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Stephen

Mit einem schwachen Lächeln und einer Haut so weiß wie die Wand im gesamten Zimmer lag diese Frau in dem Krankenbett und streckte angestrengt ihre Hand nach mir aus. Tris' Hand immer noch haltend ging ich auf sie zu und setzte mich vorsichtig auf den Bettrand, beugte mich vor und küsste meiner Mutter auf die Stirn.

"Wie geht es dir?" fragte sie mit kratziger Stimme. "Müsste ich das nicht eher dich fragen?" ich zog die Augenbrauen zusammen und sah sie fragend an. "Den Umständen entsprechend." sie sah auf meine Finger, die nach wie vor mit Tris' Fingern verschränkt waren und sich an sie klammerten, als wäre sie mein letzter Halt.

"Habt ihr es endlich auf die Reihe bekommen?" lachte sie und strahlte uns entgegen. "Was heißt hier auf die Reihe bekommen? Wusstest du es oder was?" fragte ich sie und versuchte dabei irgendwie überrascht zu wirken. Mum wusste alles gefühlte drei Jahre bevor es wirklich passierte. "Schatz, jedes Mal, wenn du mich besucht hast, hast du über sie geredet." sie drehte sich mit dem Kopf zu Tris "Glaub mir, meine Liebe. Er hat jedes Mal fast nur von dir geredet. Entweder er hat sich aufgeregt, du würdest ihm mit deiner Sturheit noch den letzten Nerv rauben oder er erzählte mir einfache Sachen oder wie du ihn immer wieder aufs Neue beeindruckst oder überraschst. Er ist schon lange hin und weg von dir-"" Okay Mum reicht dann auch wieder!" Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf und drehte mich weg, damit Tris nicht sah, wie ich rot wurde.

Wahrscheinlich zu spät!

Aber ich wusste, wovon sie sprach. Wie oft war von einem langen Arbeitstag bei den Foxworths gekommen und habe mich über diese Sturheit aufgeregt. Tris war ein verdammter Sturkopf, andauernd zickten wir uns deswegen an. Aber dennoch kam ich nicht darum sie dafür auch zu bewundern. Umso weniger konnte ich verstehen, wie sich in der Schule dann so... klein und zerbrechlich war. Okay klein ist sie aber... nur körperlich mental war sie so verdammt ausdrucksstark.

Flashback 

Ich stieg von meinem Motorad und lief schnellen Schrittes auf die schiefe Haustür unseres kleinen Hauses zu. Bevor ich sie jedoch mit dem Schlüssel öffnen konnte, wurde sie von innen aufgerissen und ein  kleines, grinsendes Gesicht kam zum Vorschein. Mein kleiner Engel strahlte von unten zu mir hoch. Ich lächelte und nahm sie hoch. "Kelly wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du die Tür nicht öffnen sollst. Du willst doch noch geklaut werden oder?" sie schüttelte schuldbewusst den Kopf. "Da draußen gibt es viele böse Menschen, das muss dir bewusst sein." sie nickte. "Sind das böse Menschen, für die du Nachts arbeiten gehst?" fragte sie mich.

Kleine Kinder bekamen manchmal mehr mit als man glaubte, das wurde mir jetzt auch wieder bewusst. "Sie sind nicht sonderlich freundlich..." 

Im Zimmer meiner Mum angekommen setzte ich Kelly ab und schickte sie spielen. Ich brauchte jetzt meine Mum. Bei ihr konnte ich mich so viel aufregen, wie ich gerade brauchte. Ich setzte mich an ihr Bett und küsste sich auf die Stirn. 

"Wie war dein Tag, mein Schatz?" fragte sie müde lächelnd. Lang würde sie es nicht mehr schaffen. "Anstrengend. Erst diese drecks-Lehrer, die sich für was besseres halten..." ich schnaubte und sah sie an. "Und wie war es bei Tris?"  jetzt lächelte sie etwas breiter. Ich rollte nur mit den Augen. "Sie lässt sich einfach gar nichts sagen. Sie soll bei mir bleiben, damit ihr in der Menge von den verfickten Fotografen nichts passiert. Was macht sie? Rollte genervt die Augen, steigt aus und versucht selbst dadurch zu kommen! Sie bringt mich noch um meinen Verstand! Dann redet sie immer mit diesem Lackaffen von Ethan, obwohl der total schmierig ist. Und er will sie doch auch nur flachlegen!" Ich atme tief durch. "Wir streiten uns andauernd, Mum. Sie ist so verdammt stur... ich meine... wow..."  Mum lachte leicht. "Du scheinst sie dafür zu bewundern." 

