelt haben. Erst als ich sie fast erreicht habe, und mich Mason überrascht entdeckt, lasse ich meinen Blick über die Szene schweifen, die sich mir in diesem Moment bietet.

Theo steht nur wenige Meter von den Metallstäben entfernt, genau wie Hayden, die ihn weiterhin finster mustert. Liam steht neben ihr und hält den Griff des japanischen Schwertes fest in der Hand. Der Rest liegt verteilt auf dem Boden und fassungslos lasse ich meinen Blick von den glänzenden Metallresten zurück zu den Jugendlichen schweifen.
„Ihr habt es zerstört?" 
Schweigendes Nicken. Jedoch scheint keiner der Anwesenden sonst etwas auf meine fassungslose Frage erwidern zu wollen. Zumindest im ersten Moment. Dann räuspert sich Liam und klärt mich schulterzuckend auf: „Wir brauchen die Informationen, die er über Douglas hat," und du hast gesagt, wie sollen machen, was wir für richtig halten. Er spricht es zwar nicht laut aus, aber sein Blick hält mir genau diese Worte vor. Ich frage mich, wofür ich mich entschieden hätte. Ein Druckmittel für Theo zu haben oder mehr Informationen - Informationen, die mir dabei helfen könnten, mich zurück in die Erinnerungen meiner Freunde zu schleichen. Eigentlich sollte diese Entscheidung einfach sein und doch zögere ich.

„Oke was habt ihr herausgefunden?" frage ich, um mich selbst von meiner Gedankenfrage abzulenken. Gleichzeitig werfe ich Theo einen unauffälligen Blick zu. Er wirkt gelassen, aber in keiner Sekunde würde ich in ihm einen eiskalten Mörder vermuten. „Douglas ist ein Löwenmensch," gibt Mason bereitwillig die Informationen von Theo an mich weiter und nickend versuche ich seine Worte zu vergehen. Mr. Douglas, Biologielehrer an der Beacon Hill High School ist eigentlich ein übernatürliches Wesen. Halb Löwe. Halb Mensch. Ich habe noch nie von so einem Wesen gehört, doch im Blick der drei Freunde glaube ich dasselbe sehen zu können. „Und Mr. Douglas hat nicht gehen die Ghostrider gekämpft," die Stimme von Liam klingt niedergeschlagen und mein Blick schellt verwundert zu ihm, „Er ist vor ihnen geflohen." Überrascht ziehe ich die Augenbrauen nach oben und mustere den Jungen. Er hat den Kopf gesenkt und starrt zweifelnd auf die metallischen Reste des Schwertes. Ich bin mir nicht sicher, ob man es einfach wieder zusammenbauen kann, aber selbst wenn, bin ich mir sicher, dass es dann nicht länger die Fähigkeit haben wird, Theo an den Ort zurückzuschicken, vor dem er sich scheinbar so fürchtet. Dabei bin ich mir in letzter Zeit noch nicht einmal mehr sicher, ob Theo Reaken überhaupt vor irgendetwas Angst hat.

„Wir haben das Schwert umsonst zerbrochen," ergänzt nun Hayden und klingt nicht weniger deprimiert als ihr Freund. Doch in diesem Moment erhebt sich Theo von der kleinen Bank und tritt an die Zelltüre. Mit der rechten Hand umschlingt er eine der Eisenstangen und richtet seinen Blick auf die Jugendlichen. „Wenn das 1943 war, wo war er die ganze Zeit?" Er stellt die Frage ganz nebenbei, scheint aber keine Antwort zu erwartet. Er lässt uns noch nicht einmal genügend Zeit, überhaupt darüber nachzudenken. Stattdessen spricht er weiter: „Douglas hat weiter gesucht. Er fand einen Wissenschaftler, von dem er dachte, er könnte ihm helfen," ich spüre wie sich Liam neben mir kaum merklich anspannt und auch aus Hayden's Haltung verschwindet die niedergeschlagene Kraftlosigkeit. Stattdessen richtet sie ihren Blick auf Theo und macht einen aufmerksamen Schritt auf ihn zu. „Drei sogar," spricht Theo weiter und während die Anderen von seinen Worten abgelenkt zu sein scheinen, bemerke ich, wie sich Theos Hand um das Gitter verkrampft. Mein Blick schweift zu seinem Gesicht, dass angespannt ist. In seinen Zügen kann ich nicht länger die Lockerheit und das Selbstvertrauen sehen, mit dem ich ihn kennengelernt habe. Stattdessen erhasche ich in diesem Moment einen Blick auf den Theo, der in einer schmerzhaften Erinnerung schwelgt. Jedoch ist der intime Moment seiner Verletzlichkeit schnell vorbei und erneut legt sich eine undurchschaubare Maske über sein Gesicht.

