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Stephen

Das gab es doch nicht! Ich hatte schon zum 3. Mal geklingelt und niemand machte diese verdammte Tür auf. Dabei standen die Autos von Ryan und Tris in der Auffahrt.

Ich klingelte erneut. Wieder kam niemand. Langsam fragte mich, ob sie da drin verreckt waren oder vögeln. Möglich wäre es ja. Tris hat einen verdammt schönen Körper und auch ihr Gesicht ist echt hübsch. Davon abgesehen, dass diese toten Augen nicht ganz zu der gesunden Hautfarbe und ihrem lächeln passen.

Aber Ryan war 26 und eher wie ein großer Bruder, nach dem, was ich mitbekommen hatte.

Ich hörte stimmen, leise, als würden sie von oben kommen. Allerdings konnte ich nicht vernehmen, was sie sagten. Es war Ryan's Stimme, die verzweifelt klang, anscheinend versuchte auf jemanden einzureden. Ich klingelte Sturm, im Sekundentackt um genau zu sein. Nach dem 15. klingeln hörte ich schnelle Schritte auf der Treppe. Die Tür wurde aufgerissen und ein halb wütender und halb verzweifelter Ryan stand vor mir. Ich ignorierte, wie verzweifelt er zu sein schien und motzte los. "Wird auch langsam mal zeit! Ich klingel schon weiß der verdammte Teufel nicht wie lang!" ich holte Luft um weiter zu meckern und ihn dann auch zu beleidigen, allerdings kam mir Ryan zuvor.

"Irgendetwas ist mit Tris, nur lässt sie mich nicht in ihr Zimmer, sie hat abgeschlossen und sagt kein Wort." sagte er ohne auch nur mal Luft zu holen. Sofort beruhigte ich mich. Schon merkwürdig, wie schnell sie mir wichtig geworden ist... obwohl es mir wie eine halbe ewigkeit vorkommt, die wir und kennen. Dabei sind das jetzt 3 Tage. "Schon mal dran gedacht, dass sie dabei ist sich umzubringen?! Verdammt dann brich die scheiß Tür auf, aber hock nicht nur davor und rede auf jemanden ein, der dich möglicherweise schon gar nicht mehr wahrnimmt." fauchte ich ihn an und wollte rein. Er hielt ich zurück. "Sie sitzt hinter der Tür und weint. Sie lebt noch. " Er schien zu überlegen.

"Stephen du musst es versuchen, vielleicht kannst du sie zum reden bringen. