When I See You Again

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-Tims Sicht-

,,Musst du wirklich gehen?'', fragte ich traurig und mir stiegen Tränen in die Augen.
Er nickte nur stumm und schaute geknickt auf den Boden.
Nein, er sollte nicht gehen! Von mir aus könnte jede erdenkliche Person aus meinem Leben verschwinden, aber nicht er!
Warum musste auch ausgerechnet er in eine andere Stadt ziehen?! Und dann auch noch in eine Stadt, die gefühlte tausende Kilometer entfernt ist und ich noch nicht einmal die Chance dazu habe, ihn irgendwie besuchen zu können.
Das ist doch alles scheiße, man!

,,Tim, es tut mir doch so unfassbar Leid! Aber ich kann da nun mal leider auch nichts dran ändern.'', versuchte mich mein fester Freund zu beruhigen und wischte mir einige Tränen aus dem schon verheulten Gesicht. Das Stechen in meiner Brust wurde immer größer, desto mehr er mich berührte. Nicht mehr lange und er würde mich nie wieder irgendwie berühren.
,,W-Wieso kannst du das nicht?'', fragte ich weinend nach.
,,Ich würde es doch so gerne können, aber das ist leider in keinsterweise möglich. Ich würde doch auch viel lieber hier bleiben, als an einen Ort zuziehen, wo du nicht bist.'' Er nahm mein Gesicht in seine Hände und presste unsere Stirnen aneinander.
Wir sahen uns gegenseitig tief in die Augen und auch ihm flossen die Tränen, wie Bäche die Wangen hinunter. Es verletzte mich so sehr, ihn so sehen zu müssen.

Keine Ahnung, wie lange wir so dastanden. Von mir aus hätte jede einzelne Jahreszeit an uns vorbeiziehen können und es wäre mir noch nicht einmal aufgefallen.
Ich wollte nur, dass dieser Moment nicht endet, sondern dass er für immer bleibt, nur damit ich mich nicht von Lukas trennen brauchte.
Doch selbstverständlich musste, wie sollte es auch anders sein, irgendwas diesen wundervollen Moment zerstören, denn ein Hupen unterbrach unsere Zweisamkeit und die ungeduldige Stimme von Lukas' Vater drang zu uns durch.

,,Lukas, jetzt steig' aber endlich mal ein! Wir wollen nicht erst heute Nacht ankommen!'', rief sein Vater vom Auto aus und machte eine Handbewegung, die zeigen sollte, dass Lukas endlich mal einsteigen sollte.
Doch Lukas ließ sich davon nicht weiter beirren, sondern legte seinen Lippen ganz langsam auf meine.
Bitte, lass' diesen Moment niemals enden!
Doch natürlich war dieser Moment, wie viele andere tolle Momente im Leben nun einmal eben auch, viel zu schnell vorbei.
Als Lukas und ich langsam nach Luft rangen mussten, lösten wir uns voneinander und er lächelte mich an.

,,Ich werde dich so sehr vermissen, mein Kleiner.'', flüsterte Lukas leise und vereinte wieder unsere Lippen miteinander. Mein Kleiner - ich werde diesen Kosenamen so sehr vermissen, wie nichts anderes auf der Welt.
Als wir uns wieder voneinander gelöst hatten, wischte er mir erneut einige Tränen aus dem Gesicht, doch ich hielt dieses Mal seine Hand festgedrückt an meiner Wange fest.
,,Ich werde dich auch vermissen - so sehr.'', flüsterte ich ebenfalls und umarmte ihn. Lukas strich mir liebevoll durch die Haare, drückte mich fester an sich und ich heulte nur weiterhin seine Schulter voll.

Ich hasste Abschiede einfach so sehr, sie waren einfach nur schrecklich und unerträglich.
Und jetzt verabschiedete ich mich auch noch ausgerechnet von meinem festen Freund - schlimmer konnte es doch echt nicht mehr werden. Wer weiß, ob wir uns überhaupt je wiedersehen?
Daran denken zu müssen, tat echt verdammt weh und das Stechen in meinem Herzen wurde immer doller und doller.
Ich wollte nicht, dass er ging und mich somit verlässt. Was sollte ich denn nur ohne ihn machen, wenn er für immer weg ist? Ohne ihn bin ich doch einfach nur ein Nichts und völlig hilflos.
Lukas ist doch die einzige Person, die mich immer wieder auf dem Boden hält, mir Halt gibt und mich immer wieder aus dieser Scheiße gezogen hat, wenn ich mal wieder in eines meiner tiefen, schwarzen Löcher gefallen bin. Ich würde das doch nie ohne ihn schaffen - niemals. 

Ein erneutes Hupen riss uns wieder aus unserer Zweisamkeit und ich sah zudem Auto, in dem seine Familie drin saß und so langsam aber sicher wurde Lukas' Vater immer ungeduldiger.
,,Ich muss jetzt leider gehen...'', flüsterte Lukas schweren Herzens in mein Ohr, löste sich langsam von mir und wischte mir ein allerletztes Mal meine Tränen aus dem Gesicht.
Es tat einfach nur so verdammt weh, dass er mich schon bald nie wieder so berühren würde.

Kurzgeschichten / boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt