24. Kapitel

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Phileas

„Wir haben eine Botschaft bekommen. Damara ruft zum Alphatreffen auf. Der Rat ist schon versammelt."

„Vielen Dank. Geleitest du Phileas bitte zu meinem Haus? Er soll sich duschen, bekommt frische Kleidung und ein Heiler sollte auch auf ihn warten. Zwischenzeitlich schickst du bitte eine Nachricht zurück, dass ich auf jeden Fall erscheinen werde. Ich spreche in der Zeit mit dem Rat." Der Mann nimmt die Aufgaben mit einem Nicken entgegen und wendet sich dann mir zu.

„Folge mir." Gemeinsam machen wir uns auf den Weg und glücklicherweise versucht er nicht, mir ein Gespräch aufzuzwingen. Schließlich bleiben wir bei einem recht großen Haus stehen und eilig beginnt er, irgendetwas aus seiner Jackentasche zu kramen. Irgendwann wird er fündig und schließt mit dem gefundenen Schlüssel die Tür auf.

Während er das Haus betritt, werfe ich einen kurzen Blick auf die weißen Fliesen. Ich bin mir nicht sonderlich sicher, inwiefern Thore es gut finden würde, wenn ich sein Haus nun mit Schlamm beschmutze.

„Komm rein. Ihm macht das nichts aus und ansonsten hätte er dich auch nicht eingeladen." Der Mann scheint meine Gedanken lesen zu können und ich werfe ihm einen kurzen Blick zu, ehe ich die Haustür durchquere. Mit einer Handbewegung deutet der Mann mir zu folgen und gemeinsam gehen wir die Treppe, die vom Flur ausgeht, hinauf.

Ich versuche dabei so wenig wie möglich, in Kontakt mit dem Boden zu kommen, trotzdem kann man später erkennen, wo ich entlanggegangen bin. In der ersten Etage betreten wir direkt das erste Zimmer, das sich als großes Bad entpuppt. Auch hier sind die Fliesen blitzeblank geputzt und jedes Handtuch hat seinen eigenen Platz. Auf einem Stuhl in der Ecke liegen mehrere Anziehsachen, die scheinbar für mich bestimmt sind.

„Du kannst hier jetzt duschen gehen. Deine Kleidung liegt schon bereit. Wenn du fertig bist, komm einfach wieder hinunter, das Wohnzimmer kannst du eigentlich gar nicht verfehlen. Dort wird auch ein Heiler auf dich warten, der sich dann um dich kümmert. Ich werde später dazustoßen." Mit diesen Worten verabschiedet er sich von mir und verlässt den Raum.

Lautlos schließt sich die Tür hinter ihm und ich bleibe in dem fremden Zimmer alleine zurück. Ich bleibe noch einige Sekunden ratlos stehen, ehe ich ein paar Schritte auf die Dusche zu mache und mich wieder zurückverwandele. Nach etwa zehn Minuten bin ich fertig geduscht und angezogen, wobei meine nassen Haare mir immer noch ins Gesicht fallen.

Mit einem Schulterzucken entscheide ich mich dafür, sie auch so zu lassen, und gehe wieder hinunter ins Erdgeschoss, auf der Suche nach dem Wohnzimmer. Der Ladenbesitzer hat wirklich Recht gehabt, dass man das Wohnzimmer nicht verfehlen kann, denn schon hinter der ersten Tür, die ich öffne, befindet sich dieses. Leise betrete ich es und sehe mich in den Raum nach dem Heiler um, der hier auf mich warten soll. Wie erwartet habe ich unter der Dusche bemerkt, dass es sich dabei wirklich nur um einen Kratzer handelt, doch wahrscheinlich wird Thore nicht früher Ruhe geben, wenn der Heiler ihm das nicht bestätigt.

„Du bist also Phileas. Freut mich, dich kennen zu lernen." Erschrocken drehe ich mich um und tatsächlich sitzt in dem Sessel in der Ecke eine Person. Der Mann mustert mich durch seine Brille, die auf seine knolligen Nase sitzt und seine langen Beine hat er weit von sich gestreckt.

„Ja, ich bin Phileas. Wer sind Sie?"

„Mein Name ist nicht von Bedeutung. Ich bin der Heiler, den Thore gerufen hat, damit ich dich kurz untersuche." Mit einem Nicken nehme ich seine Antwort hin, auch wenn sie mir alles andere als gefällt.

„Thore meinte, du hättest dich irgendwo verletzt." Nun endlich ist der Mann aufgestanden und kommt mir ein paar Schritte näher. Vor er knapp vor mir steht, ist er sogar noch größer, als er vorher gewirkt hat und überragt mich um mindestens einen halben Kopf. Ich nicke einfach nur und deute auf meine linke Seite.

„Darf ich?" Er deutet auf mein T-Shirt und ich nicke einfach. Langsam hebt er es und zieht die Luft ein, als er den Schnitt bemerkt. Zwar ist er jetzt ein bisschen gerötet und brennt ein bisschen, aber es ist nicht so, als würde er mich jeden Moment umbringen.

„Das sieht nicht so gut aus. Es könnte sich entzünden. Ich würde eine Salbe benutzen und den Schnitt noch verbinden, sofern es in deinem Sinne ist." Ich nicke einfach nur, wahrscheinlich hätte ich sowieso keine andere Wahl. Aus einer Tasche, die auf dem Esszimmertisch steht, holt er eine Tube heraus, sowie einen Verband.

Nach einigen Minuten, in denen er schweigend meine Wunde verarztet hat, wendet er sich wieder mir zu.

„Hast du sonst noch irgendwelche Schmerzen oder fühlst du dich irgendwie schlapp?"

„Etwas zu trinken und zu essen wäre ganz gut." Eilig nickt der Mann und verschwindet in einem anderen Raum. Schließlich kommt er mit einem Tablett wieder, auf dem neben einem Teller Suppe noch ein Glas Wasser steht.

„Ich würde jetzt noch so lange warten, bis Thore oder jemand anderes wiederkommt." Ich nicke einfach nur, mir soll es recht sein, so lange er mich nicht vom Essen abhält. Gierig stürze ich mich über das Essen her und schon nach wenigen Minuten ist der Teller vollkommen leer. Dafür fühle ich mich nun um einiges fitter. Noch bevor der Mann irgendwas sagen kann, höre ich, wie die Tür geöffnet wird und nach einigen Augenblicken betritt Thore den Raum.

„Wie fühlst du dich?" Fragend und gleichzeitig besorgt sieht er mich an.

„Besser. Was hat es mit dem Alphatreffen auf sich?", lenke ich das Gespräch sofort wieder von mir ab. „Wir beide werden zu dem Alphatreffen gehen, wahrscheinlich wirst du dort auch deine Freunde wiedersehen. Damara, eine andere Alpha, schrieb, dass zwei Jungen namens Scott und Niklas bei ihr gelandet seien. Kennst du die beiden?" Ich nicke einfach nur. Beide sind Freunde von Adriana, doch während Niklas scheinbar damals in Kanada geblieben ist, ist Scott mit nach Europa gekommen.

„Von mir aus können wir aufbrechen." Thore wirft dem Heiler einen kurzen Blick zu, scheinbar will er erst von ihm ein Okay bekommen, doch dieser nickt nach einigen Sekunden.

„Gut, die Pferde stehen draußen schon Bescheid. Im Übrigen sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass wir noch zwei Begleiter haben." Ich nicke einfach nur. Der erste Begleiter wird höchstwahrscheinlich sein Beta sein, doch den kann ich im Notfall einfach ignorieren. Wer der andere Begleiter hingegen ist, habe ich keine Ahnung. Doch ich hoffe, dass es der Besitzer des Kleidunsgeschäfts ist, mit dem ich mich relativ gut verstehe. Gemeinsam mit Thore verlasse ich das Haus.

Doch schon im Türrahmen bleibe ich wieder stehen, als mir bewusst wird, wer der letzte Begleiter ist. Am liebsten würde ich jetzt einfach nur wieder umdrehen und mich im Haus verstecken, aber damit würde ich ihr einfach nur zeigen, dass sie immer noch die Kontrolle über mich hat.

„Phileas. Kommst du jetzt?", fordert Thore mich auf, der schon bei seinem Pferd angekommen ist. Mit wackeligen Knien bewege ich mich von der Stelle auf das letzte freie Pferd zu, dass leider direkt neben ihrem steht. Ich werfe ihr nicht mal einen kurzen Blick zu, sondern hefte meinen Blick auf den Boden, bis ich schließlich auf dem Pferd sitze. Der Schimmel wiehert kurz, wobei ich noch nie sonderlich gut mit Pferden umgehen konnte und hilflos die Zügel umklammer.

„Machen wir uns auf den Weg", gibt Thore das Startsignal und glücklicherweise folgt mein Pferd den anderen von selbst.

„Phileas, können wir reden?", durchbricht sie nach einigen Minuten das Schweigen, doch ich ignoriere sie. Wie kann sie erwarten, dass ich nach all der Zeit einfach so mit ihr rede? Sie interpretiert mein Schweigen zum Glück richtig und startet keinen weiteren Versuch, mit mir zu reden, jedoch weiß ich jetzt schon, dass sie nicht so schnell aufgeben wird.

Der schwarze BetaWhere stories live. Discover now