Kapitel 16

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„Verschlafen rieb ich mir über die Augen, während ich die Toiletten der Raststätte verließ und mich auf den Weg zurück zum Auto machte.
Zwar hatte ich diese Nacht länger geschlafen als in der ersten, allerdings war ich gestern den ganzen Tag unterwegs gewesen und somit war ich immernoch müde.

Den ganzen Tag war ich einfach geradeaus gefahren und hatte gelegentlich kleine Pausen eingelegt um etwas zu essen.
Schließlich hatte ich hier auf einer Raststätte gehalten und übernachtet.

Aber das lange fahren hatte mich ziemlich weit gebracht.
Ich hatte es geschafft durch Texas, Arizona, New Mexico, Louisiana und Mississippi zu fahren. 
Leider ohne irgendeine Unterkunft gefunden zu haben.

Seufzend schloss ich den Wagen auf und schnappte mir eine Flasche Wasser von der Rückbank, bevor ich mich ans Steuer setzte.

Mittlerweile bereute ich es zutiefst einfach abgehauen zu sein, ohne richtig darüber nachgedacht zu haben.
Auch wenn ich noch 480 Dollar hatte und noch nicht tanken musste, irgendwann würde ich beides verbrauchen.
Und immernoch hatte ich keinerlei Ahnung was ich mache, sobald genau das eintritt.
Um ehrlich zu sein versuchte ich auch gar nicht erst eine Lösung zu finden, denn ich schob diesen Gedanken einfach immer beiseite.

Genau wie jetzt.

Mal wieder verdrängte ich den Gedanken und nahm einen großen Schluck Wasser, bevor ich den Motor startete.

Auch wenn ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte, wollte ich mir einfach keinen Kopf über die vielen Dinge machen.
Ich beschloss es einfach auf mich zukommen zu lassen und dann würde ich überlegen wie es weitergeht.

Ich dachte nicht mehr weiter darüber nach und fuhr Rückwärts aus dem Parkplatz, bevor ich endgültig das Gelände der Raststätte verließ. Während der Fahrt bemerkte ich die Fahrer, die mit einem angeekelten Gesichtsausdruck mein Auto betrachteten, bevor ihre Augen schließlich zu mir wanderten.
Gekonnt ignorierte ich ihre Blicke, konnte mir allerdings ein Schnauben nicht verkneifen.

Aber mir war es egal wie sie mich ansahen. Sie wussten nicht wieso ich mir nur so ein altes Auto leisten konnte.
Sie wussten rein garnichts über mich, mein Leben und meine Situation, in der ich gerade steckte.
Und das sollte auch so bleiben.

Leicht genervt drückte ich das Gaspedal weiter runter, sodass der Wagen an deutlicher Geschwindigkeit zunahm. Mein Griff ums Lenkrad verfestigte sich und ich fuhr immer schneller. Konzentriert schaute ich auf die Straße und drückte unbewusst immer weiter aufs Gaspedal.

Augenblicklich machte sich ein beunruhigendes Gefühl in mir breit und mein Atem wurde lauter.
Das Adrenalin schoss durch meinen Körper, während die Angst mich überkam, als wieder der Autounfall von meinem Vater und mir durch den Kopf schoss.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich das Gaspedal komplett heruntergedrückt hatte und ich nun unglaublich schnell über die Autobahn raste.

Für den Bruchteil einer Sekunde hatte ich den Wagen nicht mehr im Griff und er begann leicht von der Bahn abzukommen.

Panisch hielt ich die Luft an und nahm meinen Fuß vom Gaspedal, bevor ich vorsichtig auf die Bremse drückte.
Der Wagen wurde langsamer und ohne zu zögern fuhr ich in die nächste Raststätte. Nachdem ich geparkt hatte, schaltete ich den Motor aus und legte schweratmend meinen Kopf auf das Lenkrad.

„Scheiße", war das einzigste was ich rausbrachte, während ich meine Augen schloss. Meine Lippen zitterten und langsam beruhigte ich mich wieder.
Ich musste vorsichtiger sein was das fahren anging.
Immerhin war ich das letzte mal vor zwei Jahren regelmäßig gefahren und ich durfte das aufkeinenfall auf die leichter Schulter nehmen. Sonst würde ich einen Unfall bauen.
Und das wollte ich keinesfalls nochmal erleben.

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