Kapitel 81

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Weitere Wochen vergingen und Kylie konnte sich mit den Gedanken, sich nie wieder verstecken zu müssen, anfreunden. Vor keinen der Kolleginnen und dem stellvertretenden Chef. Das fand sie toll, aber sie bemerkte, wie die Arbeit einen Keil zwischen sie und Mason grub. Beide waren auf Kariere aus und schufteten am Tag über neun Stunden.
Das gefiel ihr nicht, da sie in ein paar Tagen bei ihren neuen Job anfangen sollte und somit immer weniger Mason hatte, sondern zunehmend Mr Harper. Die Nächte hatten sie sich zwar, aber allzu lange durften sie ebenfalls nicht aufbleiben, da sie am nächsten Morgen zu müde wären.
Somit schliefen sie meistens nebeneinander und nutzen diese wertvolle Zeit nicht.
Und dann war der Tag gekommen, als Kylie entgültig in eine neue Firma musste. Ihre Sachen, die wenig im Büro verbreitet waren, hatte sie am Tag zuvor schon eingepackt. Es war ein Wunder, dass ihre neue Firma noch in der Stadt war.
Kylie konnte sie noch locker zu Fuß erlangen, doch an ihren ersten Tag brachte sie Mason mit dem Auto, damit sie nicht zu spät kam und keinen schlechten Eindruck hinterließ.
Mit einem letzten, langen, sehnsüchtigen Kuss verabschiedete sich das Paar von einander und ging nun getrennte Wege. Erst als Kylie die Eingangstür hinter sich schloss, startete Mason seinen Wagen und fuhr selber auf Arbeit.

"Guten Morgen Mrs Black." begrüßte sie eine Frau in ihrem Alter und lächelte sie freundlich an.

"Guten Morgen." antworte sie und lächelte ebenfalls.

"Ich bin Mrs Fraser, die Empfangsdame und Sekretärin." stellte sich die Dame vor, aber redete sofort weiter.
"Ich habe euch schon erwartet. Der Chef wartet im zweiten Stock auf sie." erklärte sie, während sie Kylie zur Treppe führte. Freundlich bedankte sie sich und verabschiedete sich von Mrs Fraser. Kylie musste zugeben, dass, als sie hoch ging, ihr Beine von Stufe zu Stufe immer wackeliger wurden. Der Weg bis in den zweiten Stock zog sich unerklärlich in die Länge. Sie stellte sich vor, wie ihr neuer Chef wohl sein würde. Ob er genau so streng, wie Mason, strenger oder ganz im Gegenteil mit seinen Arbeitnehmern umging. Mit Neugier öffnete Kylie die Tür und fragte nach dem Chef und wo er denn sei. Ihr wurde der Weg von einem blonden Mann in mittleren Alter beschrieben.
Zaghaft klopfte sie nun an die Glastür, die sich zwischen ihrem neuen Chef und sich befand.
Ein kurzer Moment der Stille, in dem Kylie die Luft anhielt, trat ein. Danach wurde sie hinein gebeten und blickte in dunkle Augen. Ihr Chef war in den Mittvierzigern und hatte braune, nach hinten gekämmte Haare.

"Mrs Black, richtig?" sprach er sie gleich an und blickte über ihren ganzen Körper. An manchen Stellen blieb sein Blick etwas länger haften und bereitete Kylie ein unangenehmes Gefühl.

"Richtig." sagte sie und nickte mit dem Kopf. Dann gab sie sich einen Tritt, ging auf ihn zu und schüttelte seine entgegen gestreckte Hand.

"Es freut mich, dass sie Mr Harper so schnell zu uns schicken lassen konnten. Mein Name ist Mr Randal, sie können mich aber auch Frank nennen." erklärte er und schenkte ihr ein unheimliches Lächeln.

"Ich denke Mr Randal erscheint mir respektvoller." sagte Kylie schnell und zog ihre Hand schnell weg.

