"Hetzjagd" - Teil 27

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»Also?«, fragte ich erneut und nahm das Tau entgegen, das Ty mir entgegenwarf. Nach dem anstrengenden Arbeitstag hatten wir endlich den Hafen angesteuert, machten das Boot fest und entluden die gesammelten Sensoren.

»Hmm?«, erwiderte er und schien abgelenkt, als er den Motor des Schlauchbootes mit einer Schutzhaube überzog. Ich stöhnte innerlich, langsam wurde ich ungeduldig. Ich hatte den ganzen Tag darauf gewartet, dass er mir endlich offenbarte, ob das Referat, das ich ihm gestern Abend zugeschickt hatte, etwas taugte oder nicht. Immerhin hing davon der Erfolg meines Praktikums ab. Die Tatsache, dass er es bis jetzt mit keinem Wort erwähnt hatte, machte mich nervös. War es wirklich so schlecht? Bei dem Gedanken wurde mir übel. Jetzt sei nicht so ein Weichei Mia! - Schoss es mir schlagartig durch den Kopf. Ich gab mir einen innerlichen Ruck und fragte zum dritten mal: »Bist du schon dazu gekommen meine Arbeit durchzusehen?«

Dieses Mal hob er endlich den Kopf und betrachtete mich mit einem Stirnrunzeln. »Klar, ich habe dir das Feedback schon gestern zurückgemailt. Checkst du deine Mails nicht?«

Äh! Gute Frage! »Oh okay, ich hatte nicht erwartet, dass du so schnell damit fertig bist.« War das jetzt etwas Gutes oder hatte mein Referat so grausam abgestunken, dass er sich gar nicht erst viel Mühe gegeben hatte?

Ty schien zu erahnen, was in mir vorging und er lächelte, als er mir eine der Transportkisten aus dem Boot reichte. »Keine Panik, es war ziemlich gut für deine erste akademische Arbeit. Wirklich gut recherchiert, nur an der Struktur solltest du noch etwas feilen, aber ich bin mir sicher, das wird kein Problem darstellen.«

Ich nickte und schob den Teil von mir beiseite, der gerade innerlich schnurrte, nur weil er von Ty gelobt worden war. Ich nahm mir vor mich gleich nach der Arbeit an die Revision zu setzen. Wäre doch gelacht, wenn ich dieses Referat nicht rocken könnte.

Ty trat mit der letzten Box neben mich. »Wenn du möchtest, helfe ich dir dabei«, schlug er vor und verlud die Kiste auf den kleinen Transportwagen. Als ich nicht gleich antwortete, fügte er hinzu, »wenn du einige deiner Daten zusätzlich noch grafisch darstellen würdest, dann gäbe das sicherlich noch extra Punkte. Prof. Evans legt auf sowas großen Wert.«

Ugh! Grafen erstellen - davon hatte ich überhaupt keinen Plan. Ich nickte. »Danke, das Angebot nehme ich sehr gerne an. Hast du nachher Zeit? Wir könnten in die Bibliothek gehen.«

»Leider nicht«, gab er zurück und setzte sich in Bewegung. Das Transportwägelchen zog er langsam hinter sich her. Ich wollte bereits enttäuscht, die Segel streichen, als er fortfuhr: »Aber morgen könnte ich dir helfen.«

Ich zog die Stirn kraus. »Ich dachte, du bist morgen auf einer Fortbildung mit Professor Evans und dem restlichen Research Team?«

Ty nickte. »Das stimmt, aber ich könnte gegen Abend bei dir vorbeikommen. Passt dir halb Sieben?«

Nun war es an mir zu nicken. »Ja klar, das ist super! Dann kann ich heute Abend schonmal nutzen, um mir in Ruhe dein Feedback anzusehen.«

»Streberchen«, entgegnete Ty und ich sah, wie sein Grübchen aufblitze.

»Hey, Selber!«, sagte ich und kniff ihn zur Bestrafung in die Seite. Er stöhnte übertrieben auf und rieb sich die Seite. »Verdammt, womit habe ich das verdient? Da biete ich dir schon an, dir zu helfen, und dann werde ich zum Dank gefoltert.«

»Awww! Du tust mir echt leid, ehrlich!«

Tys Augen verengten sich und er neigte den Kopf nach unten, um mich besser im Blick zu haben. »Vorsicht Kleine, ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf!« Zur Untermalung seiner Worte ließ, er es sich dann nicht nehmen mit den Augenbrauen zu wackeln. Und ehe ich mich versah, kicherte ich haltlos, wie eine Dreizehnjährige. Gut, dass außer uns sonst niemand auf dem Pier entlanglief, dachte ich. Ich wusste genau, was Izzie jetzt sagen würde, ›Gib's zu du magst ihn!‹ - Aber zu meinem großen Glück, würde sie niemals etwas davon erfahren.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Where stories live. Discover now