Kapitel 10

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Schweratmend öffnete ich meine Augen und schaute mich um.

Die Sonnenstrahlen drangen sich durch die kleinen Schlitze der Rollladen und tauchten mein Zimmer in ein gedämpftes Licht. Schweiß floss über meine Stirn, den ich mit meinem Handrücken wegwischte.
Langsam schloss ich wieder meine Augen und atmete tief ein.

Jedes mal fühlte sich der Traum so real an.
Immernoch wusste ich jedes einzelne Detail.
Sogar an die Kleidung die ich am Tag des Unfalls getragen hatte, erinnerte ich mich noch genau. Doch besonders erinnerte ich mich an den Gesichtsausdruck meiner Mutter, nachdem wir erfuhren, dass mein Vater tot war. Wie sie mich voller Hass angesehen hatte.

Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich erneut die eiskalten Augen meiner Mutter vor mir sah.
Schnell öffnete ich meine Augen und rieb mit meinen Fingern über meine Schläfen.

Ich konnte es positiv sehen.
Der Traum war vorbei.
Endlich.
Jetzt hatte ich einige Zeit Ruhe.

Mein noch zuvor lauter Atem wurde leiser und mein schneller Herzschlag verlangsamte sich. Augenblicklich durchströmte mich ein wohltuendes Gefühl.
Erleichterung.

Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, was noch breiter wurde, als mir bewusst wurde, dass heute der große Tag war.

Heute hatte ich meinen High-School Abschluss.

Heute würde ich mein High-School Diplom erhalten. Und anschließend würde ich auf den Abschlussball gehen.

Mein Blick richtete sich auf meinen Kleiderschrank und anschließend auf meine Digital Uhr, die sechs Uhr anzeigte. Auch wenn ich noch eine Stunde schlafen konnte, schlug ich die Decke zur Seite und stand vorsichtig auf.

Schnell machte ich mein Bett, bevor ich mich umdrehte. Mein Blick klebte förmlich an meinen Kleiderschrank, dem ich mich mit langsamen Schritten näherte.
Leise öffnete ich diesen und sofort blieben meine Augen an dem Kleid hängen.
Das Kleid was ich beim Abschlussball tragen würde.

Meine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen und meine Finger umfassten das Material meines rosė farbigen Kleides.
Chloey und ich hatten es vor einigen Wochen zusammen gekauft und es entsprach genau meinen Vorstellungen. Figurbetoned, Trägerlos, vorne kurz und hinten etwas länger. Die Farbe bot einen leichten Kontrast zu meiner braunen Haut und der leichte Stoff fühlte sich gut an. Tyler hatte ich das Kleid auch schon gezeigt, allerdings hatte er noch nicht gesehen wie es aussah, wenn ich es trug.

Zufrieden holte ich das Kleid aus dem Schrank und legte es vorsichtig auf mein gemachtes Bett, während die Aufregung sich langsam bemerkbar machte

[…]

„Wir sehen uns dann später“, verabschiedete ich mich von Chloey und Tyler, bevor ich meiner Mutter folgte, die schon vorausgegangen war.

„Ich hol dich um 20:30 ab!“, rief Tyler mir zu, bevor sowohl er, als auch Chloey mit ihren jeweiligen Eltern zum Auto gingen. Ich drehte mich wieder um und erkannte, dass meine Mutter schon viel weiter vorne war. Seufzend verschnellerte ich mein Tempo.

In meinem schwarzen Umhang war es verdammt heiß und der Zipfel des Hutes schlug bei jeder Bewegung gegen mein Gesicht. Bis jetzt verstand ich nicht, wieso wir soetwas beim Highschool Abschluss tragen mussten. Tyler meinte, es symbolisiere die Gemeinschaft der High School, immerhin hat jede Schule eine andere Farbe für das "Cap and Gown" Outfit.

Aber hätte nicht auch etwas anderes die Gemeinschaft symbolisieren können? Vielleicht etwas luftigeres? Und verdammt wieso musste unsere Highschool ausgerechnet die Farbe schwarz für die Umhänge und Hüte wählen? Wäre es eine andere Farbe gewesen, wäre die Sonne viel erträglicher.

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