Flashback Ende

Tris lachte. "Ich lerne dich immer wieder von neuen Seiten kennen." Ich sah sie grinsend an. "Und für jede liebst du mich noch ein Bisschen mehr, huh?" sie grinste frech zurück und beugte sich vor. "Darum lässt sich streiten." und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Mom lachte, so weit das möglich war, fing aber kurz darauf an zu husten.

Tris

Als sie wieder genug Luft bekam atmete sie tief durch. "Meine Fresse ist das beschissen keine Luft zu bekommen." Stephen sah nach unten, drückte meine Hand noch fester. Er wollte es sich vor seiner Mom nicht anmerken lassen, aber es machte ihm zu schaffen sie so zu sehen. Er war alles andere als glücklich. Daran würde auch ich in diesem Moment nichts ändern können. Oder die Tatsache, dass sie wach ist. Das nächste mal ist es vielleicht endgültig und das weiß er genauso gut wie ich, auch wenn er es nicht wahr haben will. Wollte ich auch nie... bis meine Mom starb.

"Seit wann seid ihr zusammen Kinder?" versuchte sie die Stimmung wieder aufzulockern. "Seit gestern Abend." murmelte Stephen. Ich strich ihm beruhigend über den Handrücken. "Soso und habt ihr schon..." sie ließ das Ende offen. Jedem in diesem Raum war bewusst, was sie meinte. "Mum! Das geht dich gar nichts an!" Sie grinste. "Junge du hattest schon längst dein erstes Mal. Seit wann ist dir das bitte unangenehm?" er zuckte nur mit den Schultern. "Mir nicht. Ich könnte es raus in die Welt brüllen, dass sie mir gehört, aber ihr ist es vielleicht peinlich über so etwas zu reden." murmelte er und sah mich an. "Naja es muss jetzt nicht unbedingt die Presse erfahren, dass ich mich in meinen Bodyguard verliebt habe und nur Stunden, nach dem ich mit ihm zusammen gekommen bin in die Kiste springe." mir wurde heiß im Gesicht als mir bewusst wurde, dass ich das gerade tatsächlich laut gesagt habe.

"Weiß es dein Vater?" ich schüttelte den Kopf. "Noch nicht, aber sicherlich bald." "Lass dir so viel Zeit wie du brauchst, Kleine." flüsterte Stephen und drückte meine Hand kurz fester.

Wir redeten noch ein wenig mit Stephen's Mutter bevor der Arzt rein kam und meinte, die Besuchszeit wäre vorbei. Bis Stephen sich verabschiedet hatte dauerte es allerdings noch fünf Minuten.

"Machen wir da weiter, wo wir vorhin im Auto aufgehört hatten?" murmelte Stephen in mein Ohr als wir aus dem Krankenhaus traten. "Stephen ich bin gerne deine Ablenkung von... dem allen aber ich bin verdammt müde es ist nach eins durch. Ich möchte nur noch nach Hause in mein Bett und schlafen." am Wagen angekommen hielt er mir die Tür auf und stieg dann selbst ein.

"Ist okay, Babe. Wir haben alle Zeit der Welt und ab Morgen sind wir alleine im Haus." er wackelte anzüglich mit seinen Augenbrauen und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich lachte. "Kommst du eigentlich auch mal einen Tag ohne aus?" "Nicht seit dem ich das erste Mal in dir war." er zwinkerte und richtete seinen Blick wieder auf die Straße. "Du bist ein Idiot." lachte ich und hielt mir meine Hände vor das Gesicht um meine rot-werdenden Wangen zu verdecken. "Ich liebe dich auch." gab er nur lachend zurück und lies mich das Radio anmachen, wobei das nicht nötig gewesen wäre. Bei dem Tempo, in dem wir durch die leeren Straßen der Kleinstadt rasten, waren wir in weniger als zehn Minuten zu Hause in der Garage und gingen direkt in unseren Flügel.

Ohne groß Zähne zu putzen fielen wir in mein Bett und schliefen gleich ein.

Ich sagte ja; es gibt Weihnachtswunder und dass seine Mom aufgewacht war, war seines.

Sociopathic; Scared of loveWhere stories live. Discover now