sʜᴏʀᴛ ᴠᴇʀsɪᴏɴ

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„Su-... Agus-... Yoongi?", stammelte ich verwirrt vor mich hin, während... dieser Typ mich ausgiebig inspizierte und es offensichtlich zu genießen schien, dass er der Grund für meine Verwirrung war. Doch in diesem Moment konnte ich mich gerade wirklich nicht darum kümmern.

„Kannst mich Yoongi nennen. Wird sowieso unumgänglich sein mit der Zeit", meinte er nur gelangweilt und fing an mit der Getränkekarte zu spielen indem er eine der abgenutzten Ecken versuchte weiter auszufransen.

„W-wie meinst du das?", flüsterte ich atemlos und nahm ihm die Karte weg. Wobei mich in diesem Moment eher weniger interessierte, dass er sie halb auseinander nehmen würde.
Ich konnte nur daran denken, dass vor mir ein Mann saß, der eigentlich tot sein sollte.

„Ich steh nicht so drauf privat mit Stagenamen angesprochen zu werden. Wenn du dich dadurch aber besser fühlst, dann mach es. Ist mir egal-"
„Du... du bist wirklich-..."
„Jup."
„Aber... Agust D ist tot", unterbrach ich ihn so hastig, dass ich mich verschluckte und erst einmal zwei Minuten brauchte um mich wieder einzukriegen.

„Und wem glaubst du? Den Nachrichten oder deinen Augen?"

Für einen Moment fühlte sich mein Mund an wie eine Wüste. Eine stille, tote Wüste, aus der nichts als Sand kommen würde, wenn ich sie öffnete. Einer der Gründe, warum ich nichts sagte.

„Okay, schon klar. Du glaubst mir trotzdem nicht. Weil auch so viele Gestörte auf den Straßen rumlaufen, die sich als toter Rapper ausgeben. Hätte ich mein Handy nicht mit in den Fluss geworfen, könnte ich es dir beweisen."

Yoongi saß auf dem Barhocker, als wäre nichts.
Einen gleichgültigen Blick aufgesetzt, mit den Fingern auf dem Tresen herum trommelnd und mich abwartend musternd, als wäre es jetzt an mir etwas zu sagen.

Ich hatte ihn zwar schon ein paar Mal in echt gesehen und sogar einmal mit ihm geredet, aber das war vor seiner bekannteren Zeit als Agust D.
Das war damals, als ich noch dachte diese Musik sei das einzige, was mich auf die Beine holen könnte.

„Okay, Kleiner. Vermutlich passieren in deinem Kopf gerade mehr Dinge als sonst, was dich sichtlich überfordert. Also vereinfachen wir die ganze Sache jetzt einfach mal. Was muss ich tun, damit du mir glaubst?", murmelte er und stützte seinen Kopf in die Hände.
„Nein, alles in Ordnung. Ich glaube d-dir...", stotterte ich etwas überfordert und lehnte mich an den Tresen. „Ich kenne dich. Ich bin... war... ein Fan von deiner Musik."

Meine Stimme kiekte vor Aufregung und ich realisierte langsam, in was für einer Situation ich mich gerade befand. Mein Vorbild für viele Jahre, was vor einer Viertelstunde noch tot im Han River lag, saß direkt vor mir. Sollte ich hyperventilieren? Sollte ich schreien? Oder ihn einfach nur misstrauisch beobachten, so wie Tae es bei Anglerfischen tat, weil er der Meinung war, dass es unmöglich war, dass es so etwas seltsames und deformiertes überhaupt existierten konnte.

„Das ist mir durchaus bewusst... Park Jimin?"

Vor vier Jahren wäre ich aufgrund der Erkenntnis gestorben, dass er meinen Namen kannte.
Vor ein paar Minuten hatte sich meine Meinung soweit geändert, dass ich nur ein trockenes „Aha" rausbrachte.

„Und warum bist du jetzt hier?", durchbrach ich die seltsame Stille und den immer schneller werdenden Schlag meines Herzens, als Yoongi sich etwas nach vorne beugte. Ich hatte ganz vergessen, wie rein seine Haut war, selbst wenn er ungeschminkt war. Dagegen fühlte ich mich wie ein Buckelwal.

„Lass es mich so sagen... auch wenn ich nicht sonderlich stolz drauf bin: Ich brauch deine Hilfe, Park."
„J-Jimin... gerne Jimin", brabbelte ich vollkommen fasziniert und unbedacht, wie diese Worte ankommen könnten.
„Na... ich bleib bei Park. Aber worauf ich eigentlich hinaus wollte... die Kurzfassung?"

Irgendetwas in seinem Blick sagte mir, dass es keine andere Alternative gab als seine Kurzfassung, weshalb ich einfach nur nickte.
„Schön. Könntest du mich für ein paar Tage bei dir aufnehmen? Mein Flieger nach Australien geht erst in sechs Tagen und solange kann ich nirgendwo hin. Ich mein... mein Gesicht ist überall."
Wie er das sagte, klang es irgendwie herablassend.
Wahrscheinlich war auch das der Grund, der mich glücklicherweise misstrauisch hat werden lassen.

„Warum sollte ich?"
Ein breites Grinsen breitete sich auf Yoongis Gesicht aus. Allerdings nicht dieses Grinsen, was ich von seiner Zeit als Suga kannte. Es war ein Grinsen der hinterhältigen Vorfreude. Und es verschwand auch nicht, als der tote Rapper ein weißes Blatt Papier aus seiner Jackentasche kramte, es auseinander faltete und ein bisschen von seinen Augen weghielt um die Schrift lesen zu können.

„Hey Yoongi, bla bla bla. Ich liebe dich. Bla bla bla. Du bist so toll. Bla bla bla. Irgendein Fleck der aussieht wie verschmierte Tinte. Bla Bla bla. Ah. Da haben wir es, Zitat: Du hast mein Leben gerettet und ich schwöre auf dieses; Du hast was gut bei mir. Bla bla bla. Park Jimin."

Mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen sah Yoongi zu mir auf. Man sah in seinem Blick wie sehr er mein Gefühlschaos genoss.
Dieser kleine Sadist.
Das war der erste und einzige Brief, den ich an Yoongi geschrieben hatte. In der Hoffnung er würde ihn niemals lesen.

„Jedenfalls... jetzt würde ich dieses Versprechen gern einlösen, Park."
„Und warum sollte ich dich aufnehmen? Du bist tot. Du solltest zumindest tot sein", warf ich ein und spürte wie meine Ohren ganz heiß wurden, aufgrund der Einzelheiten, die mir wieder einfielen und welche ich damals in den Brief geschrieben hatte. Hoffentlich hatte er nicht alles gelesen.

„Also einmal... weil du es versprochen hast und... ach komm schon. Wer möchte nicht sein jahrelanges Idol und vermutlichen Grund für Infragestellung der Sexualität in seinem Wohnzimmer haben", spielte Yoongi die letzte Karte aus, die ihm noch blieb, was mich erröten ließ.

„Na schön. Aber glaub nicht, dass es das schon war. Die wesentlichen Fragen stell ich dir morgen alle. Aber noch eine letzte Sache... warum ich? Ein ehemaliger, gruseliger Fan, der unterbezahlt in einem Diner arbeitet..."
„Du warst der einzige Volltrottel, der seine Adresse und Telefonnummer auf den Zettel geschrieben hat und mit ein bisschen Gehirn und Internethilfe war es echt nicht schwer herauszufinden, wo du jetzt Babys in den Schlaf singst..."

















Fragt nicht was das ist... ich brauch das gerade einfach

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now