„Also kam er heraus mit der Kraft eines Alphas, mit der eines Löwenmenschens und der eines Ghostriders," fasst Liam nachdenklich zusammen und überrascht fällt mein Blick zurück auf ihm. Ich habe keine Ahnung was ich in den letzten Sekunden verpasst habe, doch Theo scheint den Jugendlichen mehr Informationen gegeben zu haben, die ich während meiner Beobachtung überhört haben muss. „Eine unerwartete Nebenwirkung," stimmt Theo Liam's Schlussfolgerung zu und ich kann sehen, wie die drei Freunde aufmerksame Blicke tauschen. Mich vergessen sie dabei völlig und auch Theo lassen sie nicht an ihrem wortlosen Gespräch teilhaben. Stattdessen verständigen sie sich über Blicke und nervös beiße ich mir auf die Unterlippe.

„Wir müssen Scott warnen," stellt Liam min mit einem Nicken fest und ich kann sehen, dass ihm seine beiden Freunde sofort zustimmen. Ich habe noch immer keine Ahnung was die Jugendlichen in den letzten Minuten noch alles erfahren haben. Doch schon mein Bruchteil an Wissen, lässt mich dieselbe Schlussfolgerung ziehen. Douglas scheint stark genug um die Ghostrider zu besiegen, jedoch scheint er keine Interesse daran zu haben, mit uns zusammen Beacon Hills zu retten. Stattdessen verfolgt er einen ganz eigenen Plan, was ihn gefährlich macht - und zu einem weiteren Problem für uns.

„Charlotte?"
Liam's Blick richtet sich auf mich und mit hochgezogenen Augenbrauen und einem vorgetäuschten Lächeln richte ich meinen Blick auf ihn. „Du bleibst hier bei Theo," er wirft dem Jugendlichen einen abschätzigen Blick zu, den er jedoch völlig ignoriert, „Und wir fahren solange zu Scott, um ihn und die Anderen zu warnen." Ich möchte nicken, weil sein Plan Sinn macht und ich keinen Besseren haben. Doch dann schweift mein Blick für wenige Sekunden zu Theo und ich realisiere, dass ich dann mit ihm alleine wäre. Alleine mit einem Jungen, der schon getötet haben soll. Bei diesem Gedanken läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken und tief atme ich durch.

„Ich möchte mitkommen," wende ich jetzt ein und werfe Liam einen ruhigen Blick zu. Ich spüre ein nervöses Kribbeln in meinem Bauch, bin mir jedoch nicht sicher ob es tatsächliche oder nur eingebildete Angst ist. „Jemand muss bei Theo bleiben," erwidert Liam nun schulterzuckend und schlüpft in seine Jacke. Gleichzeitig erkenne ich, dass seine Worte nicht der einzige Grund für seine Entscheidung sind. Er scheint mir nicht zu vertrauen und mich deshalb bei dem Jungen lassen, dem er ebenso wenig vertraut...und irgendwie kann ich ihn verstehen. Er kennt mich nicht und in diesem Moment, könnte sein Leben davon abhängen, dass er den richtigen Menschen vertraut. Ich erinnere mich daran, dass er und Hayden diejenigen waren, die Mr. Douglas über die Ghostrider aufgeklärt haben und ihn in ihren Plan eingeweiht haben. Dank ihnen wusste er wahrscheinlich, dass wir einen Ghostrider fangen und auch wo. Wir haben ihm den Reiter wie auf dem Silbertablett serviert und alles was er dafür tun musste, war für ein paar Stunden den netten Lehrer vorzuspielen.

Mein Blick schweift zu Theo, der mich ebenfalls mit seinen Augen anvisiert hat. Ich erinnere mich daran, dass er mir erst vor wenigen Stunden das Leben gerettet hat, egal was Stiles mir alles über ihn erzählt hat. Er hat mir das Leben gerettet und Clay hat recht. Ich sollte mir seine Version der Geschichte wenigstens anhören. Er wird sich nicht für die Morde rechtfertigen können, aber vielleicht hat er eine nachvollziehbare Erklärung - eine ernst gemeinte Entschuldigung - dafür. Ich sollte ihm eine Chance geben.

„Wir holen euch wieder hier ab," sagt Liam in meine Richtung und ich stelle fest, dass er meine Gedankenverlorenheit genutzt hat, um unsere entstehende Diskussion zu beenden. Jetzt steht er mit Hayden und Mason im Türrahmen und nickt mir zum Abschied kurz zu. „Und was sollen wir solange hier machen?" stellt Theo hinter mir genau die Frage, die mir in diesem Moment ebenfalls durch den Kopf geht.

„Überleben."
Diese schulterzuckend Antwort kommt von Hayden, bevor sie sich an Liam vorbeidrückt und mit schnellen Schritten den Raum verlässt. Ihr Freund wirft ihr dabei einen kurzen Blick nach, bevor er seine Augen wieder auf mich richtet, kurz mit den Schultern zuckt und ihr dann nacheilt. Mason nickt mir zum Abschied kurz zu, bevor er ebenfalls verschwindet und mich mit dem Jungen in der Zelle alleine lässt.

Psychotic  [Teen Wolf FF ~ Theo Raeken]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt