Der Hundesitter [1]

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-Lukas' Sicht-

,,Also hier findest du noch die anderen Leinen, falls du Lust darauf haben solltest, sie zu wechseln. Einmal die lange Schleppleine, wenn du mit ihm auf dem Feld spazieren möchtest und die Gurt-Leine, falls du mit der Anderen doch nicht klar kommen solltest.'', erklärte Tim mir, öffnete den Schrank im Flur und ich nickte einmal verstehend, während ich den Innenraum musterte.
,,So...jetzt müsste ich dir eigentlich alles gesagt haben, was es zu wissen gibt. Du kennst unsere üblichen Gassirunden, weißt wann und wie er raus muss, weißt wo das Futter steht und wie viel er davon bekommt, wann du ihm Leckerlis geben darfst... Ne, also eigentlich müsstest du alles wissen.'' Er sah sich nochmal nachdenklich in seiner Wohnung um, während ich ihm nur stumm hinterher ging.
,,Oh, ach so! Ich weiß, dass das eigentlich nicht zu deinem Aufgabenbereich gehört und du sowieso schon mehr genug zutun hast, aber könntest du vielleicht noch so lieb sein und meine Pflanzen gießen? Ein bis zweimal die Woche reicht vollkommen aus. Die Gießkanne steht in der Küche.'', fragte mich Tim schief grinsend, als wir im Wohnzimmer ankamen und er die ganzen Pflanzen auf seinem Fensterbrett bemerkte.

,,Ähm...gerne doch. Aber das sind hauptsächlich nur Kakteen.'', stimmte ich unsicher zu und kratzte mich, der Tonlage entsprechend, am Hinterkopf, während ich aber dennoch über seine Verpeiltheit schmunzeln musste.
,,Hä? Muss man die nicht mindestens einmal die Woche gießen? Die gehen doch sonst ein...'', fragte Tim sichtlich irritiert nach und drehte sich, die Augenbrauen nach oben ziehend, zu mir um.
,,Ähm...ne, eigentlich nicht. Kakteen brauchen nicht so viel Wasser. Die kommen auch 'ne gewisse Zeit ohne aus.'', gab ich lachend zu, lächelte schief und fuhr mir einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht.
,,Ups...''

,,Ähm...okay, wärst du aber trotzdem so lieb und würdest die Pflanzen gießen, die keine Kakteen sind?'', fragte Tim schüchtern nach, biss sich auf die Unterlippe und wurde einige Nuancen dunkler um seine eingefallenen Wangen, was mich innerlich kichern ließ.
,,Klar, ich kümmere mich auch liebend gerne um diese Lebewesen in deiner Wohnung.'', stimmte ich lachend zu, sah ihn einmal vielsagend von der Seite an und Tim stimmte augenblicklich mit ein, während er zusätzlich die Augen verdrehte.
,,Gut, wo wir das jetzt auch geklärt hätten. Ich will wirklich nicht unhöflich sein, aber ich muss langsam wirklich los, mein Flieger geht bald.'' Er sah mich mit entschuldigter Miene an, deutete auf die Uhr, die über seinem Fernseher hing und ich nickte einmal verstehend.

,,So Heisi, du bist bitte schön brav die Woche über und machst Lukas keinen Ärger, ja? Ich will nur Gutes über dich hören, wenn ich wieder zurück bin, mein Freundchen.'' Tim sah seine französische Bulldogge belehrend an, die sabbernd auf der Couch lag und seinen Besitzer nur mit großen Augen anstarrte.
,,Aber ich werde dich wirklich vermissen, mein Dickerchen. Ich hab' dich ganz doll lieb. Ich hätte dich wirklich gerne mitgenommen, aber leider geht das nicht, mein Baby. Ich hoffe du bist mir nicht böse. Dafür machen wir aber ganz viel zusammen, wenn ich wieder da bin, versprochen.'', streichelte er seinen Hund weiterhin ausgiebig und drückte ihm einige viele Küsse auf.
Ich lächelte, als Tim sich noch näher an seinen besten Freund auf vier Pfoten heranpresste, bis er sich schweren Herzens von ihm lösen musste. Er sah ihn entschuldigt an und streichelte nochmal kurz über seinen Kopf, ehe er sich seufzend von der Couch erhob, mich anlächelte und mit langsamen Schritten in die Richtung des Flures schlürfte.

,,Also, wie gesagt, falls irgendwas sein sollte, hast du ja meine Nummer. Du kannst mich ruhig jederzeit anrufen oder schreiben. Die Telefonnummer und Adresse von seinem Tierarzt hängt übrigens am Kühlschrank.'', erklärte mir Tim, als er sich gerade seine Schuhe und Jacke anzog.
,,Werde ich auf jeden Fall machen, keine Sorge. Ich hoffe aber mal, dass ich das mit dem Tierarzt nicht weiter brauchen werde.'', lächelte ich schief, kratzte mich wieder am Hinterkopf und er nickte einmal zustimmend.
Dann schnappte sich Tim auch schon seinen Koffer, nahm seinen Schlüsselbund zur Hand, den er in seiner Hosentasche verschwinden ließ und warf seiner Bulldogge noch einen Luftkuss zu, die ihn nur mit schief gelegtem Kopf musterte.

Kurzgeschichten / boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt