ɪ ᴀᴍ ɴᴏᴛ ᴀɴ ᴀᴄᴛᴏʀ ᴀɴʏᴍᴏʀᴇ

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Nachdem Yoongi mir widerwillig ein sauberes Shirt von sich besorgt und ich es mir über den Kopf gezogen hatte, mit der aufsteigenden Frage, wie dieser verdammte Stoff noch nicht müffeln konnte, obwohl er schon mindestens seit vier Tagen in einem Rucksack lag, war ich aufgestanden.

Ich war zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber Yoongis überraschendes Hilfsangebot konnte ich aus Prinzip nicht annehmen, weshalb ich einfach nur still betete, dass dieser kurze Weg zur Couch gerade nicht zu anspruchsvoll für meinen Arsch von Kreislauf war.
Trotzdem konnte ich nicht anders, als mich auf das Sofa fallen zu lassen, sobald ich dort angekommen war.

Das Fenster war angekippt, sodass von draußen nicht nur die warmen Lichter der Stadt hereinschienen, sondern auch das Rauschen der vereinzelten Autos zu hören waren, die zu dieser unmenschlichen Uhrzeit aus irgendeinem Grund noch unterwegs waren.

Yoongi ging am Sofa dabei und stellte dich direkt vor das Glas, um hinauszusehen. Sein Rücken mir zugewandt. Der Traum fiel mir wieder ein.

„Komm da weg!", rutschte es aus mir heraus, bevor ich mich mit eiserner Selbstdisziplin daran hindern konnte. Das Horrorszenario in dem der ehemalige Rapper sich aus eben diesem Fenster stürzte, hatte sich zu tief in mein Gedächtnis eingegraben.

Nur langsam drehte er sich zu mir um. Und obwohl das einzige, was ich sehen konnte, seine blonden Haare waren, merkte ich, dass er nervös war.
Etwas in mir, der letzte Rest des durch und durch guten Menschen, der ich mal war, hinderte mich daran, ihn zu drängen etwas zu sagen.

Als hätte er meine Gedanken gehört, machte er einen Schritt von Fenster weg, sodass das Licht nun auf ihn fiel und ich in seiner Hand einen weißen Zettel entdecken konnte, der aussah, als wäre er beschrieben.

„Lies das... ich mach dir einen Tee und ne Wärmflasche. Dann können wir reden."

Zu überrumpelt von dieser ersten Reaktion, ließ ich mir von ihm den Zettel in die Hand drücken und starrte ihn hinterher.
Das war jetzt nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte... allerdings meldete sich mein Bauch gerade wieder zu Wort, weshalb ich zu ein bisschen zusätzliche Wärme wohl kaum Nein sagen konnte.

Ohne weiter darüber nachzudenken faltete ich den Zettel auseinander, hielt ihn in das schwache Licht und stockte, als ich die ersten paar Zeilen gelesen hatte.

Das war die Seite aus meinem Tagebuch.
Herausgerissen.

Mein schmerzender Kopf brauchte nicht einmal sonderlich lange, bis ich alles so kombiniert hatte, dass es Sinn ergab.
Dieses Arschloch.
Dieses verdammte Arschloch.

Reichte es wohl nicht, dass ich ihn bei mir aufnahm? Nein, er musste auch meine Privatsphäre durchschnüffeln. Es war eine Sache, wenn er meinem Kleiderschrank umgrub und sich ungefragt Sachen von mir auslieh. In meinem Tagebuch standen eine Menge privater Sachen, die nicht einmal Taehyung wusste und ich auch eigentlich für immer vergessen wollte.

Und die Seite hatte Yoongi bestimmt nicht wahllos herausgerissen. Er musste mindestens einen Eintrag gelesen haben.

Wir kannten uns verdammt noch mal nicht einmal und er tat, als würde ihm alles hier gehören, nur weil er davon ausging, dass ich ihm zu Füßen lag.

Vor Wut zitternd und vermutlich auch rot angelaufen legte ich den Zettel, ohne ihn zu lesen, zur Seite.
Meine Wohnung, meine Regeln.
Und wenn ich zuerst etwas wissen wollte, hatte er mir das zu beantworten. Auch wenn er gerade extra für mich Tee kochte.
Das Butler Spielen ging von ihm aus.

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now