3. Kapitel

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Statt mit meiner ausgestreckten Hand seine Haut zu spüren und seine Wärme, fühle ich nur Luft und ohne das ich es verhindern kann, löst er sich in Luft auf, als ob er nie hiergewesen wäre, was er natürlich auch nie gewesen ist. Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, er wäre hier? Glauben, er wäre hier, um mir zu sagen, dass er sich für mich entschieden hatte? Wieder werde ich von einer Schmerzattacke übermannt, könsacken meine Beine unter mir weg, ich stürze auf den Boden und erst jetzt fallen mir die Tränen auf, die wie Fluten von meinen Wangen strömen.

„Adriana", höre ich einen erschrockenen Schrei hinter mir, dann jemand, der über das Laub zu mir rennt und sich neben mich sinken lässt. „Was ist los?" Scott umarmt mich fest, ehe er mir tief in die Augen blickt.

„Ich dachte, er wäre ...", ich werde von einem Schluchzen unterbrochen, von dem ich selbst der Auslöser bin, „wäre hierher gekommen." Zum Schluss flüstere ich die Worte nur so, dass man sie gerade noch verstehen kann, will nicht wahrhaben, dass ich wirklich so dumm gewesen bin.

„Komm jetzt erstmal mit in die Hütte." Gestützt von Scott schaffe ich es, aufzustehen, klammere mich an seinen Arm, während er zur Hütte geht, nicht fähig, auf meinen eigenen Beinen zu stehen. In der Hütte lasse ich mich auf einen der Stühle fallen, werde dabei von den anderen wie ein Tier im Zoo beäugt und Scott nimmt sich einen Stuhl und setzt sich mir gegenüber. „Jetzt erzähl nochmal von vorne, was passiert ist." Gespannt sieht er mich an, ich versuche, meinen Atem einigermaßen zu beruhigen, wobei ich nach den richtigen Worten suche.

„Er war hier, dachte ich zumindest. Und dann diese Schmerzen. Ich schaffe das nicht mehr, Scott. Du musst mir helfen", bettel ich ihn an, das Gefühl der Schmerzen in mich hineingebrannt und in diesem Moment ist nichts mehr von der starken Alpha übrig, die ich sonst bin. Doch Scott sieht mich einfach nur an, als ob er nicht verstehen würde, worüber ich sprechen würde. Aber wahrscheinlich kann das in diesem Moment niemand verstehen.

„Er hat sich für dich entschieden. Er würde sich immer für dich entscheiden." Alle Blicke wandern zu Isabella, die bis grade nur stumm in der Ecke gestanden hat. Ihre Worte brauchen ein bisschen, bis sie ganz klar bei mir angekommen sind und ich sie auch vollständig verstanden habe. „Er ist nur wenige Stunden, bevor wir hierher sind, losgefahren, um zu dir zu kommen. Es ist mehr als erstaunlich, dass er immer noch nicht hier ist, aber du solltest wissen, dass er dich liebt", die ganze Zeit über ist es nur ein Flüstern, ihre leise Stimme, als ob sie ganz weit weg wäre, doch mit jedem ihrer Worte gibt sie mir mehr Kraft und Mut, dass ich Kilian irgendwann wiedersehen werde, dass ich wirklich auf eine Zukunft mit ihm hoffen kann. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und ich nicke ihr dankbar zu, welches sie erwidert.

„Würdest du denn jetzt mit uns kommen? Wir brauchen dich", wechselt Ace urplötzlich das Thema und während ich immer noch auch Wolke sieben schwebe, treffe ich eine Entscheidung.

„Okay, wie kommen wir in die kalte Welt?", erkundige ich mich voller Enthusiasmus. Schnell blättert Ace ein paar Seiten vor und deutet auf die Zeichnung.

„Dies sind sogenannte Eisbeeren. Sie wachsen in der Nähe der Portale, die überall auf der Welt verteilt sind und in die kalte Welt führen. Diese Portale sind auch noch auf irgendeine Weise nochmal gekennzeichnet, aber in erster Linie sollten wir nach diesen Beeren Ausschau halten." Während ich Ace aufmerksam zuhöre, mustern Scott und Niklas das Bild, der hellblauen Beere, auf der man leichte, weiße Punkte erkennen kann. Nach wenigen Sekunden wirft Niklas Scott einen fragenden Blick zu, dieser beantwortet dies mit einem Nicken.

„Wir kommen mit. Das will ich direkt gesagt haben, bevor irgendwelche Proteste kommen." Scott wirft mit einen mahnenden Blick bei seinen Worten zu, der auch keine Widersprüche zulässt. „Wir kennen die Beere. Sie wächst nur ein paar Kilometer weiter nördlich von hier. Dort treiben sich kaum Wölfe herum, da diese Gegend in keiner Weise interessant ist. Auch Niklas und ich sind nur aus Zufall auf diese Gegend gestoßen. Wir können euch hinführen."

Der schwarze BetaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt