Schlussendlich hatte Benni die Zügel in die Hand genommen, als dieser mit unseren Pizzen ins Wohnzimmer getreten kam und gesehen hatte, dass sich noch immer keine Nachricht auf dem geöffneten Chat befand.
Bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte mein Kumpel einfach nach meinem Handy gegriffen, einige Zeilen getippt und, ohne mich nochmal vorher drüber schauen zu lassen, die Nachricht einfach abgeschickt.
Gerade, als ich Benni fragen wollte, ob dieser von allen guten Geistern verlassen ist und, dass er die Nachricht gefälligst wieder löschen sollte, hatte mein Handy nur einen Ton von sich gegeben, was mich schwer hat schlucken lassen.

Benni hatte mir nur grinsend das Handy zurück in den Schoß gelegt, den Pizzakarton geöffnet und sich mampfend neben mir niedergelassen. Wie versteinert hatte ich auf mein Display geblickt und konnte kaum glauben, dass er mir so schnell geantwortet hatte.
Doch auch dieses Mal konnte ich Benni nur dafür danken, dass er den ersten Schritt für mich getan hatte. Ansonsten würde ich bis heute vor dem Handy sitzen, auf den Chat starren und überlegen, was ich Lukas schreiben könnte.
Lukas hatte auf meine, beziehungsweise viel eher Bennis Nachricht, mehr als positiv reagiert. Schnell war das Eis zwischen uns gebrochen und so kam es, dass wir in fast jeder freien Minute miteinander schrieben.

Da Lukas die Woche aber sehr viel zutun hatte, konnten wir uns nicht schon früher treffen. Er hatte sich dafür entschuldigt, aber ich hatte mein Zugticket storniert und Benni gefragt, ob es für ihn in Ordnung wäre, wenn ich etwas länger bleiben würde.
Viel hatte ich über Lukas aber noch nicht erfahren. Ich hatte herausbekommen, dass er studierte, da er mir geschrieben hatte, dass er sich erst später melden würde, weil er noch zu einer Vorlesung fahren müsste.
Ebenso hatte ich erfahren, dass Lukas 21 Jahre alt und vor 2 Jahren nach Berlin gezogen ist. Auf die Frage, ob ihm der Altersunterschied von 6 Jahren etwas ausmachen würde, hatte dieser nur frech geantwortet, dass man auf alten Schiffen segeln lernt.

Meine Mundwinkel zuckten automatisch in die Höhe, als ich über diesen Kommentar nachdachte und ich fand ihn einfach nur zum Anbeißen. Es ist so faszinierend, dass er mich allein' vom Schreiben so beeindrucken und mir den Boden unter den Füßen wegreißen konnte.
Ich konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich wiederzusehen. Schon seitdem wir uns vor einigen Tagen für heute verabredet hatten, hatte ich richtig Hummeln im Hintern und wurde immer aufgeregter, je näher das Date mit Lukas rückte.
Zeitgleich machte es mich aber auch nervös und ich hatte Angst, dass etwas schief gehen könnte. Auch wenn Lukas und ich uns, mehr oder weniger, schon persönlich getroffen und viel miteinander geschrieben hatten, könnte es ein totaler Reinfall werden.

Online-Dates hatte ich bisher noch nie gehabt. Alle Typen, mit denen ich je etwas hatte, hatte ich mindestens einmal vor der Nase gehabt, bevor ich mich mit ihnen getroffen hatte, weshalb ich im Ungefähren einschätzen konnte, wie diese ticken würden.
Von meiner guten Freundin Mariana, die sich eine Zeit lang mit Typen online verabredet hatte, hatte ich so einige Stories zu hören bekommen, die mich teilweise sichtlich amüsiert, aber auch immer mehr abgeschreckt hatten.
Da gab es Kerl, die verdammt heiß aussahen, aber eine schreckliche Stimme oder Dialekt hatten. Typen, bei denen das Handy während des Dates klingelte und diese sich als verheiratet mit Kindern herausgestellt hatten. Männer, die sich als totales Muttersöhnchen entpuppten und ihre Mama mitschleppen, um ihr zu sagen, dass sie die Eine wäre.

Immer wieder hatte ich mich köstlich über diese Geschichten amüsiert, wenn sie mich direkt nach einem gelaufenen Date angerufen und mir darüber berichtet hatte, was schon wieder passiert ist. Untereinander hatten wir sogar Wetten abgeschlossen, ob sie alleine oder mit jemanden zusammen nach Hause gehen würde.
Aber durch diese Stories hatte ich mich weitestgehend von sämtlichen Datingportalen ferngehalten und es lieber auf die altmodische Art und Weise versucht. Es ist nicht so, dass mich das Ganze nicht reizen würde, aber die Angst, meine Zeit mit irgendeinen Typen zu verschwenden, der sich doch nicht als ideal herausstellt, ist es mir einfach nicht wert.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich hören konnte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel und Benni keine Minute später ins Wohnzimmer getreten kam, um mir eine Packung Kondome auf den Schoß zu schmeißen.

Kurzgeschichten / boyxboyWhere stories live. Discover now