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Am nächsten Morgen wachte ich auf. Alleine. Stephen lag nicht mehr im Bett.

Erneut ging mir das durch den Kopf, was er gestern kurz vorm Einschlafen gemurmelt hatte. Ich entschied mich ihn darauf anzusprechen und stand auf.
Ich holte mir nur einen Pulli von Stephen. Seine Sachen waren dreimal zu groß für mich aber das machte ich auch so daran.

Und Unterwäsche. Wobei ich die nahm, die Rebecca mir geschenkt hatte.

Damit ging ich ins Badezimmer, duschen und machte mich soweit ordentlich zurecht. Stephen's Pullover konnte ich schon als Kleid tragen.

Was ich unten in der Küche antraf verschlug mir allerdings ersteinmal die Sprache. Stephen lag mit dem Kopf auf der Tischplatte und schlief. Ich strich ihm durch seine Haare am Hinterkopf um ihn zu wecken.

Verschlafen hob er den Kopf und sah mich aus müden Augen an. "Guten Morgen, Babe" nuschelte er, zog mich an sich und vergrub sein Gesicht an meiner Brust. Die dunklen Augenringe unter seinen Augen waren mir trotzdem aufgefallen. "Hast du schlecht geschlafen?" er nickte ohne den Kopf zu heben. "Ich wollte nicht, dass du aufwachst wegen meinem Geschrei und bin runter aufs Sofa, und irgendwann in die Küche gegangen." Murmelte er.

"Warum hast du schlecht geschlafen? Was träumst du?" fragte ich vorsichtig.

Ich wusste, dass irgendetwas schreckliches in seiner Vergangenheit passiert sein musste. All die Narben konnte er sich nicht einfach durch die Kämpfe zugezogen haben. Nur sollte er sich auch nicht dazu gezwungen fühlen, mir irgendetwas zu erzählen.

Er seufzte und sah mich an. "Es wird wohl langsam Zeit, dir alles zu erzählen." Ich schüttelte den Kopf. "Du musst das nicht machen, wenn du das nicht wirkl-" "Doch. Ich möchte es, du hast es verdient es zu erfahren." unterbrach er mich sanft und zog mich auf seinen Schoß.

"Wobei ich auch auf ganz andere Gedanken kommen könnte, wenn du so auf mir sitzt." seine rechte Hand wanderte an meinen Hintern.

"Aber nicht jetzt" sagte er und straffte sich.

"Als mein Dad noch bei uns lebte, in England, war noch alles gut. Wir hatten ein schönes, großes Haus, Geld, viele Freunde. Das änderte sich allerdings schlagartig, als Mum mit Kelly schwanger wurde." Er räusperte sich und schüttelte den Kopf. Ihm fiel es schwer darüber zu reden. "Er packte seine Sachen und am nächsten Morgen war er verschwunden. Er wollte Kelly nicht, obwohl sie, wie du weißt ein Engel ist.
Mum musste sich Arbeit suchen, welche trotz allem nicht reichte. Also mussten wir umziehen, in eine Wohnung. Das Haus verkaufte sie.

Ca drei Monate später musste ins Krankenhaus. Ihre Muskeln taten weh, verkrampften sich öfters. Sie war gerade mal im fünften Monat schwanger, als die Ärzte bei ihr ALS diagnostizierten.
Weiteres Geld ging für die Behandlung drauf und schon bald kam sie mit 'nem Kerl zu Hause an. Carl. Anfangs schien er nett zu sein. Er wusste, von ihrer unheilbaren Krankheit und wollte, wie er es zumindest sagte, die Zeit die ihnen noch blieb nicht verschwenden.
Mum gebar Kelly und war, trotz ihrer Krankheit und ihrer zunehmenden Schwäche, überglücklich." Er lachte trocken auf. "Bis Carl anfing jede Nacht besoffen nach Hause zu kommen. Er weckte mich fragte nach der Schule. Das war erst einmal nicht schlimm. Nur, sobald ich etwas in der Schule verbockt hatte, schlug er mich. Das ging soweit, dass er irgendwann sogar im nüchternen Zustand handgreiflich wurde.

Ich versuchte einmal mich zu wehren. Und bereute es. Oh Gott wie ich es bereute, Tris." Seine Hände, die er hinter meinem Rücken verschränkt hatte, zitterten. " Von da an kam er jeden Abend in mein Zimmer, verschloss die Tür hinter sich, riss mir die Kleidung, bis auf die Unterhose, vom Leib. Er kramte ein Taschenmesser heraus und schnitt mich.     Wieder und wieder schnitt er in mein Fleisch. Damit ich lernte, wie ich mich zu benehmen hatte. Damals war ich noch zu schwach um ihn zu bekämpfen. Ich war hilflos und schwach.
Nacht für Nacht, Tag für Tag tat er mich das an.
In Sport zog ich mich auf der Toilette um, damit niemand meinen zerschnittenen Körper sehen konnte.

Irgendwann konnte ich nicht mehr. Kelly war damals gerade drei Jahre alt.
Wieder einmal kam Carl komplett besoffen nach Hause, rasend vor Wut. Aus welchem Grund auch immer. Ich hatte Flugtickets für Mum, Kelly und mich nach Amerika zusammen gespart. Dort würde sie eine bessere Behandlung bekommen und wir wären weg von ihm. Auch Mum hatte er geschlagen. Eine schwache, totkranke Frau.
Ich meine... Wie armselig muss man sein?

Wir hatten unsere Sachen halbwegs zusammen gepackt, wovon er glücklicher Weise nichts mitbekam.

Er kam nach Hause, Mum, Kelly und ich saßen gemütlich auf der Couch. Carl fing an zu schreien und Sachen um sich zu werfen. Kelly weinte. Er drohnte sie zu schlagen, nur weil sie weinte.

Und da brannte bei mir irgendeine Sicherung durch. ich griff nach der Whiskyflasche im Schrank und zog sie ihm über den Kopf. Sie zersprang und schnitt ihn in den Kopf. Nicht so schlimm aber dennoch...  Ich beugte mich über ihn, schlug wieder und wieder auf den so oder so schon bewusstlosen Wichser ein, bekam einfach nicht genug.

In dieser Nacht begang ich meinen ersten Mord. Die Anklage wurde fallen gelassen. Es war Notwehr. Er war ihnen bekannt.  Nach dem die Anklage fallen gelassen wurde zog ich mit Mum und Kelly hier her. Ich fing an zu trainieren und mich in Streetfights zu messen. Das Geld reichte nicht.

Irgendwann kam ein schmieriger Kerl namens Dallas auf mich zu. Er bot mir das Geld für das Haus und die Behandlung meiner Mutter, den Preis nannte er mir erst später. Ich sollte für ihn kämpfen und töten. Eine Wahl hatte ich nicht. Die Schulden sind so gut wie bezahlt gewesen, als er von der Polzei geschnappt wurde. Mir kamen sie bis her nie auf die Spur. Ich töte immer noch, das weißt du.

Und ich weiß auch nicht, ob ich jemals damit aufhören können werde. Aber die Monster die ich töte sind nicht besser als Carl. Vergewaltiger, Schänder. Und wenn sie sich an dir vergreifen würden... ob sie es schaffen oder nicht. Ich würde sie foltern bis sie darum betteln würden, dass ich sie endlich töte.

Ich weiß, dass das nicht das ist, was du von deinem Bodyguard und erst recht nicht von deinem Freund willst... aber... du kennst mich besser als jeder andere. Dir würde ich nie auch nur das kleinste Haar krümmen." Er sah mir in die Augen und grinste dann dreckig. "Außer natürlich du willst, dass ich dich härter anpacke." ich rollte nur mit den Augen.

Er versuchte nur zu überspielen, was wirklich in ihm vorgeht. 

Ich beugte mich vor und legte meine Lippen sanft auf seine, bevor er den Kuss jedoch intensivieren konnte löste ich mich. "Es ist schrecklich, was dir angetan wurde, aber ich werde dich wegen nichts von all dem, was du mir jetzt erzählt hast anders sehen, als ich es vorher getan habe. Höchstens sehe ich jetzt noch mehr, wie stark du bist." Tränen machten seine Augen glasig. Er senkte den Kopf, um mich das nicht sehen zu lassen. Zu spät. 

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände, damit er mich wieder ansah. "Ich liebe dich und daran wird sich auch nichts ändern, verstanden?" Ich wischte mit dem Daumen eine einzelne Träne weg. Er nickte und zog mich noch näher zu sich, bevor er seine Lippen auf meine presste. Ich seufzte wohlig auf.

"Jetzt, wo wir das geklärt haben, würde ich gerne noch mal auf dein Angebot von vorhin zurückkommen." murmelte ich gegen seine Lippen. "Das wird hier jetzt aber nicht sowas wie Mitleidssex oder?" ich lachte und schüttelte den Kopf, bevor ich aufstand, unter den Pullover griff und meinen Slip auszog.

Stephen's Augen wurden während dessen immer größer. 

Ich setzte mich wieder auf seinen Schoß und strich über die Beule, die nur von dem dünnen Stoff seiner Boxershort verdeckt wurde. "Fuck du machst mich alleine durch sowas total geil." knurrte er und presste seine Lippen auf meine. Er zog seine Boxershort gerade soweit runter, das sein Schwanz raus kam. Er hob mich an meiner Hüfte hoch und setzte mich auf ihm ab, damit er in mich eindringen konnte.

"Fuck." stöhnte er laut gegen meine Lippen und stieß sich hart in mich. 

Daran könnte ich mich echt gewöhnen. 

Sociopathic; Scared of loveWhere stories live. Discover now