ᴏᴘᴇɴ ʏᴏᴜʀ ᴇʏᴇs

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„Du hast einen Straßenköter in deine Wohnung gelassen?! Die sind potenzielle Vergewaltiger... das ist er klar, oder?", rief Taehyung viel zu laut für fünf Uhr morgens und sprang wie vom Blitz getroffen auf, um Yoongi zurück gegen die Wand zu stoßen und ihm sein Knie zwischen die Beine zu rammen, woraufhin dieser widerstandslos zu Boden sank.

Der ehemalige Rapper hatte meine vollste Bewunderung dafür, dass er nur ein dumpfes, gequältes Aufstöhnen von sich gab.
Auch wenn ihm die Schmerzen deutlich ins Gesicht geschrieben standen und ich förmlich daraus fühlen konnte, was für eine Kraft Taehyung aufwenden konnte, wenn er nur wollte.

„Was zum Geier hast du dir dabei gedacht, Park Jimin?", brüllte mein bester Freund mich an und ich verfluchte mich gerade wirklich für den aufsteigenden Drang lachen zu müssen.

„Der Schlumpf hat mich kastriert!", kam das tiefe Stöhnen aus der Ecke, woraufhin Taehyung sofort von mir abließ, sich vor Yoongi auf den Boden hockte und seinen Kopf an den blonden Haaren zurück riss, damit er ihn richtig ansehen konnte. Ich war kurz davor aufzuspringen, um meinen besten Freund von weiteren unvorhergesehenen Aktionen abzuhalten, doch da fing er schon wieder an zu reden.

„Nenn mich noch einmal Schlumpf, du Wichser, und ich..." Der Rest seiner erstaunlich drohenden Worte wurde von einem weiteren Schrei unterbrochen, gefolgt von dem sehr schmerzhaften Geräusch Yoongis Kopfes, der zurück gegen meine Wand knallte, weil Taehyung ihn so erschrocken losgelassen hatte.

Mit einem Satz war Taehyung wieder bei mir und klammerte sich an die Lehne der Couch.
„Du hast einen verfickten Geist in deine Wohnung gelassen!?"
Auf seiner Stirn stand der Schweiß und er atmete so schnell, dass ich ihm beruhigend über den Rücken strich und seine Hand hielt, wie damals, als er einmal fast hyperventiliert hatte.
Ironischerweise war das auf dem ersten Bangtan Konzert gewesen.

„Bitte sag mir, dass ich träume, Jiminie. Bitte. Es gibt keine Geister. Ich bin noch nicht tot", wimmerte dieselbe Person, die Yoongi vor zwei Sekunden noch ohne zu zögern verprügelt hätte.

Über Taehyungs blaue Haare hinweg sah ich zu Yoongi, der noch immer reglos auf dem Boden meines Wohnzimmers saß, mein fragendes Gesicht allerdings nur mit schmerzverzerrter Miene abwinkte.
„Ich mach das schon...", brachte er mühsam hervor und kämpfte sich zurück auf die Beine. Spätestens jetzt hatte er meine komplette Hochachtung wieder zurück, die er verloren hatte, als er hier eingezogen war. Ich wäre dort vermutlich für erst einmal für zwei Stunden liegen geblieben und hätte gehofft irgendwann an meinen Tränen zu ersticken.

„Yoongi ist tot, oder Jiminie? Ich bin einfach nur zu müde, um klar zu sehen...", nuschelte Taehyung immer wieder und vergrub sein Gesicht in Yoongis T-Shirt und somit meiner Brust, bis der ehemalige Rapper endlich bei uns angekommen war und ihm eine Hand auf die Schulter legte.
Ich musste automatisch lächeln bei dieser Geste.

„Hey... Schlumpf... sieh mich an." Dafür dass Taehyung ihm gerade noch in die Kronjuwelen getreten hatte, klang seine Stimme nicht einmal ansatzweise so gemein, wie er mit mir in den letzten vier Tagen geredet hatte. Irgendwie kam ich mir verarscht vor.

Mein bester Freund sah nur langsam auf. Ich hinterfragte gar nicht erst, was genau Yoongi vorhatte. Es war sowieso nur wieder etwas, mit dem ich nicht gerechnet hätte.

„Bitte sag mir, dass du nur zufällig aussiehst, wie Agust D und in Wahrheit ein einfacher Freund von Jimin bist, von dem er mir nie was erzählt hat", wimmerte Taehyung und sah Yoongi mit so großen Augen an, dass man meinen könnte, sie würden gleich rausfallen.

„Wenn's nur so wäre, aber ich glaub ich muss dich enttäuschen..."
„Taehyung", versuchte ich dem Blonden auf die Sprünge zu helfen ohne mir allzu viele Gedanken über die Bedeutung des ersten Teils seiner Aussage zu machen. Ich sollte es einfach ignorieren.
Diese Sache war jetzt wirklich nebensächlich.

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now