21. Kapitel

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Die restliche Zeit bleibe ich gegen den Baum gelehnt sitzen und spiele mit dem Mantel.
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Als die Sonne beginnt unterzugehen, kommt Mark zu mir und gibt mir Bescheid, dass es jetzt so weit wäre. Ich stehe also auf und gehe mit ihm zusammen ins Haus, wo ich als erstes meine Sachen wieder an mich nehme.
Als Tobias sich versichert hat, dass alle bereit sind, geht es auch schon los. Ein Blick in die Runde zeigt mir, dass jeder jetzt warme Sachen an hat. Tobias hat also versucht alles so gerecht wie nur möglich aufzuteilen. Das Mädchen, welchem ich meinen Pullover gegeben hatte, kommt sogar zu mir und gibt mir diesen mit einem entschuldigenden Lächeln wieder. Doch ich bin nur beruhigt, dass keiner mehr frieren muss und lasse nun auch meine Gegenwehr fallen und ziehe den Mantel an. Sofort umgibt mich eine mollige Wärme, die die Steifheit meiner Glieder langsam wieder vertreibt. Es ist schön, wenn man einmal nicht mehr friert. Es ist, als würde man an einem kalten Wintertag nach Hause ins Wohnzimmer kommen, wo der Kamin die Wärme spendet.
Sofort spüre ich einen Anflug von Heimweh. Wie gern wäre ich jetzt bei meiner Mutter oder Dara und würde sie in den Arm nehmen. Leider funktioniert es nur nicht. Deswegen schiebe ich den Gedanken schnell wieder zur Seite und konzentriere mich voll und ganz auf die jetzige Situation.

Ich bilde den Schluss unserer Gruppe, zusammen mit Solana und Melissa. Wir haben auch einen kleineren Abstand zur Gruppe, was uns erlaubt sich ungestört zu unterhalten und die Anderen ungestört zu beobachten. So kann ich zum Beispiel sehen, dass Tobias ganz vorne mit seinen Freunden läuft. Sie haben sogar wirklich eine Krücke aus einem festeren Ast gefertigt, worauf er sich auch stützt. Es beruhigt mich zu sehen, dass er diesmal meinen Hinweis befolgt hat und sich somit auch schont. Seine Freunde versuchen ihn auch so gut wie möglich zu unterstützen und tragen sogar, ohne Beschwerden, seinen Rucksack. Es ist schön zu sehen, wie sie sich gegenseitig unterstützen.
Ich tauche aus meinen Gedanken auf, als mich Melissa anstubst und fragt, wen ich da gerade so gedankenverloren anschaue. Ihr Grinsen zeigt mir, dass sie es ganz genau weiß und nur von mir bestätigt haben will. Deswegen schüttele ich nur augenverdrehend den Kopf. Solana kommt ihr jedoch zur Hilfe, indem sie «Tobias» sagt. Dann lachen wir kurz, weil es wirklich offensichtlich war. Dann setzen wir den Weg schweigend fort, ehe Solana sie unterbricht.
«Sag mal Fiona.... magst du Tobias?» Die Frage bringt mich so sehr aus dem Konzept, das ich stolpere und nur die beiden einen Sturz verhindern können. Komischerweise sagen sie dazu nichts, doch Melissa kann sich ihr Lächeln nicht verkneifen. Ich muss mehrmals schlucken, ehe ich antworten kann. Und selbst dann habe ich das Gefühl, dass meine Stimme immer noch einen Ton zu hoch ist. «Wie kommst du darauf?» Sie zuckt nur die Schultern und meint: «Keine Ahnung, ihr macht relativ viel miteinander und er ist der Einzige, der wirklich in deine Nähe kommt. Ich dachte, dass hat vielleicht einen Grund.»
Ich denke einen Moment nach. Doch da sich meine Gedanken immer weiter im Kreis und um diese Frage drehen, spreche ich sie einfach aus: «Ich weiß es nicht... Ich weiß um ehrlich zu sein noch nicht einmal, ob wir Freunde sind. Klar, er ist, im Vergleich zu Anderen, sehr oft in meiner Nähe, was aber nicht heißt, dass ich mit ihm rede... Meistens ignoriere ich in auch. Deswegen ich weiß es nicht.» Solana und Melissa geben sich mit der Antwort zufrieden und wenden sich schnell einem anderen Thema zu. Sie scheinen gemerkt zu haben, wie unangenehm es für mich ist darüber zu sprechen. Doch während wir uns weiter über alles mögliche unterhalten, schweifen meine Gedanken immer wieder zurück zu Solanas Frage.

Unser weiterer Weg schlängelt sich durch kleine, dunkle Gassen. Wir hoffen so nicht gesehen zu werden, doch sicher kann man sich nie sein. Erst als wir ohne Zwischenfälle bei unserem neuen Unterschlupf, ein altes, schon lang verlassendes Haus, ankommen, kann ich aufatmen. Wir sind die ganze Nacht durch, bis schon in den nächsten Morgen gelaufen. Dementsprechend sind wir alle erschöpft, als wir das Haus betreten. Es scheint sehr gelitten zu haben, denn die Fassade ist sehr bröckelig und das Dach ist auch schon eingefallen. Wir hoffen, dass das am wenigsten auffällt und erwartet wird.
Diesmal helfe ich mit den Schlafplatz vorzubereiten. Da ich erschöpft bin, lege ich mich sofort hin, während Tobias zu seinen Freunden geht. Ich schließe meine Augen, kann aber einfach nicht einschlafen. Ich will nicht neben Tobias schlafen, aber ändern kann ich nichts. Deswegen versuche ich die Zeit zu nutzen und mich moralisch darauf vorzubereiten, ehe er zurückkommt. Doch als sich Tobias neben mich legt, versteife ich mich sofort. Dann rutsche ich aus dem Schlafsack und mich umgibt sofort die Kälte. «Ist das jetzt dein Ernst?», fragt Tobias hinter mir. Ich zucke einfach nur mit den Schultern, woraufhin er aufstöhnt. «Du kannst ruhig neben mir schlafen...Ich tu dir doch nichts!» Seine Stimme ist nur ein Flüstern, sodass sogar ich Mühe hab es zu verstehen.
Als ich immer noch nicht antworte, sagt er gereizt: «Dann halt nicht...» Danach dreht er sich um und nach einiger Zeit wird seine Atmung ruhiger. Auch ich schließe wieder meine Augen, kann aber immer noch nicht wirklich einschlafen.

Das Mädchen mit den EngelsflügelnTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang