27 Der perfekte Moment.

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Gut gelaunt und in schleppenden Schritten betrachtete ich die Themse. Man konnte auf der anderen Seite den Big Ben sehen und das Palace of Westminster. Automatisch kramte ich nach meinem Handy und machte ein Foto.

Ich schickte es an Harry mit den Worten: 'Liebesgrüße aus London' und wünschte, wir würden solche normale Dinge endlich einmal wieder aufleben lassen. So etwas, wie ein Spaziergang, zusammen Essen holen, einkaufen oder einfach nur einen schönen Ausblick genießen. Doch Normal war nichts, was ich in Kombination mit Harry je bekommen würde.

Mittlerweile hätte ich mich dran gewöhnen müssen. Doch ich tat es einfach nicht. Ständig wünschte ich mir die Zeit zurück, die wir ganz am Anfang gehabt hatten. Damals, als ich zumindest eine vorgegaukelte Normalität von ihm bekam.

Benny lehnte sich gegen das Gelände, welches den Abstand zur Themse gewährleistete und genoss den Ausblick. Ich tat es ihm gleich, jedoch machte ich einen kurzen Abstecher auf Instagram, weil ich ein Foto mit meinen Freunden hochladen wollte.

Was mich erschlug waren gefühlt über tausend neue Nachrichten, Follower, Kommentare und Beleidigungen. Die hässlichen Worte trafen mich jedes Mal aufs Neue. Sie zu ignorieren fiel mir schwerer und schwerer.

Dreist nahm mir Benny das Handy aus der Hand: »Machen sie den Scheiß immer noch? Dir komischen Hate schicken?«

»Ich weiß nicht, wieso sie das tun und ich bin immer noch dabei unter jedem Bild die Kommentarfunktion zu ändern. Was mich mehr stört sind die Verlinkungen auf bescheuerten Bilder«, gab ich zu. Überwiegend waren das gephotoshoppte Larry-Bilder unter denen stand, dass Harry und Louis dies und das taten und was Eleanor und ich doch für gekaufte Bitches waren.

»Ich erinnere mich daran, dass du Instagram am Anfang cool fandest«, überraschte mich Benny und ich nickte: »Ja, als ich noch einfach Bilder posten konnte. Aber jetzt muss ich drauf achten wer drauf ist, weil nicht alle, die von Harry wissen, so vielen Leuten ausgesetzt werden möchten.« Mozzie und Soyun fanden das nicht so cool. Für HearZone war es das eine, schließlich arbeiteten sie dort und nur 'unsere Sippe' stalkte das Onlinemagazin.

Die große weite Welt, mit Harrys 24 Milionen Followern war etwas anderes.

Benny verzog nachdenklich das Gesicht: »Hängst du an diesem Account?«

»Mit all den fremden Leuten? Nein, nicht wirklich«, meinte ich leichthin und plötzlich sprach er: „Ich lösche dir den und mache einen Neuen, den du dann direkt auf privat gestellt lassen kannst."

W-Was?

Herausfordernd sah er mich an, doch ich widersprach nicht. Stattdessen ließ ich es geschehen. Vor meinen Augen löschte Benny den gesamten Account mit all seinen Fotos, Kommentare und Herzen. Und komischerweise war mir auf einmal ziemlich leicht ums Herz. Als wäre etwas Dreckiges und Belastendes einfach von meinen Schultern gepurzelt.

„War doch ganz leicht", fand er schmunzelnd. Meine Mundwinkel zuckten: „Nein, die Überwindung war sagenhaft."

»Okay«, wechselte er wieder in die Gebärdensprache und das war viel angenehmer als mit so viel Schifferblut aufmerksam zu sein. »Geben wir dir mal einen neuen Namen. Unter Foxy finden sie dich ja mittlerweile und am besten verrätst du Dicky nicht, dass du einen neuen Acount hast. Sonst verlinkt er den auf Hearzone und wer weiß, wer sich dann bei dir reinhackt, dann geht der Mist wieder von vorne los.«

Ich beugte mich nach links und prustete, als ich sah, mit welchen Namen Benny mich anmeldete: »Isabellariella? Ist ja jetzt nicht krass undercover.«

»Das nicht, aber ich denke mit dem richtigen Profilbild lässt man dich eine Zeit lang in Ruhe«, er machte ein Foto von meinen Doctor Who – Schuhen und richtete den Account weiter ein. In der Bio stand nun: Nervig, launisch & sichtlich angepisst.

Jenseits der Stille ✓Where stories live. Discover now