"Galateia" - Teil 35

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Ich zerknüllte Georges Notiz und zielte auf den Mülleimer in der Ecke

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Ich zerknüllte Georges Notiz und zielte auf den Mülleimer in der Ecke. Das Papier streifte mit einem Rascheln am Rand des Eimers vorbei und landete auf dem Boden. Mit einem Murren schlurfte ich in die Ecke des Zimmers und stopfte die zerknitterte Nachricht endgültig in den Abfall. Das war ja wieder typisch! George war weg und hatte nichts hinterlassen außer Befehlen. Ich nahm mir vor mich in Zukunft nicht mehr von ihm Gängeln zu lassen. Er schuldete mir Antworten. Eine kurze Unterrichtsstunde im Meerjungfrauen-Einmaleins war da nicht genug.

In der Küche fand ich einen widerlich braunen Smoothie, der einfach nur gesund schmeckte. Eine von Izzies Superfood-Mischungen, die einen vermutlich unsterblich machte, wenn man sie jeden Tag trank. Das hieß, wenn man den Geschmack von Moos und Stinkefüßen überlebte. Ich drehte mich verstohlen um und als von Izzie keine Spur zu sehen war, kippte ich das Gebräu in den Abfluss und ließ etwas Wasser hinterherlaufen, um alle Spuren zu verwischen. Um den modrigen Geschmack loszuwerden, stopfte ich mir einen Schokoriegel zwischen die Zähne.

Der Praktikumstag verlief ereignislos und ich war froh, als die Uhr endlich den Feierabend anzeigte. Ty wartete bereits an der Tür von Professor Evans Büro auf mich und wir schlenderten gemeinsam hinunter zum Hafen.

Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel und das Geschrei von Möwen durchschnitt die Luft. Auf den Bootsstegen herrschte ein reges Treiben. Touristengruppen standen in langen Schlangen für verschiedene Bootstouren an und einige Fischkutter entluden ihren Fang. Irritiert rümpfte ich bei dem penetranten Fischgeruch die Nase. Meerjungfrau hin oder her, aber daran werde ich mich nie gewöhnen - dachte ich. Ty blickte auf mich hinab und sagte: »Da sind wir schon.«

Neben einem stattlichen Katamaran mit langem Segelmast, lag ein kleines Holzboot, das bessere Tage gesehen hatte. Meine Stimmung sank schlagartig. Klapprige alte Nussschalen schienen mein Schicksal zu sein. Als ich hineinklettern wollte, hielt Ty mich zurück. »Hey, wo willst du hin?«, er deutete auf den weiß glänzenden Katamaran, der das kleine Holzboot in einen dunklen Schatten warf.

»Was?«, stieß ich hervor und musste ein ziemlich dummes Gesicht machen, denn Ty brach in schallendes Gelächter aus. »Ich weiß, es ist ein bisschen übertrieben.«

»Übertrieben? Das ist die verdammte Titanic!«

»Was soll ich sagen? Ich denke, da wir auf einer Insel leben, auf der es keine Straßen und somit auch keinen Nutzen für schnelle Autos gibt, kompensieren wir das mit anderen Luxus-Gütern.«

»Was du nicht sagst!«, erwiderte ich und musste den Kopf in den Nacken legen, um das ganze Schiff in seiner vollen Größe betrachten zu können. Der Mast war riesig, sicherlich über zwanzig Meter hoch. Dieser Katamaran war kein kleines Segelschiff, dass man sonntags aus dem Hafen schiffte, um einen kurzen Ausflug zu machen. Er war vielmehr eine ausgewachsene und hochseetaugliche Segelyacht. Woher kam so viel Reichtum? Auch wenn Ty mehrfach beteuert hatte, dass seine Familie keine Mafiosi waren, bekam ich bei dem Anblick dieses Kolosses Zweifel. Ich konnte mir zu gut vorstellen, wie Alec jemanden mit Betonklötzen an den Beinen über Bord warf. Ein kalter Schauer lief mein Rückgrat entlang und ich schüttelte mich leicht, um ihn loszuwerden.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Where stories live. Discover now