ᴅ ғᴏʀ ᴅᴇᴀᴅ

6.5K 535 85
                                    

„Für viele Fans des K-Raps ist heute vermutlich ein denkwürdiger und zugleich trauriger Tag. Heute morgen wurde im Appartment des berühmten K-Rappers Agust D, ehemals bekannt als Suga aus der K-Rap-Group Bangtan (Rapmonster, J-Hope und Suga), ein Abschiedsbrief gefunden, in welchen Agust D aka Min Yoongi schreibt, dass er dem Druck nicht mehr standhalten konnte und sich deswegen das Leben genommen hat. Es wird vermutet, dass er sich von seinem Fenster aus in den Fluss gestürzt hat. Er bittet explizit nicht nach seiner Leiche zu suchen und nicht um ihn zu trauern. Jung Hoseok, sein ehemalige Kollege und bekannter bester Freund, der den Brief gefunden hat, hat sich im Moment zurückgezogen, ebenso wie Kim Namjoon, sodass weitere Details zu diesem erschreckenden Ereignis uns vorerst wohl noch vorenthalten werden. Haltet euch aber trotzdem..."

Meine Stimme brach beim lauten Vorlesen des Beitrages ab und ich drehte mich schnell von Taehyung weg um eine Träne aus dem Augenwinkel zu blinzeln.
„Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist", war das einzige, was ich herausbrachte.

„Hobi hat es auf Twitter bestätigt. Namjoon auch und alles ist voll davon", nuschelte mein bester Freund, während er in Höchstgeschwindigkeit durch seine sozialen Netzwerke scrollte und sich dabei eine Träne von der Wange wischte.

Yoongi war für ihn ein ebenso großes Vorbild gewesen, wie für mich. Wir haben so viele Hunde ausgeführt und Babys in den Schlaf gesungen, dass ich mich nicht einmal mehr an alle erinnern konnte, nur damit wir uns Karten für ein Konzert leisten konnten. Und das auch noch, nachdem sich Bangtan aufgelöst und alle drei ihre Solokarrieren angefangen hatten.

Besonders Yoongi, der nach einem Jahr Pause seinen ersten Song veröffentlicht hatte, in dem es um seine Depressionen und Sozialphobien ging, hatte mir gezeigt, dass ich nicht allein in meiner Down-Phase war und es immer jemanden geben würde, der mich verstand. So lange Nächte hatte ich damit verbracht seine Songs zu streamen, mir Memes runterzuladen und Nachrichten zu verfassen, die ich ihm per Twitter schicken wollte.

Zwar war ich jetzt aus dieser seltsamen Fanboy-Phase raus, aber die Nachricht, dass sich Min Yoongi, der Min Yoongi, umgebracht hatte, schockierte mich trotzdem. Nach allem was er erreicht hatte, nach alle dem Hate den er kassiert und zurückgegeben hatte, nach allem, was er in seinen Liedern versprochen hatte. Darüber, dass der Tod niemals stärker sein würde, als er.

„Alles gut?"
Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich aufschauen.

„Ja, Tae. Das alles war ja nur ne Phase. Und er hat ja selbst gesagt, wir sollen nicht um ihn trauern, also von daher...", versuchte ich das Stechen in meiner Magengegend zu überspielen, doch allein am Blick des Jüngeren sah ich genau, dass er wusste, dass ich log.

„Na gut. Aber mach jetzt bloß nichts dummes. Seine Musik existiert ja noch weiterhin."
„Wohl eher, mach du nichts dummes. Wie ich dich kenne, wirst du dir zuhause erstmal mit nem Kakao alle Videos anschauen, die es von ihm gibt", gab ich gespielt belustigt als Antwort und beobachtete Taehyung genau, der sein Handy in der Tasche seines Mantels verschwinden ließ und mich überraschend in eine Umarmung zog.

„Vielleicht war ja doch nur alles fake", murmelte er, mehr zu sich selbst, und ließ mich wieder los, ehe er sich seine Tasche nahm und die Haare zurückstrich. So ein kleiner Regenbogen. „Und Jiminie? Mach jetzt bitte Schluss für heute. Alle die jetzt noch kommen um hier was zu trinken, sind entweder arbeitslos, betrunken oder Schwerverbrecher."

„Jaja, alles gut", antwortete ich ihm amüsiert und beobachtete unter einem Grinsen, wie Tae sich zu mir umdrehte, nur um rückwärts in einen Typen reinzukrachen, der komplett in schwarz gekleidet war und offensichtlich gerade eintreten wollte.
Erschrocken sah der Schlumpf zu mir und dann wieder zu dem Typen, dessen Cap er sich soweit ins Gesicht gezogen hatte, dass man nur seine Mundpartie erkennen konnte.

„Sag ich doch, Jiminie. Schwerverbrecher. Benutz deine Bratpfanne, wenn er was versucht", teilte er mir lautstark mit, sodass der Typ es auch mitbekam, und verschwand dann, ohne sich noch ein weiteres Mal umzudrehen aus der Tür hinaus in die Kälte der Nacht. Und ließ mich doch tatsächlich mit diesem Kerl allein, der jetzt langsam auf mich zukam, den Kopf immer noch gesenkt und hoffentlich kein Schwerverbrecher war.

Erst kurz bevor er bei mir angekommen war, ließ er sich auf einen der Barhocker fallen und faltete die Hände unter dem Kinn. Die Cap nahm er noch immer nicht ab.

„Ähm... ich komme sofort", nuschelte ich etwas eingeschüchtert durch den Kerl und ging kurz nach hinten um die Getränkekarte zu holen und vor ihn auf den Tresen zu legen.
Kein Danke.

Die Aura des Mannes machte mich nervös, weshalb ich anfing die Tische zu schrubben und heilfroh darüber war, dass von draußen die Geräusche des Stadtverkehrs zu hören waren.
Ansonsten wäre es hier viel zu still gewesen, da der Gast weder nach der Karte griff, noch eine andere Bewegung machte, die Geräusche verursachte.

„Wollen Sie... nichts bestellen?", fragte ich nach einer Weile zögerlich und stellte mich dem Typen gegenüber, in der Hoffnung er würde die Cap endlich abnehmen und sein Erscheinungsbild dadurch etwas verharmlosen.

„Mal ganz davon abgesehen, dass ich diesem Saftladen nicht vertraue, was die Hygiene angeht... nein. Eigentlich wollte ich nur zu dir. Ein bisschen Plaudern."

Diese Stimme.
Ich kannte diese Stimme.
Mein Herz überschlug sich, als der Typ seine Hand zu der Cap führte und sie von seinem Kopf zog.
Blonde, fast weiße, Haare standen von seinem Kopf ab und die dunklen, kalten Augen ließen mich sofort nervös werden, ebenso wie das leichte, überlegene Lächeln, was der junge Mann schon damals getragen hatte, als er noch als Suga auf den Bühnen performt hatte.
















Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now