22 Gegen die Strömung.

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Das hielt ich für keine gute Idee, doch statt das zu sagen, schwieg ich. Einfach, weil wir früher auf unserer ersten Tour auch immer Filme nebenbei schauten. Es wäre komisch, wenn ich jetzt damit anfing mich darüber zu beschweren.

„Danach läuft aber Honey Britches", bestimmte Louis und ich begann mich zu fragen, wieso wir nicht einfach mal etwas weniger Slasher-mäßiges gucken konnten. Aber wahrscheinlich waren sich alle zu cool für Nicholas Sparks-Filme. Dabei fand ich The Longest Ride und The Lucky One wirklich gut.

„Okay, machen wir uns locker!", eröffnete Harry den Abend und Sekunden darauf verteilte sich der Geruch vom Pizza im Raum. Doch von locker war bei mir keine Rede. Während im Hintergrund der uralte Slasher-Film lief, quatschte Louis erbarmungslos dazwischen. So wie immer.

Angestrengt versuchte ich ihm zu folgen.

„Ellie und ich waren bei Saint Laurent-"

Im Film knatterte es.

„-dieses Gebuckel der Leute dort, ey-"

Der Schauspieler von Peeping Tom sagte etwas und ich wusste nicht genau, wen ich ansehen sollte. Louis oder den Typen im Film.

„-am Ende haben wir-"

Gruselmusik für die Spannung.

„Sehr cool", warf Harry nun ein. „Ich wäre mit Isabell gerne nach Chanel, aber-"

Ein Dialog entstand hinter Harry und ich verpasste die Gründe, warum Isabell nicht nach Chanel wollte. Liam setzte hinzu: „Das Problem hatte ich mit Sophia nie, doch Cheryls Stil-"

Eine Prostituierte tauchte im Film auf, vorher war alles noch so friedlich und Vorstadtsmäßig gewesen. Wieso gab es plötzlich diesen heftigen Szenenwechsel im Film?

„Das Essen bei Pierre war eine Wucht", erklärte Louis zwei Sätze später. Wer war Pierre? Und wieso fand ich, dass dieser Typ im Film aussah, wie der kitschige Kerl, der bei Sissi den Kaiser spielte? 

Es war amtlich, ich konnte weder dem Film, noch den Gesprächen folgen. Kurzerhand zog ich mein Handy hervor und googelte den Film. Damit ich zumindest grob wusste, worum es ging.

Wiki erzählte mir etwas von einem unscheinbaren Kameramann, der tagsüber in einem Filmstudio arbeitetet. Niemand ahnte, dass er als Kind von seinem Vater, der ein Wissenschaftler war, für Forschungszwecke benutzt wurde. Nachts wurde der Sohn regelmäßig aufgeweckt und in Angst und Schrecken versetzt. Mit einer Kamera und einem Tonband wurde die Reaktion minutiös festgehalten.

Zu meinem Missmut spoilerte mich Wiki hart, sodass ich den Film jetzt vergessen konnte, weil ich wusste, wie es ausging.

„Hört mal", meldete ich mich bei meinen Freunden zu Wort, „können wir die Glotze ausmachen? Es guckt ja doch niemand richtig hin."

„Recht hast du", fand Liam und langte nach der Fernbedienung. Kurz verspürte ich Erleichterung darüber, dass diese störenden Nebengeräusche nun weg waren. Doch dann machte Liam die Musik an und ich musste mir die neusten Songs von Kayne West geben. Im Endeffekt hatte sich für mich nun gar nichts geändert.

„Wir sollten über ein paar Selfies sprechen", meinte ich und nahm mir ein Stück Pizza. „Es geht schon das Gerücht herum, dass wir uns alle nur noch aus dem Weg gehen und nur für Kommerzzweck auf Tour sind."

„Woher weißt du das?", wollte Harry wissen und ich rollte mit den Augen: „Weil ich Fanservice betreibe und mit meinen Fans kommuniziere."

„Da ist was dran", kam mir Liam entgegen. „Wie wäre es, wenn-"

Bass dröhnte, ich verzog das Gesicht.

„Super Idee", fand Louis. „Wenn wir in Turin sind, dann könnten wir-"

Jenseits der Stille ✓Where stories live. Discover now