Der Tätowierer

582 18 3
                                    

-Lukas' Sicht-

Ich bog einmal rechts in die Straße ein, ging den Bürgersteig entlang, fuhr mir meine verirrten Strähnen aus dem Gesicht und steckte meine Bahnkarte, die ich eben aufgrund der Kontrolleure gebraucht habe, zurück in meine Jackentasche.
Ich schulterte mir meinen Rucksack wieder zu recht, kramte mein Handy aus der Hosentasche hervor und musterte mich einmal in der Spiegelung, während ich mir meine Haare zu recht rückte, die Dank des Windes völlig zerstört aussahen.
Ich seufzte einmal leise, weil ich es von vornherein schon hätte wissen müssen, dass meine Frisur bei dem Wetter nicht länger als drei Sekunden halten und ich mich gleich wieder von ihr verabschieden würde.

Ich ließ mein Handy nur zurück in die Hosentasche wandern und zupfte mir dann mein Zopfgummi vom linken Handgelenk weg, ehe ich mir fix ein Zöpfchen machte, damit ich nicht weiterhin wie der allerletzte Vollidiot aussah.
Ich musterte mich noch einmal in der Spiegelung des Fensters, ehe ich einmal tief durchatmete, mir meine Klamotten zurecht zupfte und dann in Richtung der Eingangstür ging, wo ich meine Hand augenblicklich auf die Türklinke legte.
Ich drückte diese sofort herunter und betrat daraufhin das kleine Tattoostudio. Ich sah mich einmal in diesem um und war dann doch mehr als erleichtert darüber, dass sich in diesem, bis auf ein Kunde, der sich gerade den Rücken tätowieren ließ, niemand weiter befand.

Ich hatte mir nämlich gar keinen Termin geholt und es ist viel eher eine spontane Entscheidung gewesen hierher zu fahren. Ich hatte mir das Tattoostudio, mit der besten Bewertung, in meiner Nähe herausgesucht und hoffte einfach, dass man Zeit für mich haben würde.
Falls es aber doch nicht klappen sollte, wäre das auch nicht allzu schlimm und ich würde mir dann einfach einen Termin geben lassen. Auch wenn ich es wirklich nötig hatte, ausgerechnet jetzt einen Termin wahrnehmen zu können...
Ich seufzte nur leise, schüttelte mit dem Kopf und drückte mir einfach innerlich die Daumen, während ich in die Richtung des Tresen ging, vor dem dick und fett Anmeldung drauf stand und bei dem ich wahrscheinlich nichts falsch machen würde.

Ich sah mich unsicher auf diesem um und bemerkte dann eine kleine Klingel auf diesem stehen, die ich zögerlich und schüchtern zugleich betätigte, sodass diese ein total leises Geräusch von sich gab, aber ich trotzdem darauf hoffte, dass es irgendjemand gehört hatte.
Ich krallte mich nur regelrecht in den Tresen fest, sah mich nervös um und konnte kurz darauf hören, wie eine Tür aufging und kurz darauf ein Mann hinter dieser hervortrat, der schätzungsweise einen halben Kopf kleiner als ich ist.
Er sah sich verwundert um, ehe er mich am Tresen stehend bemerkte, einmal zu lächeln anfing und dann augenblicklich hinter diesen trat, um mich und die Unterlagen, die sich wahrscheinlich unter diesem befanden, zu mustern.

,,Hey, wie kann ich dir helfen? Hast du einen Termin?'', begrüßte er mich lächelnd, sah mich fragend an und ich seufzte einmal leise, während ich am liebsten direkt wieder umdrehen und nach Hause gehen wollte.
,,Ähm... Hey. Ich...ähm...ich habe keinen Termin.'', erklärte ich ihm schüchtern, kratzte mich am Hinterkopf und kam mir, trotz dass ich mir die Haare nochmal so schön zurecht gemacht hatte, einfach wie der größte Vollidiot auf Erden vor.
,,Ach so, okay. Willst du denn einen machen?'', fragte mich dieser Mann, der leicht lispelte und ich konnte in seinem Gesicht und seiner Tonlage erkennen, dass er von Wort zu Wort immer verwirrter wurde.

,,Eigentlich möchte ich jetzt schon einen haben, wenn das möglich wäre. Ich habe nämlich ein ganz großes Problem.'', erwiderte ich leise, biss mir auf die Unterlippe und der Mann zog nur die Augenbrauen nach oben.
,,Problem inwiefern? Hast du dir selbst ein Tattoo gestochen, oder was?'', fragte er  leicht lachend nach, musterte mich mit sehr verwirrter Miene und fuhr sich leicht aufgebracht durch die Haare, während ich nur ampelrot anlief.
,,Äh...also...ich...ähm...'', stotterte ich nur vor mich hin, sah mich mit unsicheren und schüchternen Augen zugleich in dem sehr gemütlichen und kleinen Tattoostudio um und merkte einfach, dass ich hier nicht reinpasste.

Kurzgeschichten / boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt