27 Der perfekte Moment.

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»Das ist nicht wahr!«, behauptete ich und holte mir mein Handy zurück: »Danke dir.«

»Ja, ja«, winkte er leichthin ab, doch ich sah ihn fest an: »Im Ernst, danke! Ich hätte das sicher ewig vor mir her geschoben.« Ich würde am Nachmittag damit beginnen all meine Kontakte wieder zu suchen und dieses Mal passte ich ganz genau auf, wem ich folgen würde.

»Seit wir Waffenstillstand haben, bist du wirklich...«, ich hielt inne und Benny hob belustigt die Augenbrauen: »Was? Sprich dich ruhig aus.«

»Nett«, schloss ich und prompt fing er schallend an zu lachen: »Ich war immer schon nett, aber das wolltest du nur nicht sehen.«

»Lügner, du warst immer echt ekelhaft zu mir«, hielt ich dagegen und Benny sah das weiterhin völlig anders: »Ach, mach dir nichts vor. Du warst es, die sich ätzend mir gegenüber verhalten hat und ich habe das nach einiger Zeit nur erwidert.«

»Das glaubst du doch wohl selbst nicht«, ich tippte mir mit den Zeigefinger gegen die Stirn. »Ich hatte ständig das Gefühl, ich wäre die dämliche Tussi, mit der sich 'Pickel' nicht abgeben sollte.« Besonders im Internat. Es hieß immer, dass Benny und Noah als Duo gefährlich waren.

Zu meiner Verblüffung gab Benny zu: »Das wiederum stimmt, ich war tatsächlich der Meinung, dass 'Pickel' nicht so viel mit dir rumhängen sollte.«

Das fand ich sehr interessant und horchte: »Warum? So einen schlechten Einfluss hatte ich auf ihn nicht, eher anders herum.«

Kurz zögerte Benny, schließlich erklärte er: »Ich war eifersüchtig.«

»Völlig unbegründet, 'Pickel' hat eh lieber mit dir Regeln strapaziert als mit mir.« Ich hätte mich jedoch auch nicht dazu hinreißen lassen. Damals war ich so brav, dass es Noah fast die Tränen in die Augen getrieben hatte.

»Ich war nicht auf dich eifersüchtig«, korrigierte Benny und zuerst begriff ich überhaupt nicht, was er mir damit sagen wollte. Stumm sahen wir uns an. Ich ihn ratlos, während er darauf zu warten schien, dass hinter meiner Stirn ein Licht anging. Doch das tat es nicht. Zu benebelt war ich vom Schifferblut.

Erst, als Benny sich zu mir vor beugte und ich seinen Atem spürte, da ging in meinem Hirn buchstäblich die Sonne auf. Sein Kuss ließ mich durch ein Déjà-vu rasen. Nämlich zu jener Nacht, in der Benny mich zum ersten Mal küsste und es in Form von Sex eskalierte.

Warm und zielstrebig bewegten sich seine Lippen gegen meine, mir wurde schwindelig und als seine Finger sanft über meine Wange strichen und mich seine andere Hand an der Hüfte näher zu ihm zog, da flatterten mir die Augen zu.

Der Kuss war schön, so... perfekt.

Damals hatte ich mich nur schemenhaft daran erinnert, wie Benny küsste, vielleicht, weil ich mich gleichzeitig dafür schämte einfach so mit ihm in der Kiste gelandet zu sein. Immerhin war er nie einer der Jungs gewesen, bei dem ich mir vorstellen konnte mehr als zehn Minuten dieselbe Luft einzuatmen, wie er.

Jetzt schlotterten mir die Knie und obwohl ich irgendwo in meinem Kopf wusste, dass ich ihn von mir stoßen sollte, so tat ich es nicht. Meine Lippen brannten, als Benny sich nach einer gefühlten Ewigkeit von mir löste und es war schwer die Augen zu öffnen und aus diesem berauschten Nebel rauszukommen.

Erschreckend ruhig sah ich ihn an, all das war so unglaublich surreal.

„Ich wollte das schon seit ein paar Monaten tun", gestand Benny heiser und ich machte unsicher einen Schritt von ihm weg, um mich aus seinen Armen zu lösen. Mein Herz raste vor Nervosität und Überforderung.

Jenseits der Stille ✓Where stories live. Discover now