Kapitel 76

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"Ja?" nahm seine Mutter fragend den Anruf entgegen.

"Was geht dich mein Privatleben an?!" zischte er und krallte sich in seinen Holztisch fest, um nicht lauter zu werden.

"Ich bin deine Mutter. Ein bisschen einmischen kann ich mich doch." erwiderte sie unschuldig.

"Ganz genau. Ein bisschen! Ein bisschen!" zischte er und ballte seine Hand zu einer Faust.

"Mason, das was du machst, wirst du später noch bereuen. Mason, vertraue mir." versuchte sie in einen sanften Ton zu erklären.

"Wie soll ich dir vertrauen können. Wann hast du je eine solche Erfahrung gemacht? Wann?!" rief er aufgebracht in sein Handy. Es blieb eine Weile still am anderen Ende der Leitung, aber Mason wusste, dass seine Mutter nachdachte.

"Erfahrungen habe ich noch keine gemacht, aber denk doch mal logisch nach!" sagte sie schnell, ehe er etwas dazwischen werfen konnte.

"Denk logisch nach. Du bist ein armes schutzloses Mädchen, verdienst viel zu wenig und mit deinem Vater...naja stimmt auch nicht alles mehr." fing seine Mutter an zu erklären.

"Woher weißt du das?" fragte allerdings der verärgerte Geschäftsführer.

"Mason. Ich bitte dich...
So wo war ich geblieben. Jedenfalls brauchst du Geld. Was bleibt dir also übrig? Richtig du machst dich an die Leute heran, die Geld haben." schlussfolgerte sie neunmalklug.

"Wenn du wüsstest, wie Kylie ist. Es mag sein, dass es solche Leute gibt, aber meine Kylie ist keines Falls so. Glaub mir Mum, du hast sie ja noch nicht einmal kennen gelernt!" versuchte er mit einer ruhigen Stimme zu erklären. Nach diesem Telefonat könnte sie vieles verändert haben. Seine Mutter war heute anders drauf, als sonst. Vielleicht konnte er sie umstimmen und mit Kylie ein schönes harmonisches Leben führen. Vielleicht aber auch nicht.
Die nächsten Worte seiner Mutter berührten ihn bis auf das Mark.

"Dann lass mich sie kennen lernen. Vielleicht hast du Recht." sagte sie mit müder Stimme.

"Was hast du gerade gesagt?" fragte er aufgeregt.
Wieder herrschte Stille. Dieses Mal länger als vorher.

"Lade sie zum Essen ein...morgen Abend." stieß seine Mutter stockend und wohl überdacht aus. Ihre Stimme war aber kühl, als würde ihr es sehr schwer fallen, Kylie zum Abendessen einzuladen.

"Livvy wird sich freuen." versuchte Mason seine Mutter abzulenken.

"Über dich, ja sie hat dich lange nicht gesehen." stimmte sie ihm zu.

"Ja aber auch über Kylie. Sie mag sie sehr." sagte er sanfte und bemerkte, wie ein Schmunzeln über seine Lippen ging. Verwundert unterdrückte er es schnell, denn er hatte in letzte Zeit bei keinem Gespräch mit seiner Mutter gelächelt und hatte es in den kommenden Jahren auch nicht vor. Sie hatte sich einfach zu viel geleistet. Umgangsprachlich hat sie das Fass schon vor Jahren zum Überlaufen gebracht.

"Oh..." stieß seine Mutter verwundert aus.

"Ja Livvy unterscheidet keine sozialen Schichten, sie sieht die Menschen, so wie sie sind." entfuhr es Mason. Diesen Kommentar hatte er sich einfach nicht verkneifen können.

"Morgen zum Abendessen." sagte seine Mutter, wieder etwas wütender, als vorhin.

"Ja bis morgen." verabschiedete er sich ebenfalls und legte auf.
Tief durchatmend ging er zu einem der großen Fenstern und schaute hinaus.
Warum mussten ihm viele Menschen das Leben schwer machen? Warum zählte seine eigene Mutter dazu, die ihn eigentlich unterstützen sollte? Wieso akzeptierte sie nicht sofort Kylie und ihre Familie? Wie kann man diese kleine, zierliche, unglaubliche Frau nicht sofort lieben?
Weil sie stur, schlagfertig und manchmal ziemlich frech sein kann?
Leise lachend fuhr sich Mason durch die Haare und setzte sich nun wieder in Bewegung. Eine große Pause kann er sich nicht gönnen, er muss noch immer ziemlich viel nachholen, was er bei der Geschäftsreise verpasst hatte und wozu Mr Parker nicht im Stande war, das zu erledigen.
Mason öffnete zielstrebig das E-mail Postfach und schrieb sofort Kylie, was genau nun geschehen war und warum es besser war, sie mit Carel fortzuschicken. Er wusste, dass Kylie selber mit seiner Mutter telefoniert hätte, aber er empfand es als besser, das dieses Mal noch selber zu klären.
Selbstverständlich freute er sich auf seine kleine Halbschwester, dennoch machte sich ein nervöses und ungutes Gefühl in seinem Bauch breit, wenn er an das Abendessen dachte.
Molly wird sich bestimmt nicht halten können, wenn ich Kylie wieder mitbringe, dachte Mason schmunzelnd. Schon wie sie damals die Rouladen gemacht hatten, wie ein eingespieltes Team. Damals hatte sie Kylie schon in ihr Herz geschlossen.
Kurz schilderte Mason in der E-mail an seine Freundin, was in diesem Telefonat alles geklärt und passiert ist.
Kurz nachdem er sie abschickt hat, platzte Catrina unwillkürlich in das Zimmer.

