"Wilbur Island" - Teil 11

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Das Frühstück war, wie alles, was Käpt'n Martin zubereitete, einfach aber köstlich. Dennoch hatte ich nicht viel davon mitbekommen. Ich verbrachte den Großteil des Essens schweigend. Die verstohlenen Blicke der anderen Gäste waren mir unangenehm und mein Appetit war mir schnell vergangen. Ich wollte alles, nur keine Fragen über den Vorfall in der vergangenen Nacht beantworten. Hastig hatte ich mir ein Toast mit Erdnussbutter und Erdbeermarmelade geschmiert und mich zusammen mit Izzie in eine ruhige Ecke zurückgezogen. Der Rest der Truppe hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und uns in Ruhe gelassen. Nur Nate und Ian waren nach dem Frühstück vorbeigekommen und hatten sich nach mir erkundigt. Nate schien bester Laune zu sein, die Anderen schienen ihn über Nacht von meinem Retter zum Helden auserkoren zu haben. Ich war ihm noch immer dankbar. Immerhin war er hinter mir her, ins kalte Meerwasser gesprungen, um mich zu retten. Doch ich befürchtete, dass der plötzliche Ruhm seinem Ego eher abträglich sein könnte. Und noch mehr, ich hatte Angst, dass er nun etwas von mir erwartete.

»Wie sieht es aus Mädels? Ich hab ne Flasche Jägermeister und nen Sixpack Redbull an Bord geschmuggelt. Ideal für einen gechillten Abend am Lagerfeuer«, sagte Nate und zwinkerte mir zu.

Izzie grinste. »Da lass ich mich nicht zweimal bitten.«

»Was ist mit dir Mia?«, fragte Nate.

Ich rutschte unruhig auf meinem Sitzplatz hin und her. Ich hatte überhaupt keine Lust auf Jaeger Bombs, wie man die Mischung aus Jägermeister und Redbull hier nannte. Getrennt war beides schon gewöhnungsbedürftig, aber zusammen war es einfach nur ekelhaft. Außerdem war das kein Drink mit dem man einen entspannten Abend einläutete, es war viel eher der Startschuss für einen Partymarathon. Doch obwohl ich keine Probleme hatte vor Izzie zuzugeben, dass ich für so etwas nicht zu haben war, umso schwerer viel es mir bei anderen. Nicht alle verstanden mich so wie Izzie und mochten mich, obwohl ich eine totale Langweiler-Streberin war. Ich wusste, dass ich mich mit zu vielen ›Nein's‹ selbst ausgrenzen würde. Da würde auf Dauer auch eine aufgeschlossene, zu allem bereite Izzie, als Eisbrecherin nicht helfen. Doch wollte ich wirklich, so unbedingt von Nate gemocht werden? Ich war mir nicht sicher!

Als ich noch immer zögerte, sagte Ian: »Es gibt auch Marshmellows, falls Jaeger Bombs nicht so dein Fall sind.«

Ich grinste. »Und Schokolade?«

Ian erwiderte mein Grinsen »Natürlich, für wen hältst du mich?«

»Perfekt!«, erwiderte ich glücklich, dass es am heutigen Abend mehr geben würde als Jaeger Bombs und meine verzweifelten Versuche, mich nicht sofort als totale Outsiderin ins Abseits schießen zu lassen. Ian war in meinem Team, das spürte ich, Sufer-Dude-Exterieur hin oder her.

»Super, das wäre dann geklärt«, sagte Izzie.

»Wir wollen vorher noch ein bisschen surfen, Wilbur ist um diese Jahreszeit für seine phänomenalen Wellen bekannt«, fügte Ian hinzu und lehnte sich an die Reling des Schiffes.

»Ja das muss man ausnutzen! Was ist mit euch Mädels? Lust mit rauszupaddeln?«, fragte Nate.

Bei dem Gedanken ins Wasser zu gehen zuckte ich instinktiv zusammen. Izzie warf mir einen schnellen Seitenblick zu und sagte: »Vielleicht morgen. Wir nehmen an Martins Tour über den nördlichen Abschnitt der Insel teil.«

Nate hob die Augenbrauen. »Seid ihr sicher? Ich meine, das sind vier Stunden, dichter Busch, giftige Schlangen, Kriechtiere so groß wie Mäuse und Mücken, die euch förmlich leer saugen werden.«

Izzie seufzte. »Ja weißt du, Mia und ich sind beide große Fans des grünen Schnabeltiers.«

»Dem was?«, entfuhr es Nate.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Where stories live. Discover now