Kapitel 3 (She)

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Die Hände vor's Gesicht geschlagen rannte ich so schnell wie möglich aus der Schule. Ich konnte nichts sehen, aber immer noch besser, als wenn alle mein hässliches und verheultes Gesicht sehen mussten. Ich lief einfach gerade aus, ohne zu wissen wohin, als ich plötzlich zu meiner linken eine Autohupe und quietschende Reifen hörte. Ich spürte etwas Hartes seitlich in mich hinein rammen. Dann lag ich auf dem Boden, um mich herum gedämpfte Stimmen. Jemand schien auf mich einzureden, doch ich konnte nicht antworten.

Starb ich gerade? Sah ich gleich ein helles Licht und bin dann tot? Im Himmel? Oh bitte lass mich sterben.., dachte ich, doch nichts geschah. Die Stimmen um mich herum blieben. Ich hörte eine Sirene, ein Krankenwagen kam wohl gerade. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es ging nicht. Dann, endlich war ich komplett bewusstlos und bekam nichts mehr mit.

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"Oh bitte Melody! Wach auf! Bitte, ich brauche dich doch." Die Stimme meiner Mutter bahnte sich ihren Weg in meinen Kopf. Anscheinend lebte ich noch.
Warum Gott? Warum hast du mich nicht sterben lassen? Ich will doch gar nicht mehr leben...
Ich versuchte meine Augen zu öffnen. Es war schwer, doch nach ein paar Anläufen hatte ich es geschafft. Ich sah mich um. Ich lag in einem Bett in einem fast komplett weißen Raum. Ich schätze mal, dass ich im Krankenhaus lag. Meine Mum saß neben mir auf einem Stuhl und hielt meine Hand. Sie hatte ihren Kopf auf das Bett gelegt und weinte leise. Ich zwang mich dazu, etwas zu sagen. Es war anstrengend, ich war ziemlich schwach, doch ich bekam es hin. "Mama?"
Es war ewig her, dass ich sie das letzte Mal 'Mama' genannt hatte, aber es erschien mir in dem Moment irgendwie passend. Sie schreckte hoch und sah mir direkt in die Augen. Ihr Make up war verlaufen und sie lächelte. "Melody! Es tut mir so schrecklich Leid. Ich hätte mehr für dich da sein sollen", sagte sie und sah mich immer noch an. Ich verstand nicht ganz... Was meinte sie? Als sie meinen fragenden Blick sah, nahm sie vorsichtig meinen linken Arm und drehte ihn. Dadurch dass das Krankenhaushemd kurzärmlig war, konnte man meine Narben sehen. Das meinte sie dann wohl.

"Es hätte gar nicht so weit kommen sollen, ich hätte merken müssen, dass es dir schlecht geht!", redete Mum weiter. Sie sah ziemlich fertig und verzweifelt aus. Ich war immer noch verwirrt. Was meinte sie mit, es hätte gar nicht so weit kommen sollen? Dachte sie etwa, ich bin mit Absicht vor das Auto gerannt?
"Mum ich habe mich nicht mit Absicht anfahren lassen-", begann ich, wurde aber sofort von ihr unterbrochen. "Versuch gar nicht erst, dich herauszureden. Deine Schnitte sind Beweis genug!"
 Ich wollte ihr widersprechen, doch sie redete sofort weiter. "Und deine Mitschüler auch. Melody, ich habe mit deinem Direktor gesprochen. Ich weiß Bescheid." Als sie das sagte, blieb mir das Herz stehen. "Wann?", fragte ich. "Vor ein paar Tagen. Ganz genau weiß ich es nicht mehr." Schockiert sah ich sie an: "Wie lang war ich weg?!"

"Kein Grund zur Sorge. Du warst nur ein 2-3 Tage bewusstlos. Das Auto hat dich zwar hart getroffen, aber es hat keine bleibenden Schäden hinterlassen", antwortete sie.
"Was genau hat der Direktor gesagt?", fragte ich weiter. Ich musste wissen, was sie wusste. "Er hat mir das mit dem Mobbing erzählt", sie stockte, "auch das mit den Fotos. Melody, Liebes, warum hast du mir nie was davon gesagt?! Wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können!" Traurig sah sie mich an. Sie hielt immer noch meine Hand. "Wann sollte ich bitte mit dir darüber reden? Du warst nie da. Und für mich interessiert hast du dich auch nicht!", sagte ich nun etwas lauter, auch wenn es mir nicht wirklich gut tat. "Das stimmt doch gar nicht!", erwiderte sie und sah mich entrüstet an. "Achja? Und warum hast du nie mitbekommen, dass es mir 2 verdammte Jahre lang scheiße ging?!", ich hatte mich inzwischen aufgesetzt und auch meine Hand weggezogen.
"Wie sollte ich denn, du hast dich immer nur in deinem Zimmer eingeschlossen und dich von mir abgewendet!", nun schrie sie fast. Ich war unendlich froh, als eine Ärztin hinein kam und uns überrascht ansah. "Was ist denn hier los?! ... Melody du bist ja wieder wach! Das freut mich, und Sie sollten jetzt lieber gehen. Melody braucht Ruhe", sagte sie bestimmt an meine Mutter gerichtet. Nur widerwillig erhob sie sich und verließ das Zimmer. Bevor sie ganz ging, drehte sie sich noch einmal um und sagte: "Wir reden morgen.

Dann wir sie verschwunden. Lächelnd näherte sich nun die Ärztin. "Was machst du nur Melody? Hör zu, wenn sich dein Zustand nicht verschlechtert, darfst du das Krankenhaus bald verlassen. Du hast Glück gehabt, auch wenn du es vielleicht nicht so siehst", sagte sie mit einem Blick auf meine Arme. "Sie nicht auch noch.. Ich bin nicht mit Absicht in das Auto gerannt", seufzte ich genervt. Ich hatte keine Lust, jetzt auch noch mit der Ärztin zu diskutieren. Doch sie ging darauf gar nicht ein. "Du bist stark. Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst. Ich mach's kurz, wir und auch deine Mutter sind der Meinung, du wärst in einer Klinik vielleicht besser aufgehoben. Dort-" "Niemals! Ich lass mich nicht einfach so abschieben! Ich bin doch nicht krank!", rief ich sofort. Ich war erstaunt, woher ich so plötzlich die Kraft dazu hatte, aber die Androhung machte mich stinksauer. Und sie verletzte mich zugleich. Auch die Ärztin schien etwas verschreckt von meiner heftigen Reaktion. "Wir reden darüber nochmal in Ruhe. Du solltest dich jetzt wirklich bis zum Abendbrot ausruhen.
"Ich will nichts essen", sagte ich, doch da war sie auch schon weg. Endlich hatte ich die Gelegenheit über alles nachzudenken, was in der kurzen Zeit passiert war.

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Can a boy change your life? *wird überarbeitet*Donde viven las historias. Descúbrelo ahora