"Wie sie sich es wünschen. Kommen sie. Ich zeige ihnen ihren neuen Arbeitsplatz." entgegnete er ihr und schob sich mit einem schiefen Lächeln knapp an ihr vorbei. Sie versuchte das zu ignorieren. Er hätte ja auch ganz normal durch den Raum gehen können. Wozu dann so nah an ihr? Innerlich rollte die mit den Augen, äußerlich nickte sie und folgte ihren neuen Chef.
Er brachte sie zu einem Raum, dessen Wände, wie überall in dieser Firma, aus Glas waren. In der Mitte ihres neuen Arbeitsplatzes stand ein Glastisch mit einem neuen Computer oben drauf. Dahinter stand ein sehr bequem aussehender Bürostuhl. An den Wänden waren Regale, die aber noch leer standen.
Kylie schätzte, dass diese für ihr mitgebrachtes Zeug zu Verfügung stehen würden. Rings herum standen auch Grünpflanzen, vermutlich von der Firma gesponsert, welche Kylie nun ab jetzt zu Pflegen hatte. Obwohl ihr Daumen alles andere als grün ist, nahm sie sich vor ihr bestes zu geben.
Ihr Chef ging auf ein Stapel Papier zu, der neben dem Laptop thronte.

"Das ist ihre Aufgabe für diese Woche." erklärte er und schlug mit der Hand ein paar mal auf den Stabel.

"Sehr schön. Vielen Dank." bedankte sie sich bei was auch immer, während Mr Randal um sie herum schlich und schließlich in der Tür stand.

"Wenn sie etwas brauchen, melden sie sich bei mir oder bei Mrs Fraser. So weit ich weiß haben sie sich bereits kennen gelernt." sagte er und schloss dann langsam die Tür, ohne Kylie etwas darauf erwiedern zu lassen. Es war vielleicht besser so, denn sie hätte sich nur wieder ohne Grund bedankt. Seufzend trat sie um den Tisch herum und ließ sich auf den Bürostuhl nieder. Nach ein paar Augenblicken, in denen sie das Zimmer in Ruhe betrachtete, nahm sie sich den Stapel vor. Sie las sich die obersten Rechnungen durch und schüttelte den Kopf.

"Ihre Aufgabe für diese Woche." imitierte sie ihren neuen Chef und schüttelte nochmal mit ihren Kopf. Das könnte sie in zwei Tagen erledigen. Mit neuen Tatendrang nahm sie die ersten Blätter und rechnete los. Bereits zwei hatte sie geschafft, als es an der Tür klopfte.
Mit einer hochgezogenen Augenbraue bat sie denjenigen hinein. Die Tür öffnete sich und ein, sie musste zugeben, attraktiver Mann trat in den Raum rein. Fragend sah sie ihn an.

"Sie sind die Neue." stellte dieser mit tiefer, belustigter Stimme fest.

"Ja." antwortete sie skeptisch und zog ihre Augenbraue erneut hoch. Plötzlich gab sich der Mann einen Ruck und trat auf sie hinzu.

"Ich bitte um Entschuldigung. Mein Name ist Sebastian." erklärte er und fuhr sich durch seine braunen Haare, ehe er seine Hände wieder in seinen Hosentaschen steckte. Seine lässige Körperhaltung war wiederhergestellt.

"Ich bin Kylie." sagte sie langsam und hatte keine Ahnung, warum sie sich gerade vorstellte.

"Ich sehe ich störe dich bei der Arbeit. Verzeih. Wenn du was brauchst, kannst dich bei mir melden. Bin hier gleich nebenan." erklärte er, lief rückwärts und zeigte mit seinen Daumen nach links.

"Okaaayyy." dieses Wort zog sie endlos in die Länge. Sollte sie noch etwas zu ihm sagen?
Diese Frage blieb ihr erspart, als er sich verabschiedete, umdrehte und die Tür mit einem leichten Lächeln hinter sich schloss.
Sie beschloss ihre hochgezogene Augenbraue endlich sinken zu lassen und sich ihre Arbeit weiter zu widmen.

Fight The LifeWhere stories live. Discover now