Kapitel 13 (She)

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Sie ist in mich reingerannt und meinte etwas von 'du wärst nicht gut genug für mich'. Dabei kommt sie bei weitem nicht an dich ran. Ich kann nicht glauben, dass Typen wirklich auf die Art Mädchen stehen.
xLuke

Immer wieder las ich die letzte Nachricht von ihm und musste grinsen. Seine Worte berührten mich und zauberten mir doch tatsächlich ein Lächeln ins Gesicht. Ich wollte ihn auf jeden Fall wiedersehen, auch wenn es sich irgendwie seltsam anfühlte. So ging es mir schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei einem anderen Menschen.

Danke
-Melody

Ich schickte die SMS schnell ab, bevor ich es mir anders überlegen konnte, als ich plötzlich meine Mutter von unten rufen hörte. "Melody! Es gibt Abendessen! Kommst du?"  Seufzend legte ich mein Handy beiseite und begab mich nach unten. Mum stand in der Küche und holte gerade zwei Gläser aus einem der Schränke, als ich den Raum betrat. Dad war zurzeit mal wieder auf Montage und konnte nicht nach Hause kommen, auch nicht am Wochenende. Er war eh kaum da,  aber ich hatte mich bereits daran gewöhnt. Anfangs war es ziemlich hart gewesen, meinen Vater so oft nicht zu sehen, aber ich schätze, man gewöhnt sich wohl an alles.
"Wie läuft es so in der Schule Schätzchen?", fragte Mum plötzlich, als ich gerade dabei war, mich an den gedeckten Tisch zu setzen.
"Seit wann interessiert du dich dafür?", fragte ich ohne auf sie einzugehen. Ihr war es schon immer egal gewesen, wie es mir ging oder wie ich in der Schule so war. Das sollte jetzt wirklich nicht beleidigend oder sonstiges klingen, aber es war nun einmal wahr und die Wahrheit konnte manchmal echt schmerzhaft sein.
"Aber hör mal! Ich bin deine Mutter." Sie schien empört, als sie ihre Arme in die Hüfte stemmte und mich wütend anfunkelte.
"Hab ich manchmal nicht so das Gefühl", konterte ich und wollte aufstehen. Ich hatte wirklich keine Lust darauf, mich mit ihr zu streiten. Ich wollte nicht, dass sie mir meine halbwegs gute Laune mit ihrer ignoranten Art kaputt machte. Schließlich kam es nicht oft vor, dass ich gut gelaunt war.
"Ich finde langsam übertreibst du." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich mit einem sturen Blick an. Sie wusste ganz genau, dass ich Recht hatte, nur wollte sie es sich nicht eingestehen. "Wo übertreibe ich bitteschön? Zwei verdammte Jahre wurde ich in der Schule fertig gemacht und du hast dich einen Scheißdreck darum geschert! Und sag jetzt nicht, dass du es ja nicht wusstest. Es war nicht gerade unauffällig, aber du warst ja zu beschäftigt mit deiner ach so wichtigen Arbeit. Nie hast du dich auch nur im Geringsten darum gekümmert, wie es mir geht, dabei hätte ich dich gebraucht! Verstehst du? Ich hätte dich verdammt nochmal gebraucht als Mutter!"

Die letzten Worte brachte ich nur noch mühsam heraus. Ich hatte nicht vorgehabt, sie so anzuschreien, aber es war einfach so aus mir herausgeplatzt. All die Wut, die ich auf sie hatte, die ich auf das gottverdammte Leben hatte, war aus mir herausgeplatzt. Tränen strömten meine Wangen herunter, doch das störte mich im Moment nur wenig. Ich wollte ihre Reaktion sehen. Ich wollte sehen, ob sie mir Recht gab und sich bei mir entschuldigte, auch wenn das nur wenig geholfen hätte. Stattdessen stand sie einfach nur da und starrte mich mit einem leerem Blick an. Keinerlei Emotionen spiegelten sich in ihren Augen wider. Da reichte es mir endgültig. Ich stürmte aus der Küche nach oben in mein Zimmer, griff kurzerhand zu meinem Handy und wählte Lukes Nummer, während ich wieder nach unten rannte. Ich wusste nicht genau, was ich vorhatte. Ich wusste nur, dass ich weg wollte.  Gerade als die Haustür hinter mir ins Schloss fiel, nahm Luke ab. "Hallo?"

"Wo wohnst du?", fragte ich sofort ohne auch nur annähernd zu sagen, wer eigentlich dran war.

"Melody? Was ist los?", seine Stimme klang besorgt und gleichzeitig ziemlich überrascht. Er schien bemerkt zu haben, dass ich noch am Schluchzen war. Es war aber auch nicht zu überhören. "Wo wohnst du?", widerholte ich mit erstickter Stimme.
"Ähm... Bahnhofstraße 16b. Wieso? Was ist denn los?", antwortete er und Verwirrung schwang in seiner Stimme. Ich legte jedoch auf ohne noch ein Wort zu verlieren und lief los. Blindlings rannte ich durch die Straßen. Ich spürte die Blicke der Menschen auf den Straßen auf meinem Rücken. Sie durchlöcherten mich mit ihrer Neugier, versuchten in mein Inneres zu sehen, um in Erfahrung zu bringen, warum ich heulend durch die Stadt rannte.

Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ich endlich angekommen war. Hastig eilte ich die Stufen des Wohnblockes empor und starrte auf die Klingelschilder. Verdammt.  Ich wusste ja nicht einmal seinen Nachnamen. Also klingelte ich bei irgendjemandem und hoffte, dass derjenige zu Hause war. "Breuer", meldete sich ein etwas älterer Herr am anderen Ende. "Guten Tag. Könnten Sie mir sagen, ob hier jemand namens Luke wohnt?", fragte ich hastig in die Sprechanlage. "Luke? Meinst du Luke Brown? Ja, er und Lucy wohnen hier. Wieso?", kam es von dem Mann. Ich bedankte mich schnell und erzählte irgendetwas von Chemiepartnern und dass wir ein Projekt zusammen machen mussten, ich aber seine Adresse vergessen hatte. Er glaubte mir ohne groß nachzufragen, wünschte uns viel Glück und brach das Gespräch ab. Ich überflog schnell die vielen Namensschilder und hielt nach 'Brown' Ausschau. So hieß er also. Luke Brown. Mir gefiel der Name.

Endlich hatte ich das Richtige gefunden und drückte auf die Klingel. Es dauerte eine Weile, bis eine weibliche Person antwortete. "Brown?" Ich sagte, ich sei eine Freundin von Luke und dass es dringend sei. Sie ließ mich auch sofort hinein. Ich eilte die vielen Stufen des Treppenhauses nach oben, bis ich bei der richtigen Tür angekommen war. Ich klopfte und sofort wurde die Tür von Luke geöffnet. Überrascht sah er mich an.

"Melody was-" Doch ich ließ ihn nicht ausreden, sondern fiel ihm einfach in die Arme und fing erneut an zu schluchzen.


Can a boy change your life? *wird überarbeitet*Where stories live. Discover now