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Die Flasche wurde langsamer und landete auf James. Ich sah gespannt du Becca, welche schon jetzt grinste, weil sie wusste, was sie ihn Fragen würde oder machen lassen würde. Das sah ich an ihrem Blick. "Pflicht." grinste James und nah einen Schluck von seinem Bier.

Becca tat so als würde sie überlegen. "Trink vom Wodka." er zuckte mit den Schultern, nahm die Flasche und trank drei große Schlücke.

Als er wieder saß drehte er die Flasche, welche bei Stephen zum Stehen kam. "Wahrheit." James überlegte, bis er mich ansah. Für einen kurzen Moment blitzte etwas in seinen Augen auf. "Wen hast du als letztes geküsst, wen du jederzeit wieder küssen würdest?" ich hielt die Luft an. Stephen sah mich an und grinste schief. "Das ist einfach: Tris, eindeutig Tris." sagte er und sah wieder zu James.

Kurze Zeit wurde es komplett ruhig.

Übermotiviert klatschte ich in die Hände und sah zu Stephen. "Na dann mal weiter." Er lachte und drehte die Flasche. Natürlich musste sie genau jetzt bei mir landen. Ich sah Stephen direkt in die Augen als ich ihm meine Antwort gab:"Pflicht." Stephen lächelte mich sanft an. Wie immer kamen auch jetzt seine Grübchen zum Vorschein. "Küss mich." er hatte sich schon zu mir rüber gelehnt, hauchte die Worte nur. Aber jeder verstand, was er sagte.

Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und legte seine Hand dann an meine Wange. Ich lehnte mich vor und schloss die Lücke. Seine weichen Lippen bewegten sich synchron zu meinen. Ich lächelte in den Kuss, was ihn ebenfalls zum lächeln brachte.

Jemand räusperte sich, was uns dazu brachte auseinander zu fahren und in die Runde zu sehen.

Stephen legte einen Arm um mich. Nathalie fand als erste ihre Sprache wieder. "Da läuft doch was zwischen euch!" ich sah zu Stephen, dem dazu genau so wenig etwas einfiel wie mir, immerhin wussten wir selbst nicht, was das war.

"Nehmt euch 'n Zimmer, Leute!" lachte Bryan als Stephen und ich uns anstarten. "Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass das noch gar nichts war! Wisst ihr wie ich das raus finden musste-" "Du wusstest davon?" unterbrach Nath sie. Becca nickte und fuhr unbeirrt fort. "Ich wollte ihr etwas erzählen, weswegen ich noch vor der Schule zu ihnen kam. Christina hatte mir die Tür geöffnet. Ich geh hoch, sehe, dass die Tür zum Bad offen ist und Licht brennt. Ich steh im Türrahmen und was seh' ich? Wie die beiden rum machen, Tris nur in Unterwäsche wohl bemerkt."

Ich riss Bryan die Flasche Schnaps aus der Hand und trank. Für die folgenden Dinge war ich eindeutig nicht betrunken genug. Ich hielt sie Stephen hin, der allerdings ablehnte.

"Okay was läuft da zwischen euch?" wollte Nash jetzt neugierig wissen. "Das wissen die beiden selbst nicht." antwortete Becca für uns. "Wie könnt ihr das nicht wissen? Ihr müsst doch wissen, ob ihr was für einander empfindet oder fick-Freunde seid oder was weiß ich denn!" meinte Nath aufgebracht. "Wir haben nicht mit einander geschlafen!" korrigierte Stephen sie. "Wir sind nur..." er sah mich kurz an. "Wir sind nur ein wenig weiter gegangen, als einfaches rum machen."

Wie konnte er das ganze nur so gelassen raus plaudern? 

"Sozusagen macht ihr es euch gegenseitig oder wie?" fragte James unbekümmert. Ich wünschte mir, dass es nur ein Traum war, kniff mir in den Arm, nur um feststellen zu müssen, dass es kein Traum war.

Stephen nickte. "Ihr schlaft nicht miteinander?" fragte Bryan überrascht. Gab es denn nichts spannenderes als dieses Thema? 

Stephen schüttelte den Kopf. "Nein. Und es gibt nur eine Sache, die uns daran hindert. Etwas, was ich hören will, aber nicht zu Ohren bekomme, wenn es um dieses Thema geht." ich starrte auf die leere Flasche in der Mitte und überlegte, wem ich sie als erstes drüber ziehen sollte. Nash schien das mit bekommen zu haben, denn er schnappte sich die Flasche, sah mich prüfend an bevor er sagte: "Bevor du dich noch entscheidest, wen es als erstes trifft... im wahrsten Sinne des Wortes... nehm' ich sie lieber mal an mich." konnte der Typ Gedanken lesen? "Ich kenne dich einfach nur verdammt gut Tris." beantwortete er meine unausgesprochene Frage. "Du machst mir angst, Nash." lachte ich.

