ʀᴜᴅᴇ ᴀᴡᴀᴋᴇɴɪɴɢ

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- Jimin -

Als ich bemerkte, dass ich wach war, hatte ich das Gefühl mich nicht bewegen zu können. Als würde mein Körper aus Blei zusammengesetzt worden sein und so verhindern, dass ich genug Kraft aufwenden konnte, um irgendeinen Muskeln anzuspannen.

Mein Kopf dröhnte sobald ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen und als ich die Augen probehalber öffnen wollte, prasselte der Schmerz auf mich ein, wie Hagelkörner.

Meine Haut fühlte sich erhitzt an und mir stieg der muffige Geruch von Schweiß in die Nase, als ich es endlich schaffte mich unter Stöhnen auf die Seite zu drehen, damit Yoongi's Arm von meinem Bauch glitt, auf dem er zuvor nach geruht hatte.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er sich gestern noch neben mich gelegt hatte. Nach dem Essen war ich einfach nur ins Bett gefallen und hatte mich dazu gezwungen, nicht über das alles nachzudenken.
Jetzt konnte ich mich allerdings ebenfalls nicht damit beschäftigten.

Eher versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, dieses Gefühl loszuwerden, wie als wäre ich von der Dampfwalze überfahren worden.
Rein rhetorischer Vergleich.
Ich wurde noch nie von einer Dampfwalze überfahren.

Mit den Beinen strampelte ich die Decke von mir und ließ die kühle Luft des Zimmers über meine erhitzte und vor Schweiß nasse Haut fahren. Für einen kurzen Moment erlaubte ich es mir meine Augen zu schließen und diese Kälte zu genießen, bis mein Kopf auf einmal ein leichtes Stechen durchfuhr und das Bett anfing sich auf die Seite zu drehen.

Ungewollt und leicht panisch drehte ich mich mit diesem Gefühl mit und stieß dabei gegen Yoongi, der nur leise etwas vor sich hin murmelte und gerade seinen Arm hob, ihm Begriff ihn erneut auf mir abzulagern. Jedoch kam es nicht mehr dazu, da sich mit der Welt auch noch anfing mein Magen umzudrehen und mir das erdrückende Gefühl des Schwindels und der Übelkeit zu Kopf stieg.

Hektisch schob ich Yoongi soweit zum Rand der Bettkante, dass ich einfach über ihn hinweg steigen konnte, um das Zimmer zu verlassen und zum Klo zu hechten. Dabei riss ich ihn jedoch unbeabsichtigt und nicht gerade sanft mit von der Matratze sodass das Letzte, was ich hörte, bevor ich die Badezimmertür erreichte, ein dumpfer Aufschlag und ein erschrockener Aufschrei war.

Danach bekam ich nichts mehr mit.
Das Einzige, worauf ich meinen Fokus legen konnte, war mein Fuß mit dem ich die Badezimmertür zuschob und meine Hand mit der ich mich am Klo festhielt, um meinen Kopf über die Schüssel zu hängen und mich zu übergeben.

Meine Kehle brannte und ich spürte Tränen in meinen Augen, als ich kurz Luft holte, bevor der Würgreiz wieder einsetzte.
Meine Beine fühlten sich zu schwach an, als dass sie mein Gewicht noch lange tragen konnten, weshalb ich mich langsam auf den Boden sinken ließ, bevor ich ein weiteres Mal meinen Magen in der Toilette ausleerte.

Schweiß rann meine Stirn herunter und ich fühlte, wie das T-Shirt an meinem Rücken klebte. Ich konnte nicht richtig atmen und der saure Geruch nach Erbrochenen stieg mir zu Kopf. Ich fühlte mich komplett ausgelaugt und das Einzige, was mich noch davon abhielt, mich nicht auf die kalten Fliesen des Badezimmers zu legen, war der beißende Schmerz in meinem Bauch, der schon anzukündigen schien, dass er noch nicht alles losgeworden war.

Ungewollt entfuhr mit ein leises Wimmern, genauso wie die Tränen, die jetzt doch über meine Wange rollten und in meinen eher unschönen Mageninhalt tropften. Mir ging es schon lange nicht mehr so dreckig, wie jetzt. Zum Glück. Wäre das vor ein paar Monaten passiert, würden die Schmerzen nur noch verstärkt werden, durch das Gefühl der Hilflosigkeit.

Ganz vertieft in das Horrorszenario um mich herum, merkte ich nicht einmal, wie die Klinke der Badezimmertür herunter gedrückt wurde und sich jemand mir von hinten näherte.