"Miss Dearing klopfen sie gefälligst an!" sagte er in einem strengen Ton und schaute sie direkt in die Augen. Dass ihre Blusenknöpfe bald nachgeben werden, ignorierte er gekonnt.

"Aber Chef! Es ist was ganz wichtiges!" flötete sie empört.

"Was Miss Dearing?! Was?!" fragte er genervt.

"Es ist da so ein Mann...ein Geschäftsführer. Der möchte irgendwas...sich auf jeden Fall mit dir treffen." stoß sie nachdenklich aus ihrem Gedächtnis hervor.

"Wie wichtig ist es?" fragte er skeptisch nach.

"Sehr wichtig." erwiderte sie wahrheitsgemäß.

"Na gut. Schick ihn zu mir. Ist ja nicht so, als hätte ich schon genug um die Ohren.." seufzte er und fuhr sich durch die Haare. Wenn es jetzt nicht wichtig ist, würde Catrin böse dafür büßen.
Es dauerte vielleicht zehn Minuten. Da erschien schon Catrina nach einem Klopfen in der Tür, völlig durch den Wind trat sie einen Schritt beiseite und ein Mann, der ein paar Jahre älter als Mason war, schritt selbstbewusst zu Mason. Seine sorgfältig gelegten Haare waren dunkel und an seiner goldenen Haut konnte man erkennen, dass er aus Asien kam.

"Than Nguyễn." stellte er sich akzentfrei und freundlich vor. Also ein Vietnamese, dachte Mason bei sich. Chinesen und Vietnamesen...ziemlich ähnlich, dachte Mason und unterdrückte ein Schmunzeln als ihn 'Arschkriecher vom Dienst' in den Kopf fuhr.

"Mason Harper." sagte er ebenfalls und schüttelte die entgegenstreckende Hand.

"An ihren Gesichtsausdruck erkenne ich, dass sie überhaupt nicht wissen, warum ich hier bin. Hat meine Sekretärin keine E-Mail an sie geschickt?" fragte er und lächelte überschwänglich. Völlig überfragt setzte Mason sich und lud selbstverständlich seinen Gegenüber auf, sich zu setzen.

"Ähm nein, ich weiß es nicht genau. Mein Stellvertreter hat es mir vielleicht noch nicht gesagt." versuchte er zu erklären. Ob es stimmte, was er sagte, wusste er nicht.

"Oh schade. Dann stelle ich mich nochmal vor.
Ich bin Than Nguyễn, Leiter eines großen Innenarchitekturbüros und ich bin sehr interessiert an euren Möbeln." sagte er freundlich und lächelte Mason aufmunternd an.

"Es freut mich sehr, das zu hören Mr Nguyễn." sagte er und rang sich zu einem Lächeln ab.

"Ich möchte sofort ein paar Bestellungen abgeben, dieses mal noch persönlich. Meine Helferin hat schon fleißig Rechnungen getätigt und nun gibt es auch ein Haufen Käufer, die die Möbel kaufen wollen.
Selbstverständlich nehmen wir auch welche, als Ausstellungstücke. Aber erst einmal brauchen wir schnell eure wunderbaren, umweltfreundlichen Möbel.
Wo soll ich unterschreiben?" fragte er wieder lächelnd und wirkte plötzlich sehr aufgeregt. Mason, so überrumpelt er war, blieb nichts anderes übrig, als Catrina zu bitten Mr Nguyễn etwas abzulenken, während er die Papiere fertig machte.
Schon bei Zeiten nervte ihn das Gekicher von Catrina, während sie seinen Gegenüber geschickt in ein Gespräch einspannte.
Es dauerte noch ein paar weiter Minuten, da hatte Mason schon die unterschriebenen Papiere in der Hand. So schnell geht's, dachte er bei sich.

"Es freut mich sehr mit ihnen Geschäfte zu machen. Nun jetzt muss ich aber weiter." erklärte er und schüttelte freudig die Hand von Mason.

"Ja das Vergnüngen ist ganz meiner seits." sagte er und ist immer noch verdutzt. Normalerweise lief ein Vertrag nie so ab, geschweige denn er wurde so schnell vereinbart.

"Sie werden noch von mir hören." versicherte Mr Nguyễn und grinste dabei schief.
Dieses Grinsen blieb Mason aber noch sehr lange an diesen Tag in seinem Gedächtnis, da es komisch aus sah. Vielleicht sogar etwas böse oder hinterlistig.

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Hey Leute,
Es tut mir leid, dass ich meine 2 Wochen Frist nicht eingehalten habe, aber ich hab die letzte Zeit sehr viel mit der Schule zu tun. Und abends, wenn man Zeit hätte, habe ich Lehrgänge besucht.

Aber dennoch ist ein Kapitel entstanden.

Lasst mich eure Meinung wissen.

Hab euch lieb.❤.
Eure huhuliebling.

Fight The LifeWhere stories live. Discover now