"Study Buddy" - Teil 16

1K 86 9
                                    

Ich stand an der Bushaltestelle Ecke Wayland und Bull Street, vor mir lag das Institute for Marine and Wildlife Biology von Simons Bay. Der Eingang für Besucher war bereits geöffnet und ließ die ersten Besucher ein. An allen vier Kassen befanden sich bereits Warteschlangen, die hauptsächlich aus jungen Familien und Schulklassen auf einer Exkursion zu bestehen schienen. Über dem Gebäude, welches die Kassen beherbergte, prangte das Schild mit den zwei ineinander verschlungenen Delfinen, dem Logo des Themen Parks, der vor einigen Jahren ins Leben gerufen worden war, um mehr Touristen anzulocken. Auf diese Weise versuchte man, die gemeinnützige Arbeit sowie die Forschungsprojekte des Instituts finanziell zu unterstützen. Ich umrundete die Warteschlangen und lief zu einem der Seitentore für Mitarbeiter des Instituts, heilfroh mir nicht zwischen quengeligen Kleinkindern und rotzfrechen Grundschülern die Beine in den Bauch stehen zu müssen.

Ich klopfte an und wartete einen Moment auf eine Reaktion. Als keine kam, drückte ich die Türklinke herunter und trat ein. Vor mir lag ein langer, mit flackernden Halogenlampen beleuchteter Gang. Am Ende saß ein Mann in blauer Uniform, der gerade die eine Hand mit einer Cola Zero auf seinem Bauch balancierte und mit der anderen eine Tüte Chips entleerte. Was für ein Frühstück, wir hatten gerade mal halb neun Uhr morgens. Als ich näher trat, sah mich der Mann an und nickte auffordernd. Ein paar Chipskrümel lösten sich dabei aus seinem Dreitagebart und segelten zu Boden.

»Mia Martens«, sagte ich sorgfältig auf mein Englisch achtend, »ich soll mich bei Professor Evans melden.«

»Ah ja, du bist dann wohl die Neue«, erwiderte er und nahm noch einen Schluck von seiner Cola, »Professor Evans hat heute Morgen sowas erwähnt«, fügte er hinzu und rülpste. Und ich musste an mich halten, nicht die Nase zu rümpfen.

»Sorry«, erwiderte er dann etwas verspätet, leckte sich die fettigen Finger ab und reichte mir ein Klemmbrett mit einem Formular.

»Füll das hier aus und reich es nach Feierabend wieder bei mir ein, ist für deinen Sicherheitsausweis.«

Ich nickte und klemmte mir das Brett mit dem Formular unter den Arm.

»Professor Evans erwartet dich in Ihrem Büro«, sagte der Wachmann und suchte sofort wieder nach seiner Chipstüte, »zweite Etage, drittes Büro.«

»Danke«, gab ich zurück und machte mich auf den Weg zu der Frau, die während meines Praktikums meine Mentorin sein würde, eine renommierte Forscherin und Koryphäe der Meeresbiologie. Nervös wiederholte ich auf dem gesamten Weg durch das Treppenhaus die Etage und die Nummer des Büros in meinem Kopf. Ich wollte mich auf gar keinen Fall verlaufen. Immerhin sagte man ja nicht umsonst, dass der erste Eindruck zählte, und den Eindruck den Professor Evans von mir haben sollte, war dass ich eine junge, überaus engagierte und fähige Verstärkung für ihr wissenschaftliches Team war.

Als ich leicht aus der Puste im zweiten Stock ankam, stand ich aber trotzdem recht unvorbereitet vor dem Büro mit der Nummer Drei. Ich hob die Hand, um anzuklopfen, und zog sie sogleich zögerlich zurück.

»Na wen haben wir denn da?«, schallte es mir vom anderen Ende des Ganges entgegen, »Wenn das nicht die kleine Abenteurerin von Wilbur Island ist!«

Erschrocken wirbelte ich herum, »Ty?«

»Sie erinnert sich an meinen Namen«, sagte er und grinste mich recht unverschämt an.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. »Darauf würde ich mir jetzt nichts einbilden, ich bin einfach gut mit Namen.«

»Soso«, gab er zurück und sein Grinsen wurde noch tiefer und ließ sein Grübchen hervortreten. Ich mochte Grübchen besonders gerne. Wenn man ein Lächeln mit einem Eisbecher gleichsetzte, dann waren die Grübchen die Sahnehäubchen mit der Kirsche oben drauf. Jetzt reiß dich mal zusammen Mia, schoss es mir ruckartig durch den Kopf.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora