Die Nachhilfe [1]

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-Tims Sicht-

,,Tim, jetzt räum' endlich dein verdammtes Zimmer auf!'', befahl mir meine Mutter wohl jetzt schon zum hundertsten Mal und sah mich bittend an.
,,Wozu denn? Sonst interessiert es dich doch auch nicht, wie mein Zimmer aussieht!'', blaffte ich sie nur von der Seite an und widmete mich wieder meiner Zeichnung.
,,Tim, wie oft soll ich dir das denn noch erklären?! Hier kommt gleich ein Junge vorbei, der dir Nachhilfe geben wird! Ich verlange ja nicht von dir, dass hier alles pikobello sauber sein und kein einziges Staubkorn mehr in diesem Zimmer existieren soll, sondern nur, dass es hier nicht mehr so krass müllig aussieht, damit sich dieser Junge etwas wohler fühlt.'', erklärte mir meine Mama, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
Warum sollte ich für einen Typen, den ich noch nicht einmal kannte, extra mein Zimmer aufräumen?! Soll der doch denken was er will, ist mir sowieso scheiß egal.

,,Guck', hier, das brauchst du doch gar nicht, das kann ruhig in deinen Schrank geräumt werden und muss nicht auf dem Boden rumliegen.'' Meine Mama hielt eine frischgewaschene Boxershorts in der Hand und hielt mir diese kurz darauf unter die Nase.
Ich griff nur völlig genervt nach dieser und wollte gerade weiterzeichnen, doch da brach mir diese verdammte Miene vom Bleistift ab. Auch das noch!
,,Man, der ist bestimmt auch in der Pubertät und versteht das!'', erwiderte ich nur genervt und spitze meinen Stift an.

,,Trotzdem kannst du einmal in deinem Leben aufräumen, mein Freund! Du weißt, ich verlange nie etwas von dir - du brauchst nichts im Haushalt machen und so weiter. Aber dein Zimmer kannst du jawohl noch etwas aufräumen!'', meckerte meine Mama noch, ehe sie zur Tür ging und diese leise zu machte, als sie aus dem Raum trat.
Egal wie viel Wut in meiner Mutter kochte, sie machte Türen immer verdammt leise zu und knallte diese nicht, sowie es viele andere normalerweise immer taten. Rein theoretisch brachte es auch eher weniger etwas, Türen zu zuknallen, weil diese ja rein gar nichts dafür konnten.
Ich zuckte über meine Gedanken nur wieder vollkommen gleichgültig mit den Schultern und zeichnete in aller Seelenruhe an meinem Bild, das später eine Eule werden sollte, still und grinsend weiter. 

Ich war gerade dabei meine Zeichnung zu beenden, da öffnete sich wieder meine Zimmertür und ich drehte mich stöhnend mit meinem Schreibtischstuhl zu dieser um.
Wie zu erwarten stand meine Mama im Türrahmen und begutachtete mein immer noch unaufgeräumtes Zimmer.
Sie schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf und sah mich wütend an.

,,Warum sieht es hier immer noch so aus wie vorher?! Timi, ich war zehn Minuten weg und es hat sich rein gar nichts verändert!'', fragte sie etwas lauter und trat nun endgültig in das Zimmer.
,,Ich hab' gezeichnet!'', erwiderte ich nur, deutete auf meine Zeichnung und meine Mama betrachtete diese.
Ich bekam mit, wie ihre Mundwinkel kurz nach oben zuckten, sie sich aber doch noch zusammen riss und nicht schon wieder so schnell schwach wurde.

,,Timi, sowas kannst du doch auch noch heute Abend machen.''
,,Mein Zimmer kann ich auch noch heute Abend aufräumen.'', konterte ich und grinste provokant.
Meine Mama verdrehte nur genervt einmal die Augen und ich wollte mich gerade wieder mit meinem Stuhl umdrehen, doch sie hielt noch rechtzeitig die Lehne fest, sodass ich gar keine Chance dazu hatte, mich vor ihr wegzudrehen.

,,Timi Schatz, du hörst mir jetzt mal ganz genau zu.'' Sie packte mich am Kinn und zwang mich somit, sie ansehen zu müssen.
,,Mir ist es normalerweise auch relativ egal, wie dein Zimmer aussieht, solange du dich so wohlfühlst, ist mir das auch vollkommen recht. Aber du bekommst gleich Besuch und das von keinem Freund, sondern von einem Jungen, welchen du überhaupt nicht kennst.''
,,Deshalb brauche ich ja auch nicht aufräumen, wenn ich ihn eh nicht kenne.'', unterbrach ich meine Mama und sie sah mich warnend an.

,,Räum' doch wenigstens das auf dem Boden weg, okay?! Das auf dem Schreibtisch kann von mir aus so bleiben und das auf dem Bett auch. Aber bitte packe diese unnötigen Sachen, die auf dem Boden herumliegen weg und die Drogen ebenso. Mein Schatz, das dauert keine fünf Minuten und dann bist du damit fertig und kannst ruhig weiterzeichnen, solange er noch nicht da ist.'', sagte sie jetzt in einem etwas sanfteren Ton und fuhr mir lächelnd durch die Haare.
Danach ließ sie mich los und ging Richtung Zimmertür.
,,Bitte Timi, tue es wenigstens einmal für mich.'', flehte meine Mama mich noch an und schloss daraufhin auch schon die Tür. 

Kurzgeschichten / boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt