21. Kapitel

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Newt

„Kilian!" Mein Schrei durchbricht die Stille, während Ben und ich immer noch hier herumirren. 

„Wo ist er nur?" Aus Ben's Stimme kann ich ganz offensichtlich heraushören, dass er nicht minder besorgt als ich ist, obwohl keiner von uns beiden wirklich mit ihm befreundet ist. Ich lasse meinen Blick weiter über die Umgebung schweifen, bis ich plötzlich etwas Spitzes in meinem Rücken spüre. 

„Keine Bewegung." Die weibliche Stimme kommt mir in keiner Weise bekannt vor. Überrascht bleibe ich stehen und auch Ben, in dem Rollstuhl vor mir, scheint nicht zu wissen, was hier vorgeht. 

„Jetzt drehst du dich ganz langsam um." Da ich absolut keine Ahnung habe, wer hinter mir steht und womit derjenige mich bedroht, tue ich sicherheitshalber das, was sie sagt. 

Die Frau hinter mir steckt in einem Kampfanzug und ihre langen braunen Haare fallen ihr zusammengebunden den Rücken hinunter. Trotz ihrer zärtlichen Figur und den weichen Gesichtszügen gehe ich davon aus, dass man sie nicht verärgern sollte. Den Speer, den sie dabei immer noch auf mich richtet, verstärkt mein Bild wahrscheinlich nur noch. 

„Nehmt sie gefangen." Noch bevor ich ihre Worte genau registrieren kann, kommen hinter ihr zwei Männer hervorgestürmt. Während der erste, eher Breitgebaute sich um mich kümmert, wendet sich der eher schmächtige Ben zu. Schon nach wenigen Sekunden hat der Erste meine Hände auf dem Rücken gefesselt und mich über seine Schulter geworfen, als wäre ich ein Sack Mehl. 

„Lasst mich los!" Erst jetzt fange ich an, mich zu wehren, immer noch ziemlich überrumpelt von dem Ganzen. Doch der Mann hört nicht auf mich, stattdessen bildet sich auf seinen Lippen ein hinterhältiges Grinsen, dass ich ihm am liebsten wieder wegwischen würde. 

„Sollen wir sie zu dem anderen Gefangenen bringen?" Der schmächtige Typ ist mittlerweile nehmen uns getreten. Auch er hat Ben gefesselt, wobei er ihn im Rollstuhl weiterschiebt. Bei den Worten „anderer Gefangener" horche ich auf und fast schon kann ich mir vorstellen, wer der andere Gefangene ist. 

Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit und ich werfe Ben einen kurzen Blick zu. An seinem Gesichtsausdruck erkenne ich, dass er scheinbar genau den gleichen Gedanken hat, wie ich. 

„Anderer Gefangener?" Meine Stimme zittert leicht, doch ich werde von allen dreien ignoriert. „Das ist gut. Ich komme gleich nach, sobald ich etwas zu essen gefunden habe. Achtet gut auf jeden von ihnen." Mit diesen Worten dreht sich die Frau um und entfernt sich von uns. Ihre zwei Begleiter nehmen die Aufgaben mit einem Nicken entgegen, ehe sie in die andere Richtung, in die auch ich und Ben unterwegs waren, gehen.

Nach einigen Minuten erreichen wir einen kleinen Waldabschnitt, dem sich unsere zwei unerwünschten Begleiter zu wenden. Direkt am Rande des Waldabschnittes haben sie scheinbar ihr Lager aufgebaut, aber dennoch so, dass man es nicht findet, sofern man nicht ausdrücklich danach sucht. 

„Wir sind wieder da", kündigt der Hüne unsere Ankunft an und ein Mann tritt vor uns. Er ist fast so groß wie der Mann, der mich trägt, aber bei weitem nicht so breit gebaut. Trotzdem erkennt man sofort, dass er alles andere als schwach ist. 

„Noch zwei Gefangenen. Was ist denn heute nur los?" Der Mann schüttelt den Kopf, ehe er an zwei Bäume deutet. 

„Bindet sie dort fest. Unsere Alpha wird sich später um sie kümmern." Mein Blick wandert zu den zwei Bäumen und überrascht reiße ich die Augen auf. An einem anderen in der Nähe ist noch eine Person gefesselt und ich erkenne Kilian sofort. Seine Lippe ist leicht aufgeplatzt, sein linkes Auge ist schon leicht blau gefärbt und an seinem Arm kann ich eine Schnittwunde erkennen, höchstwahrscheinlich von dem Speer der Frau. 

Der schwarze BetaWhere stories live. Discover now