"Down Under" - Teil 3

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Izzie stapfte mit ausholenden Schritten voraus, meinen Trolley hatte sie im Schlepptau. Ich musste bei jedem zweiten Schritt einen kleinen Hopser machen, um nicht zurückzufallen. Wie konnte jemand mit so kurzen Beinen so schnell laufen?

»Ich hab einiges geplant. Dad hat uns Tickets für die Raging Wombats besorgt. Das ist die Band von Jackson, du weißt schon, der Kerl, der ein paar Jahre über mir in der Schule war.«

»Der mit dem Sixpack und dem Piercing?«, fragte ich, da ich mir die Vielzahl an Typen für die Izzie schwärmte, nur merken konnte, indem ich sie in grobe Kategorien einteilte.

»Nein, der mit den verträumten Augen«, übersetzte Izzie für mich und seufzte schmachtend. »Am Samstag steigt eine Party bei Layla und Peter hat uns zum Paintball spielen eingeladen. Er bringt seinen Kumpel Evan mit, das wird bestimmt super.«

Ein Alarmglöckchen klingelte leise, irgendwo in der hintersten Ecke meines Verstands. »Du willst mich aber nicht verkuppeln, oder? Ich hab keine Zeit für sowas, außerdem werde ich eh nur ein paar Tage bleiben.«

»Ach Quatsch, keiner will dich verkuppeln. Das ist nur ein Treffen unter Freunden, mehr nicht.«

»Izzie!?«, hakte ich nach, denn ihr beiläufiger Ton klang ein wenig zu beiläufig.

»Was denn? Wenn er dir zufällig doch gefällt, wird keiner, was dagegen haben, wenn du über ihn herfällst. Du musst ihn ja nicht gleich heiraten. Mit ein bisschen Rummachen ist Evan bestimmt auch zufrieden«, sagte sie und wurde noch schneller, damit ich sie nicht in die Seite knuffen konnte.

Dann hielt sie so abrupt an, dass ich beinahe in sie hineingelaufen wäre. Sie hüpfte auf und ab und winkte. »Dad, hey Dad, hier sind wir!«

Der Mann, der mit zerschlissener Jeans und einem mit Farbklecksen übersäten Hemd an einem roten Pick-up lehnte, blickte nicht auf. Izzie stellte das Gehopse ein und Pfiff so laut, dass einige der umstehenden Leute die Köpfe drehten. So auch Izzies Vater. Als er uns erreicht hatte, lächelte er und umarmte mich.

»Willkommen in Australien, Mia«, sagte er mit diesem australischen Englisch, das ich so liebte und nahm meinen Trolley entgegen.

»Hallo Mr. Michaels.«

»Bitte, nenn mich Dave«, erwiderte er und wuchtete meinen Trolley auf die Ladefläche seines Pick-ups. Bei der Bewegung rieselten ein paar Sägespäne aus seiner Kleidung auf dem Boden. »Der ist ja federleicht. Da bin ich aber ganz anderes gewöhnt.« Er warf Izzie einen Blick zu.

Izzie streckte ihm die Zunge heraus. »Was denn? Ich packe immer nur das Nötigste.«

Dave schüttelte den Kopf, und erstarrte, als ein Klingelton ertönte. Es war ein Song von ACDC.

»Ah, das ist bestimmt deine Mutter«, sagte er an Izzie gewandt und klopfte hektisch seine Hosentaschen ab. »Wo hab ich das verdammte Ding?«

Izzie beugte sich nach vorne und zog ein altes Nokia aus der Brusttasche seines Hemdes. Es war wie der Rest seiner Kleidung, abgenutzt und voller Farbflecken. Dave nahm seiner Tochter das Handy ab und drückte auf den Annahmeknopf. »Nina, wir sind gleich bei dir. Wir haben Mia gerade...«, er stutzte und nahm das Handy vom Ohr. »Sie hat einfach aufgelegt.«

»Was?«, fragte Izzie und blickte auf den Bildschirm. »Oh Dad, der Akku ist leer. Du hast schon wieder vergessen es aufzuladen.«

Dave kratzte sich am Hinterkopf. »Ich war so in meine Holzarbeit vertieft. Mr. Groeber will die Kommode schon morgen abholen, da habe ich wohl alles andere vergessen. Deine Mom wird mich umbringen.«

»Keine Sorge, ich werde ihr eine Nachricht schicken. Ich sag ihr, wir steckten in einem Funkloch oder sowas«, erwiderte Izzie und zog ihr Smartphone aus ihrer Handtasche. »Dafür hab ich aber was gut bei dir, vor allem wenn sie wieder mit der Uni anfängt.«

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon