"Georges Regeln" - Teil 31

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»Was hast du mit dem Warren Jungen zu schaffen?«, fuhr George mich an. Er fixierte mich über den Rand seiner Hornbrille hinweg und ich nahm an, dass er mich damit einschüchtern wollte. Da kannte er mich schlecht. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn. »Ich wüsste nicht, was dich das anginge?«

George schnaufte aufgebracht, ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Außerdem dachte ich, du wärst damit einverstanden, dass ich Besuch empfange? Mit Izzie hattest du schließlich kein Problem!«

»Das kann man doch nicht vergleichen. Wenn du wüsstest, was ich wüsste!«, sagte er und machte eine kurze Pause. »Die Warrens sind kein guter Umgang, glaub mir.«

Das hörte ich nicht zum ersten Mal. »Inwiefern?«, bohrte ich nach.

»Versprich mir einfach, dass du ihn nicht mehr siehst«, verlangte er und strich sich die roten Haare aus der Stirn.

Typisch, George und seine Geheimnisse! »Tut mir leid, aber das kann ich dir nicht versprechen«, erwiderte ich.

George rückte seine Brille zurecht. »Mia, bitte es ist mir ernst.«

Was erlaubte er sich eigentlich? »Mir auch George. Aber wenn du mir nicht mit der Wahrheit vertraust, warum sollte ich dir dann bezüglich Ty glauben?«

»Ich kenne Tys Vater und seine Familie sehr gut und glaub mir, du tätest gut daran, ihn nicht mehr zu sehen. Wenn er auch nur ein bisschen nach seinem Vater schlägt, dann ist das niemand, mit dem du Zeit verbringen solltest.«

Gut, er mochte die Warrens nicht, aber einen Grund hatte mir immer noch nicht genannt. Was ging hier wirklich vor sich? »Sorry, aber das reicht mir noch nicht. Außerdem ist Ty mein Tutor. Deine gute Freundin Professor Evans hat ihn mir zugeteilt«, erwiderte ich und wandte mich zum Gehen. »Ich kann dir aber versprechen, dass ich ihn nicht mehr mit hierherbringen werde.«

»Das wäre ein Anfang«, meinte George ernst, »aber zur Sicherheit spreche ich mit Professor Evans und sorge dafür, dass du jemand andern als Tutor bekommst. Eliza wird sicher so nett sein und mir entgegenkommen.«

»Was?«, entfuhr es mir. Das konnte er doch nicht ernst meinen? Hatte er nicht gerade gestern noch behauptet, sich nicht mehr in mein Leben einmischen zu wollen? »Auf gar keinen Fall! Ty und ich sind schon mitten im Projekt. Jetzt zu wechseln würde mich um Wochen zurückwerfen. Außerdem ist das nicht deine Entscheidung, sondern meine.«

»So lange du bei mir wohnst und ich für dein Wohlergehen zuständig bin, ist das sehr wohl etwas, was mich angeht«, sagte George in demselben Tonfall, den er vorhin bei Ty benutzt hatte. Es klang bedrohlich und endgültig. Ich wirbelte herum. »Wirklich? Dann sollte ich vielleicht ausziehen, was hindert mich denn daran? Und außerdem haben wir bereits festgestellt, dass du nicht mein Vater bist.«

George atmete tief ein. »Nein, Mia ich bin nicht dein Vater und du hast recht, ich kann dir nicht verbieten auszuziehen, aber ich bin dein Onkel, das macht mich nicht nur zu deiner Familie, sondern auch zu dem einzigen Menschen, der dir etwas über deine Herkunft und dein Erbe erzählen kann.«

Mein Onkel, so war das also. Vermutlich hatte er sich nur zu diesem Geständnis durchgerungen, um mich weiter hinhalten zu können. »Du bist vielleicht mit mir verwandt, aber bis vor kurzem habe ich noch nicht einmal gewusst, dass du existierst und alles was du bis jetzt für mich getan hast, ist mich anzulügen. Und glaub ja nicht, dass du mich mit deinen Geheimnissen erpressen kannst«, erwiderte ich und hörte, wie sich meine Stimme vor Aufregung überschlug.

»Mia bitte!«, George griff nach mir, um mich am Gehen zu hindern und ich riss mich von ihm los. »Halt dich aus meinem Leben raus, George!«, fauchte ich und stürmte aus der Villa.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Where stories live. Discover now