ᴄᴀɴᴅʟᴇ ʟɪɢʜᴛ ᴅɪɴɴᴇʀ ᴡɪᴛʜᴏᴜᴛ ᴛʜᴇ ᴄᴀɴᴅʟᴇs

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- Yoongi -

Der Esstisch sah perfekt aus.
Es fehlten nur noch die Kerzen, aber als ich in einem der Schränken danach gesucht hatte, wurde ich glücklicherweise von meiner inneren Stimme darauf hingewiesen, dass Jimin und ich keineswegs eine Beziehung führten, zu der Kerzen neben dem Strauß frischer Blumen passen würden, der bereits auf dem Tisch stand.

Daraufhin hatte ich ebenfalls kurz in Betracht bezogen auch letzteres zu entfernen, allerdings durchbrach das wiederum die gewisse Ästhetik mit der ich die Küche des Rothaarigen verschönert hatte.
Und bei der hatte ich mir zu viel Mühe gegeben, als dass ich sie wieder zerstören könnte.

Die Farbe des Weins harmonierten mit viel Fantasie mit dem Rot, was Jimin auf seinem Kopf trug, und die zartgelben Blumen - laut Jimin's Tagebuch, seine Lieblingsfarbe - sorgten für den gewissen Kontrast zu der Platte mit dem Sushi und dem kleinen Schüsselchen für die Sojasoße.
Zwar fehlte in diesem Bild wirklich noch das Licht von einer Kerze, aber übertreiben wollte ich es wirklich nicht. Er würde sich sowieso schon sonst etwas bei dieser ganzen Sache denken.

Und eigentlich sollte es ja nur ein normales Abendessen werden, bei dem ich mir vorgenommen hatte, endlich reinen Tisch zu machen.
Und wie konnte das besser funktionieren, als wenn ich zuerst einmal seine Gunst durch - dieses Mal bezahltes - Sushi und nette Blümchen zurückgewann.

Auch wenn es wirklich ein Akt gewesen war, eingepackt, als würde ich eine weitere Eiszeit befürchten, auf die Straße zu treten und den ganzen Krempel zu kaufen.

Nicht zuletzt, weil der Typ beim Sushi Laden, genau der selbe war, wie der von dem Tag, als ich mit unbezahltem Essen abgehauen war, und er dieses Mal meine vermummte Gestalt, wie auch immer, wieder erkannt hatte.
Zum Glück konnte ich ihm rechtzeitig das Geld unter die Nase halten, bevor er mir ein weiteres Veilchen verpassen konnte.
Seine Augen hatten trotzdem gehässig gefunkelt, als er mir meine Bestellung überreichte.

Für den Kauf des Weines und der Blumen kassierte ich zum Glück nur einen Blick den man entweder mitleidig oder fragend deuten konnte.
Beide Varianten könnte man mit meinem würdevollen Abgang unterstreichen, in dem ich die letzte Stufe aufgrund meiner, ins Gesicht gezogenen, Mütze übersah, woraufhin ich wortlos auf den Bürgersteig gestolpert war und mich im letzten Moment an einer Straßenlaterne abfangen konnte, um nicht auf die Fahrbahn zu laufen.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, diese Woche ohne jegliche Gefühlsregungen zu durchstehen, doch spätestens nach den Briefen von gestern, hatten mich die Schuldgefühle so weit gepackt und geschüttelt, dass ich mich zumindest meinem Gastgeber erklären wollte.
Das waren mir diese ganzen Demütigungen wert, die ich heute kassieren musste.

Dumm nur, dass ich über den Tag ganz verdrängt hatte, dass Jimin's Schicht bis zwei Uhr nachts ging und mir somit noch exakt drei Stunden übrig blieben, die ich irgendwie überbrücken musste, ohne diese ganze Situation zu entschärfen und so zu tun, als wäre nie etwas passiert.

Das würde mir nämlich nicht nur eine Menge Peinlichkeiten ersparen, sondern auch die Tatsache, dass ich jemand anderen als Jin in mein Geheimnis einweihen musste. Und wenn dieser mich seit der Nennung des Grundes und meiner darauffolgenden Bitte nicht mehr ausstehen konnte, was würde dann erst Jimin von mir denken. Er würde mich rauswerfen und ich dürfte zu meinen erfundenen Freunden unter der Brücke ziehen, bis mein Flug gehen würde.

Dann hätte ich niemanden mehr.
Sogar meine Familie dachte, ich sei tot.
Womöglich saß mein Bruder seit Tagen in seinem Zimmer und mache sich Vorwürfe, dass er nicht versucht hatte den Kontakt über die letzten Jahre zu halten und somit für mich da gewesen wäre, während meine Mutter sich bei meinem Vater die Augen ausweinte.

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now