Der Weihnachtsmarkt

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-Lukas' Sicht-

Mit meinem Sohn an der einen und meinem Ehemann an der anderen Hand, machten wir uns gerade auf den Weg Richtung Bielefelder Weihnachtsmarkt.
Marcel hatten wir auch mit im Schlepptau, welcher heute sogar mal mit einer weiblichen Begleitung aufgetaucht war. Caty hieß die gute Frau und wer hätte es gedacht, Marcel kannte sie selbstverständlich von der Uni.
Marcel war eines Tages mal volle Kanne in sie hineingerannt, woraufhin all ihre Büche und Papiere auf dem Flurboden der Uni gelandet und daraufhin überall dort verteilt waren.
Als Entschädigung hatte Marcel Caty auf einen Kaffee eingeladen und anscheinend schien die Chemie zwischen den beiden sehr gut zu stimmen, sodass sie danach beschlossen, sich öfters zu treffen und zu gucken, was sie daraus so ergeben würde.

Ob zwischen den beiden nun schon großartig etwas gelaufen ist, wusste ich nicht und Timi ebenso auch nicht, obwohl er es ihm höchstwahrscheinlich schon längst erzählt hätte.
Aber so wie Marcel ständig von ihr sprach, schien er echt ziemlich verknallt in die Gute zu sein, auch wenn er dies immer versuchte gekonnt abzublocken, wenn Timi und ich ihn mal wieder damit aufzogen.
Aber dennoch entging uns dabei überhaupt nicht, wie er immer zu strahlen anfing, sobald jemand Catys Namen auch nur ansatzweise in den Mund nahm und er selbstverständlich, natürlich sofort nachfragen musste, was denn mit seiner tollen Caty sei, weshalb man sie jetzt unbedingt erwähnen musste.

Aber so nah, wie sie neben ihm herlief und ihn auch ab und zu mal lächelnd von der Seite musterte, schien Caty ebenfalls nicht gerade abgeneigt von dem lieben Marcel zu sein und sie würde auch ein kleines Fünkchen Liebe für ihn empfinden.
Wenn ich mir die beiden gerade so ansah, dann erinnerten sie mich ganz schön an Timi und mich, als wir uns damals gerade erst einmal frisch ineinander verliebt hatten, obwohl das bei uns damals auch ganz schön kompliziert gewesen war.
Ich sah meinen Mann nur von der Seite und musste augenblicklich breit lächeln, als ich ihn dabei beobachtete, wie er seine Kippe rauchte und stets darauf achtete, dass ich den Rauch bloß nicht abbekam und auch noch einatmete.

Ich sah auch kurz hinunter zu unserem gemeinsamen Sohn, der mit unserem Hund Heisenberg an der Leine neben mir herlief und schon ganz heiß darauf brannte, endlich auf den Weihnachtsmarkt gehen zu können.
Jetzt wo ich meine beiden Männer so sah, war ich doch schon ziemlich froh darüber, dass ich diesen ganzen Stress damals auf mich genommen und stark dafür gekämpft habe, dass Timi und ich, trotz krasser Umstände, trotzdem noch ein Paar und weiterhin zusammengeblieben sind.
Wer wusste denn auch schon, ob ich ohne die beiden überhaupt ebenfalls so glücklich geworden wäre?! Höchstwahrscheinlich nicht!

Als wir den riesigen Weihnachtsmarkt endlich erreicht hatten, verabschiedeten sich Marcel und Caty augenblicklich von uns, da sie eine Runde alleine mit dem Riesenrad fahren wollten.
Timi und ich warfen uns nur sofort vielsagende Blicke zu und sah und uns dann nach ihrem Abgang ebenfalls auf dem schön beschmückten Weihnachtsmarkt um.
Selbstverständlich, wie jedes einzelne Jahr auch, dauerte es keine fünf Minuten und Felix fand sofort etwas, was er unbedingt, ohne jeglichen Widerspruch, machen wollte.

,,Ich will Dosen werfen machen, Papi! Darf ich bitte Dosen werfen machen?'', bettelte Felix, löste sich von mir und stellte sich stattdessen vor mir, um an meiner Jacke umherzuzupfen.
,,Bist du denn schon groß genug, damit du dort auch ankommst?'', neckte ich ihn lachend und er zog einen Schmollmund, welcher mich einfach zu krass an Timi erinnerte.
Wann immer ich Timi irgendwie neckte oder ärgerte, zog er ebenfalls so einen Schmollmund und tat einen auf beleidigte Leberwurst.

,,Ne, das bin ich höchstwahrscheinlich noch nicht, aber du kannst mich ja hochheben, damit ich ankomme.'', erwiderte Felix nur und sah erwartungs- und hoffnungsvoll zugleich zu mir hoch.
Ich strich meinem achtjährigen Sohn nur über den Kopf und lächelte ihn breit an.
,,Na gut, du darfst Dosen werfen.'', stimmte ich dann schlussendlich lächelnd zu und er umarmte mich kurz.
,,Danke, Papi!'', quietschte er und rannte daraufhin auch schon mit Heisenberg zusammen zudem besagten Stand.
Ich setzte ebenfalls zu den ersten Schritten an, doch da hielt mich Timi, der die ganze Zeit über geschwiegen und in der Gegend umhergestarrt hatte, fest.

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