24 Kummer zweiter Reihe.

Start from the beginning
                                    

»Ja klar!«

Das Problem wurde jedoch, dass Isabell 2 ½ Wochen später nach Italien fliegen wollte, um für vier Tage bei Harry sein zu können. Das hieß, sie würde eine weitere Woche ausfallen und wir mussten vordrehen. 

Begeistert darüber war vom Deaf Studio niemand. Benny verzog zwar keine Miene, als ich es ihm erklärte, doch ich merkte, dass Mozzie genervt die Augen verdrehte, Soyun verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und Fizzy schien nur tief Luft zu holen.

Wir legten drei Nachtschichten ein und als ich mir Bennys Auto lieh, um Isabell drei Wochen später zum Flughafen zu fahren und dann zum Fußballtraining aufzubrechen, da meinte mein bester Kumpel: »Wird das jetzt ein Dauerzustand? Sie ist kurz da und dann wieder weg? Weil wenn sie Harry Potter jetzt ständig hinterher reisen will, dann sollten wir uns einen dauerhaften Ersatz für die Videos suchen.«

Auf dem Fußballfeld passten wir uns zum aufwärmen gegenseitig den Ball zu und ich verzog das Gesicht: »Wir ersetzten Foxy nicht, dafür bringt sie die Lyrik zu gut rüber.«

»Aber sie ist gedanklich nicht mehr anwesend, der Dreh hat echt lange gedauert, weil wir immer wieder wegen ihr unterbrechen mussten. Den Text und Sound hatte sie nicht drauf«, beschwerte sich Benny und ich wusste, dass er recht hatte.

»Sie ist verliebt in Harry Potter und das ganze Drumherum ist eben schwierig«, nahm ich Isabell in Schutz.»Du würdest auch nicht anders handeln.«

Darauf antwortete Benny nicht sofort, stattdessen meinte er: »Es kann so nicht bleiben. Wir können nicht jedes Mal alle unsere Kalender nach Foxy richten, nur weil sie sich Harry Potter anpasst. Das ist ein Job, für uns alle. Wie soll das laufen? Sollen wir uns von diesem Managment nicht gleich den Jahreskalender geben lassen, damit wir jedes Mal in vier Tagen vier Videos drehen?«

Ich wusste nicht, ob aus ihm die Eifersucht sprach oder nicht, aber Fakt war, dass auch ich mir besseres vorstellen konnte, als ständig auf den letzten Meter ein Video zu produzieren. Eigentlich hatten wir eine Elton John – Reihe produzieren wollen. Drei Songs von ihm. Danach wollten wir schauen wie es ankam und mit anderen Künstlern nachziehen. Doch „I'm still standing" war aufwendig und bunt, aber weil Isabell wenig Zeit hatte, wichen wir aus.

Stattdessen wichen wir auf Rag'n'Bone Man mit seinem Song „Human" aus. Der Vorteil war, dass wir alle den Beat auf den Boxen spüren konnten, aber wir mussten das Video sehr schlicht halten. Mit Erlaubnis waren wir auf einem Fabrikgelände, wo wir nicht störten. Es gab keinen Ortswechsel, lediglich zum Refrain änderte sich etwas an der simplen Gebärde.

Zuerst waren Mozzie, Isabell und ich gehemmt, wir tanzten nicht gerne, wenn uns jemand zusah. In einer Gruppe war das okay. Noch dazu wussten Mozzie und ich nicht, wie wir den richtigen Beat halten sollen, ohne den Beat tatsächlich live zu spüren. Fizzy hatte dann den Plan, dass sie uns den Beat vormachte, damit wir uns alle dran orientieren konnten. Sie hörte das Lied und tanzte hinter Benny und wir taten es ihr gleich.

Zuerst kamen wir uns ziemlich albern vor, doch nachdem Benny das Video geschnitten hatte, war ich schwer beeindruckt. So ulkig sah es nicht aus und mein bester Kumpel meinte: »Kein Plan, was du immer hast, ich sag doch, dass du dich gut der Musik anpassen kannst.«

Jetzt fühlte es sich jedoch so an, als würde Deaf Studio in die erste Krise schlittern. Unser Boss, Dicky, fand das Video zwar wirklich gut und die Klicks sprachen für sich, aber der Stress war es nicht wert.

»Ich bin tot ins Bett gefallen«, beschwerte sich Benny und ich stimmte zu: »Ja, ich auch, ich habe nicht mal gemerkt, als mein Wecker am Morgen geblitzt hat.«

Jenseits der Stille ✓Where stories live. Discover now