ᴛᴡᴇʟᴠᴇ ᴍɪɴᴜᴛᴇs

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- Yoongi -

Ich konnte mich nicht bewegen.
Meine Finger bohrten sich einfach nur fest in den Stoff des T-Shirts, als die Tür aufgeschoben wurde und Jimin's grinsender Kopf erschien, dem allerdings bei meinem Anblick, besagtes Grinsen innerhalb weniger Sekunden wieder von den Lippen fiel.

„Hi", krächzte ich und versuchte probehalber ein Lächeln, während ich versuchte mit dem T-Shirt etwas zu verdecken, dass ich noch immer halb nackt war.

Am ersten Abend hatte ich noch etwas Eindruck schinden wollen, in dem ich den schamlosen Kerl raushängen ließ, der selbstbewusst mit seinem leichten Waschbrettbauch umging, doch mittlerweile war es mir einfach nur noch peinlich, wenn Jimin mich mit diesem undurchsichtigen Blick musterte, der zwar absolut nichts von seinen genauen Gedanken preisgab, aber auch gleichzeitig aussagte, wie dumm er meine Handlung im Moment fand.

Ich holte einmal tief Luft und hoffte, dass die Hitze in meinen Wangen nicht bedeutete, dass ich rot geworden war, bevor ich mich von Jimin wegdrehte und mir das T-Shirt über den Kopf streifte.
Es roch gut.
So wie er.

„Was genau hast du mit meinem Shirt vor?", schoss Jimin sofort los, als ich mich wieder zu ihm gewandt hatte, und richtete sich ein klein wenig auf, damit seine Körperhaltung zu dem finsteren Blick passte, mit dem er mich musterte.

„Das ist nicht dein Shirt", entgegnete ich jedoch sofort und biss mir auf die Lippe, um mir ein Grinsen zu verkneifen. „Jedenfalls hab ich es vor dir im Internet gefunden."

„Das da..."
Er deutete auf mich.
„...ist aber trotzdem von meinem Geld bezahlt worden und wird vermutlich auch von meinem Geld wieder gewaschen werden müssen."

„Ich hab aber keine Klamotten mehr und will hier nicht halbnackt rumrennen. Auch wenn es dich wahrscheinlich eher weniger stören würde..."
Dieses Mal konnte ich mir ein kleines, provokantes Zwinkern nicht verkneifen. Nicht zuletzt, weil Jimin's Kinnlade bei diesen Worten sprachlos aufgeklappt war und in seinem Gesicht sich jetzt deutlich die Perplexität über diese Antwort wieder spiegelte.

Ich hatte erneut die Oberhand über dieses Gespräch. Wer sagt, dass Agust D tot ist, huh?
Würde das Triumphgefühl noch ein bisschen ausgeprägter sein, hätte ich mir in meinem Kopf ein High Five gegeben.

„So hübsch bist du gar nicht."
Und das war der Ausgleich, der dieses Gefühl mit einem Schlag zerstörte.

Zum Glück konnte ich meine Emotionen schon immer gut verstecken, sodass Jimin für diesen Rückschlag nur eine passiv aggressive, hochgezogene Augenbraue kassierte, die ihm ein triumphierendes Lächeln ins Gesicht zauberte, was zuvor noch mir gehört hatte.
Ich würde es lieben, wenn der Grund, warum es existierte, ein anderer wäre.

„Aber wie dem auch sei... ich hab Hunger. Hast du schon gegessen?", fragte Jimin mich so lässig, als hätte dieses Gespräch niemals stattgefunden, während er die Türklinke zur Küche in die Hand nahm und mir auf einmal einfiel, was dahinter auf ihn warten würde. Sofort wallte die Hitze wieder in mir auf und sorgte vermutlich dieses Mal wirklich dafür, dass meine Wangen vor Scham rot anliefen.

„W-was ist das?"
Jimin's Stimme war etwas höher vor Schreck und ich musste mich zusammenreißen, um nicht in einem plötzlichen Redeschwall der Nervosität auszubrechen.

„Hab Abendessen gemacht... für uns beide. Ich dachte, ich bin mal nett und geb dir auch ein bisschen was zurück", murmelte ich so gleichgültig wie möglich und legte meine Hände auf meine Wangen, um die Hitze etwas zu lindern, was jedoch sofort seine Wirkung verlor, als Jimin sich zu mir umdrehte und mich anfing anzustarren.

„Was?!", zischte ich reflexartig und konnte förmlich spüren, wie mein Gesicht noch röter wurde. „Ich hätte den Wein auch allein trinken können, genauso wie ich-..."

„Danke, Yoongi", unterbrach Jimin mich einfach nur und trat langsam in die Küche ein, um sich an den Tisch zu setzen. „Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet..."

„Kein Ding, Park...", nuschelte ich und folgte dem Jüngeren in die Küche, um ihm gegenüber Platz zu nehmen. Erst jetzt fiel mir auf, wie viel Hunger ich eigentlich hatte. Über den Tag verteilt hatte ich nicht sonderlich viel gegessen, aus Angst wieder irgendwas zu essen, was Jimin für sich gekauft hatte. Doch jetzt wo mein Blick wieder über das Sushi glitt, fing mein Magen ganz leise an zu knurren.

„Jetzt fehlen nur noch die Kerzen", murmelte Jimin ganz leise, als würde er versuchen nicht den Moment zu zerstören. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht und ich war mehr als froh, dass von unserer Diskussion vor einer Minute nicht einmal mehr ein Hauch von Säuerlichem in dem Blick des Rothaarigen lag.

„Ich... hatte tatsächlich überlegt welche zu suchen, aber... keine Ahnung", erwiderte ich mindestens genauso leise, weshalb sich zum Glück einige Wörter auch einfach nur anhörten, wie das schläfrige Brummen eines Bären. Jimin musste nicht notwendigerweise wissen, was für Interpretationen ich für so ein Abendessen normalerweise hatte. „Willst du was trinken?"

„Gern, aber... lieber keinen Wein. Ich glaub mir bekommt Alkohol nicht sonderlich gut", hielt Jimin mich auf, als ich nach der Flasche greifen wollte, um sie zu öffnen.
Na super.
Erster Griff ins Klo.
Mit einem leichten Nicken füllte ich in sein Glas Wasser. Daraufhin folgte wieder eine seltsame Stille, in der sich keiner traute etwas zu sagen, bis Jimin auf einmal wortlos zulangte und anfing zu essen.

Als ich mir dieses Szenario in meinem Kopf ausgemalt hatte, hatte ich an eine entspannte Atmosphäre gedacht, in der ich so locker wie möglich eine kleine Unterhaltung mit dem Rothaarigen geführt hätte, ihn über seinen Tag ausfragen würde, um schließlich ganz elegant das Thema zu wechseln und zum Punkt zu kommen.

Das Einzige, was die aktuelle Situation mit der aus meinen Gedanken gemein hatte, war die Tatsache, dass wir uns beide gegenüber saßen und Jimin sich augenscheinlich sehr über das Essen freute.
Ich selbst brachte keinen Ton heraus.
Mein Kopf war wie leer gefegt und das Einzige, worauf ich mich noch konzentrieren konnte, war, dass ich nicht die Reisröllchen mit dem Tunfisch nehmen sollte, da der Rothaarige diese offensichtlich mehr als gerne aß.

Und so vergingen zwölf Minuten.
Zwölf Minuten in denen der Wein ungeöffnet blieb, die komplette Platte leer wurde und ich kein einziges Wort zu Jimin gesagt hatte.

Das erste Mal, als ich meinen Mund wieder aufbekam, war, als Jimin abräumen wollte und ich den Mut zusammen kratzen konnte, um ihn aufzuhalten.
„Ich mach schon", sagte ich schnell, was dem Rothaarigen das Lächeln zurück ins Gesicht zauberte und er mit einem gemurmelten 'Danke' im Bad verschwand.

Ich konnte nicht anders, als ihm hinterher zu sehen.
Als ihm hinterher zu sehen und mich zu fragen, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn ein Feigling, wie ich, sich nicht doch besser umgebracht hätte.













Ich hasse Mücken.
So. Sehr.

Und weil ich ab morgen für sieben Tage ohne Internet sein werde, werden hier solange leider keine Updates kommen.

Carry On  ⇢  YoonminWhere stories live. Discover now