"Grabenkämpfe" - Teil 19

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»Da wären wir«, sagte Ty und stellte den Eimer mit toten Fischen an den Beckenrand. »Ich hoffe, du hast deinen Bikini mitgebracht«, fügte er mit einem Grinsen hinzu.

»Wie bitte?«, fragte ich irritiert, »Ich dachte, wir wären zur Fütterung hier.«

»Die Fische sind nur Belohnung für unsere kleine Meiko hier«, er deutete zum Beckenrand, wo wie auf Zuruf die Schnauze eines Delfins auftauchte. Das Atemloch des Delfins öffnete sich und er blies unter einem lauten Zischen einen feinen Nebel aus Salzwasser in die Luft. Ich zuckte zusammen und machte ein paar Schritte rückwärts.

Ty zog die Augenbrauen kraus. »Was denn? Du hast doch wohl keine Angst vor Delfinen oder?«

Er beugte sich herunter und tätschelte die graue Schnauze des Delfins. »Meiko ist ein ganz liebes Mädchen.«

Wie zur Antwort keckerte der Delfin und wippte mit dem Kopf auf und ab, als wolle er mich bitten näher zu kommen. Nichts hätte ich lieber getan. Ich hatte noch nie einen Delfin von Nahem gesehen und mit einem zu Schwimmen, war ein bis jetzt unerfüllter Traum.

Leider, planschte Meiko in einem riesigen Bassin voller Salzwasser und ich hatte mein gestriges Erlebnis am Pool noch nicht vergessen. Ja, die Schuppen waren letztendlich verschwunden, aber es hatte einige lange und schmerzhafte Minuten der Ungewissheit gebraucht.

»Na komm schon, schnapp dir einen von den Taucheranzügen aus der Umkleidekabine und triff mich in zehn Minuten wieder hier.«

»Ich äh ...«, mir fehlten die Worte. Was konnte ich Ty nur erzählen, damit ich nicht ins Wasser musste? Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn mir in seiner Anwesenheit ein paar Flossen wuchsen. Vielleicht würden sie mich ebenfalls in ein Aquarium stecken und zur Schau stellen? Ich wäre sicherlich eine richtige Touristenattraktion.

Ty stand auf und kam näher. »Du hast doch nicht wirklich Angst oder? Das wäre nämlich ziemlich schlecht in einem Forschungsinstitut für Meerestiere.«

»Nein, natürlich habe ich keine Angst vor Delfinen. Es ist nur ...«, komm schon Mia, denk dir was aus.

Seine silbernen Augen sahen mich erwartungsvoll an und ohne weiter nachzudenken, platzte es aus mir heraus: »Ich hab meine Tage.«

Ty stutze sichtlich, als wüsste er nichts mit dieser Information anzufangen. »Deine Tage?«, fragte er dann, als wolle er sich versichern sich nicht verhört zu haben.

Oh nein! Wie peinlich! Von all den möglichen Erklärungen hatte ich ausgerechnet das sagen müssen? Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden und aus Erfahrung wusste ich, dass Ty nun in mein hochrotes Gesicht blickte. Einmal mehr verfluchte ich meine elfenbeinfarbene Haut, die absolut jede erhitzte Emotion sofort zur Schau stellte.

»Ja meine Tage! Ich dachte, du wärst Biologe, oder soll ich dir eine Zeichnung erstellen?«

Ty hob abwehrend die Hände. »Schon gut, schon gut, vergiss dass ich gefragt habe.«

Ich verschränkte die Hände vor der Brust und funkelte ihn an. Er griff sich in den Nacken und sagte ohne mich anzusehen: »Also gut, dann gehe ich alleine rein und du führst Buch, alles klar?«

Ich nickte und ergriff das Klemmbrett mit einem Formblatt.

»Warte, du ziehst keinen Taucheranzug an? Ist das Wasser nicht viel zu kalt?«, fragte ich, als ich sah, wie Ty sich wieder dem Beckenrand näherte.

Er grinste und ließ sein Grübchen aufblitzen. »Diese Anzüge sind was für Weicheier.«

Rasch zog er sein T-Shirt aus und entblößte seine nackte Brust. Hastig senkte ich den Blick und tat so als müsse ich etwas Wichtiges notieren. Als ich wieder aufblickte, sprang er in einer flüssigen Bewegung kopfüber in das Delfinbecken. Bereits im nächsten Wimpernschlag durchbrach er die Oberfläche. Sein schwarzes Haar glänzte nun im Licht der Sonne und abertausende Wasserperlen rannen über seine muskulösen Arme. Ich schluckte. So etwas hatte ich bis jetzt nur in Hollywoodfilmen gesehen. Doch nun stand ich vollkommen unvorbereitet vor einem Typ, der wohl ohne Zweifel das nächste Calvin Kline Unterwäsche Model werden konnte. Ty fing meinen Blick auf und aus Angst er könne meine Gedanken erraten haben, versuchte ich ihn abzulenken.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora