"Root Beer & Naturgewalten" - Teil 34

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»Tadaaa!«, trällerte Izzie und vollendete die Virgin Colada mit einem pinken Papierschirmchen, bevor sie den Cocktail vor mich schob. »Und noch ein Root Beer für dich.«

Ty nahm die braune Glasflasche dankend entgegen und prostete mir zu: »Auf die Fertigstellung des Referats.«

Ich hob mein Glas und ließ es einmal kurz gegen sein Root Beer klinken. Schritt eins auf meiner Liste zur erfolgreichen Biologin: Referat fertigstellen und abgeben. Check!

Nachdem Ty und ich die restlichen Utensilien zurück ins Labor gebracht hatten, war der Entschluss gefallen, mein Referat in der Bibliothek zu beenden. Dies war nicht nur ein Ort, an dem ich mich gut konzentrieren konnte, es war auch relativ unwahrscheinlich, dass ein wütender George dazwischenfunkte. So hatte ich mit Tys Unterstützung mein Referat in weniger als einer Stunde abgabefertig. Nachdem ich es in einen braunen Umschlag verpackt und mit nervös zitternden Fingern in die Hauspost des Instituts geschmissen hatte, war mein Praktikum erst einmal gerettet und der Abend stand frei zu meiner Verfügung.

Die Stimmung im Barton's war großartig, auch wenn es nicht so voll war, wie bei meinem ersten Besuch. Ty und ich saßen an der Bar, beobachteten wie Izzie einen Cocktail nach dem anderen zauberte und mit der Kundschaft flirtete.

»Ist sie immer so?«, fragte Ty und hob sein Getränk an die Lippen. Ich lachte. »Das ist noch harmlos, glaub mir. Izzie ist sowas wie eine Naturgewalt.«

Ty drehte sich auf dem Barhocker zu mir um und betrachtete mich mit einem schrägen Lächeln. »Na dann passt ihr ja ausgezeichnet zusammen.«

Ich stutzte. »Was meinst du?«

Ty zuckte leicht mit den Schultern. »Na als wenn du nicht fähig wärst einen ebenso großen Wirbel zu erzeugen«, erwiderte er und fügte nach einer kurzen Pause hinzu, »oder einen ganzen Wirbelsturm.«

Was meinte er damit? Ich beobachte, wie Izzie sich mit den Ellenbogen auf dem Tresen abstützte und einen jungen Mann tief in die Augen blickte. Sie brachte ihn damit scheinbar so aus der Fassung, dass er sich an seinem Drink verschluckte. Izzie und mich konnte man kaum vergleichen. Ich hatte noch nie jemanden so aus den Schuhen gehauen.

»Verstehe«, sagte Ty. Er rückte ein Stück näher und seine silbergrauen Augen fingen mich ein. »Du weißt noch nichts von deinen magischen Fähigkeiten.«

Magische Fähigkeiten? Meine Hände zuckten so abrupt, dass ich beinahe meinen Cocktail fallen ließ. Was wusste er? Oder war das nur ein Schuss ins Blaue gewesen? Er konnte unmöglich wissen, dass ...

»Aber ich höre besser auf dir davon zu erzählen, das würde dir nur viel zu viel Macht geben.«

Wovon redete er um Himmelswillen? »Macht worüber?«

Tys Grübchen vertiefte sich und ich musste dem Drang widerstehen, es anzufassen, jetzt wo er mir so nahe war.

»Über mich« sagte er, seine Stimme war tief und rau, »Macht über mich.«

Ich schluckte und Ty lachte dieses warme dunkle Lachen, das mein Herz schneller schlagen ließ.

»Mia Martens sprachlos. Dass ich das noch mal erleben darf«, ehe ich etwas antworten konnte, ergriff er meine Hand. »Du solltest mich morgen nach der Arbeit besuchen kommen.«

Ich legte die Stirn in Falten. »In deinem Büro? Steht schon wieder das nächste Referat an?«

Ty schüttelte den Kopf. »Ich meinte auf Wilbur Island. Du solltest morgen einfach mitkommen.«

Ihn begleiten, nach Wilbur Island? War das sein Ernst? »Ich dachte, es dürften keine Außenseiter auf die Südseite. Du hast doch selbst gesagt, dass dein Vater ...«

»Ich weiß, ich weiß«, unterbrach er mich. »Du hast recht, aber meine Familie ist morgen nicht da. Sie sind verreist.«

Ich zögerte. Irgendwie fühlte sich das merkwürdig an, hinter dem Rücken seiner Familie nach Wilbur zu gehen. Das konnte nicht gut enden. Und warum jetzt?

»Das ist eine der besten Chancen, die du kriegen wirst, um Daten über das Schnabeltier zu finden«, ergänzte er, als ich mich noch immer nicht regte. »Was denkst du?«

Er hatte recht. Auf der Südseite war die Wahrscheinlichkeit wesentlich, höher ein Schnabeltier in seinem natürlichen Umfeld zu betrachten. Ich seufzte. »Ok, aber nur für den Fall, dass du mich in eurem Mafia Hauptquartier um die Ecke bringen willst, werde ich Izzie Bescheid geben, wo ich sein werde.«

Ty grinste bis über beide Ohren. »Einverstanden«

»Wer will wen umbringen?«, fragte Izzie und hob neugierig die Augenbrauen. Ty zwinkerte ihr zu. »Ich habe Mia eingeladen meine Superschurken-Festung zu besuchen.«

Izzies Augen wurden groß. »Ich wusste es!«

»Was? Dass ich ein Superschurke bin?«

Izzie lachte. »Das glaubst du ja wohl selbst nicht Tyler Warren. Ich meine, ich wusste, dass du auf Mia stehst.«

»Izzie!«, zischte ich und sah mich nach einem geeigneten Wurfgeschoss um. Doch sie hatte sich bereits mit einer Unschuldsmiene an das andere Ende der Bar zurückgezogen und schenkte ihrem nächsten Opfer ihr schönstes Lächeln.

Ty hatte daraufhin nichts gesagt, er rutschte wortlos vom Stuhl und beugte sich über mich. Seine Wange streifte meine und seine Bartstoppeln kitzelten leicht, als er mir ins Ohr flüsterte. »Sieht so aus, als wäre mein Geheimnis gelüftet.«

Ich schnappte nach Luft und drehte mich so, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. In seinem Blick lag etwas, dass mein Herz zum Rasen brachte. Mit feuchten Händen klammerte ich mich am Barhocker fest, die Welt um mich herum schien sich auf einmal zu drehen.

»Wir sehen uns morgen, Streberchen«, sagte er und ich musste all meine Selbstkontrolle aufbringen, um zur Antwort zu Nicken.

Under water - Das Einmaleins für Meerjungfrauen Band 1Where stories live. Discover now