Erst als ich das Rauschen von Wasser hörte und kurz darauf eine Hand an meinem Rücken spürte, konnte ich meine verheulten Augen öffnen und den Kopf leicht zur Seite drehen, um Yoongi anzusehen, der sich mit ernster Miene neben mich auf den Boden gehockt hatte und mit einem feuchten Waschlappen einmal über meine vor Schweiß nasse Stirn fuhr.

„Was machst du hier? Geh wieder schlafen", krächzte ich und unterdrückte den erneut aufsteigenden Drang mich zu übergeben, was jedoch nur dafür sorgte, dass die Kopfschmerzen von vorhin wieder einsetzten und sich weitere Tränen lösten.
Ich wollte nicht, dass er mich so sah.

Doch anstatt zu Antworten starrte Yoongi mich einfach nur an. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber hinter seinen dunklen, ausdruckslosen Augen schien es zu arbeiten. Er dachte nach, was er als nächstes tun sollte. Ich betete, dass mir seine Gedanken positiv gesinnt waren und sich dafür entschieden meiner Bitte nachzugehen. Allerdings setzte ich bei meinem altbekanntem Glück keine allzu großen Hoffnung mehr darauf.

„Bitte", murmelte ich trotzdem noch ein bisschen leiser, bevor die Säure wieder hochkam und ich es gerade noch schaffte mich hochzudrücken und erneut in die Kloschüssel zu übergeben.

Ich ekelte mich vor mir.
Und das vermutlich noch mehr als normal, allein durch Yoongi's Anwesenheit und sein beruhigendes Streicheln über meinen Rücken, nachdem alles für diesen Moment raus war.

Langsam zog ich mich zurück und nahm ihm den Lappen aus der Hand, um mir damit einmal über das Gesicht zu wischen und einen Gesichtsausdruck aufzusetzen, den ich für besonders nette Kunden geübt hatte, damit sie mir Trinkgeld gaben. Yoongi's Trinkgeld an mich würde in dem Fall daraus bestehen, dass er sich endlich verzog und mich in Ruhe ließ.
Dass es nicht zog, lag vermutlich daran, dass ich ihm zuvor kein Essen gegeben hatte.
Leider.

„Hast du ein Fieberthermometer, Park?", zerstörte er die Stille zwischen uns, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, obwohl er spätestens jetzt etwas von dem säuerlichen Geruch meines Mageninhaltes in die Nase bekommen haben musste.
Ich schüttelte den Kopf.

„Willst du zurück ins Bett?"
Ich schwitzte wie ein Stier und wollte schon zurückweichen, als Yoongi seine Hand auf meinem Rücken platzierte und über den feuchten Stoff meines T-Shirts strich, bis seine Frage bei mir ankam.

Widerwillig nickte ich und biss mir auf die Innenseite meiner Wange, als ein weiterer Schmerz meinen Bauch durchfuhr und das Schwindelgefühl erneut aufstieg. Einen Moment drückte ich mich hoch, in Erwartung mich erneut übergeben zu müssen, doch zum Glück verschwand das Gefühl nach zwei Sekunden wieder und ließ Platz für die Sehnsucht danach, mich einfach auf den kalten Fliesen des Badezimmers zusammenzurollen und mich vor Schmerz in den Schlaf zu weinen.

„Okay... warte kurz. Ich bin gleich wieder bei dir."
Yoongi flüsterte. Ich wusste nicht warum.
Ich nahm nur aus dem Augenwinkel war, wie er aufstand und durch die Tür verschwand. Die Hoffnung, dass er nicht wiederkommen würde, stieg mit jeder Sekunde an, bis er irgendwann wieder den Kopf durch die Tür steckte, eintrat und sie somit zerstörte.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war.

Wortlos griff er nach meinem Arm und zerrte mich mehr oder weniger sanft auf die Beine, woraufhin mein Kreislauf allerdings wieder zusammenklappte und ich würgen musste, was Yoongi innehalten ließ. Erst nach fünf Sekunden in denen nichts passierte, begann er den langen Weg zurück zu meinem Bett, der maximal zehn Meter lang sein konnte, in diesem Moment allerdings wirkte, als würde ich das Zehnfache laufen.

Mein Kopf fühlte sich schwer an und wäre es nicht das tote Arschloch gewesen, auf dass ich mich abstützen musste um nicht umzukippen, wäre ich ziemlich dankbar für diese Hilfe. Ich merkte nicht einmal mehr, wie ich an meinem Bett ankam.

Erst als Yoongi mich losließ und ich die weichen Kissen unter meinem Rücken spürte, klärte sich meine Wahrnehmung soweit, dass ich mitbekam, wie mein Blickfeld schwarz wurde und ich in das abdriftete, was irgendwo zwischen Schlafen und Bewusstlosigkeit schweben musste.














Ja, ich lebe noch... vielleicht

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now