"Um zurück aufs Thema zu kommen," sagte Bryan und sah dabei Stephen und mich an. "Was meintest du damit?" und wieder griff ich zur Flasche, so langsam spürte ich die Wirkung deutlicher.

"Sie soll ja sagen." Nath zog scharf die Luft ein. "Nein, nicht ja im Sinne von Heiraten."

"Wozu sonst?" Stephen sah mich prüfend an, bevor sprach. "Wenn sie ja sagt, dann gehört sie mir, so wie ich ihr. Ich weiß, was ich für eine Wirkung auf ihren Körper habe, das kann ich nutzen. Ich würde sie fühlen lassen, was sie sich nicht vorstellen kann. Ich würde sie überall nehmen, wo sie es will. Ich könnte wahrscheinlich gar nicht anders. Dazu muss sie nur ja sagen, nur macht sie es einfach nicht." Stephen nahm mir die Flasche ab und hob sie kurz in die Luft. "Prost." daraufhin prostete ihm jeder zu, der eine Flasche hatte zu, was dann so ziemlich jeder außer ich war. Nath sah mich erschüttert an: "Verdammt sag ja! Man hätte ich die Wahl hätte ich mich schon längst von ihm ordentlich durch nehmen lassen!" dass sie das einfach so sagte schob ich einfach mal auf den Alkohol in ihrem Blut.

War diese Situation niemand anderem außer mir suspekt? Ich meine.... Sie reden über das wohl intimste Verhalten zwischen Stephen und mir... Völlig unbekümmert!

Doch wenn ich mir das vorstellte, Nathalie und Stephen... spürte ich einen Funken Eifersucht. Ich erinnerte mich daran, dass es nur ein Beispiel war und nicht die Wirklichkeit und beließ es dabei.
Immerhin wusste sie ja auch nichts von meinen Gefühlen.

Nach einer Viertel Stunde hatten wir alle einen Becher voll mit Schnaps oder Wodka und spielten Ich habe noch nie.

James war an der Reihe. "Oookaaaay. Ichhab noch nieee... mhhh.... noch nie de' Kotze von jemand andrem weg machn müssn." Niemand außer Stephen und ich trank einen Schluck. 

Wie wir es in einer Viertel Stunde geschafft hatten, nicht mehr richtig reden zu können, wusste ich nicht. Ich nahm mein Handy und schaltete die Anlage in meinem Zimmer an. Ich ließ über Spotify irgendwelche Lieder laufen, bunt durcheinander.

"Okay ich gebs auf, ich will nichht mehr spieln." rief Bryan lallend. Jeder stimmte ihm zu.

Wir hörten der Musik zu und laberten nebenbei. Ich lehnte zusammen mit Stephen an meinem Bett, während er einen Arm um mich gelegt hatte. Die anderen lagen auf dem Boden und lachten vor sich hin, wenn sie etwas witzig fanden.

"Wisst ihr, was so richtig geil wäre?" fragte Nathalie und hob ihren Arm in die Luft. Wir brummten nur zur Antwort. "Wir müssten zusammen mal Urlaub machen! Irgendwo, wo es warm ist."

"Das wär' so richtig geil." stimmte Bryan zu. "Ohhh yess." kam es von James, der sich gerade auf meinen Schreibtischstuhl Runde um Runde drehte. Wir anderen nickten begeistert und suchten schon jetzt nach  Orten, wo wir über die Frühlingsferien hin konnten.

"Wie wär's mit Kalifornien?" warf ich in die Runde. Wir fingen an, nach Hotels zu suchen, wurden auch ziemlich schnell fündig. Das Hotel Indigo schien uns perfekt. "Nur ein was." meinte Stephen "Wie soll ich das mir leisten? Meine Mum braucht die Pflege im Krankenhaus. Das ist viel zu teuer für mich." ich lächelte. Er dachte wirklich nie an sich selbst, war eher auf andere bedacht. "Keine Sorge, Dad bezahlt das. Du musst mit, immer hin bist du mein Bodyguard."

Er nickte. "Wie viele Zimmer nehmen wir? So, dass jeder zu zweit in einem schläft und einer eben dann alleine?" fragte James. Wir stimmten brummend zu.

Ich buchte vom 9. März 2018 bis zum 25. März gleich mit Flug.

Ob das so klug war, war im Nachhinein fraglich. Immer hin hatten wir alles entschieden, während wir komplett betrunken waren.

Um drei Uhr gingen wir schlafen. Während Rebecca, Nathalie und ich uns in mein Bett legten ging Stephen rüber, nicht ohne sich vorher noch ein Kuss von mir zu stehlen und zu sagen, dass er lieber bei mir schlafen würde. Die Jungs folgten Stephen. Wahrscheinlich schlief Stephen auf dem Sofa in seinem Zimmer, zwei im Bett und einer legte ich auf den Teppich.

Ich zog mir den Kragen von Stephens Shirt über die Nase und schloss die Augen. Mit den Gedanken an Stephens Alpträume schlief ich schließlich.

Sociopathic; Scared of loveWhere stories live. Discover now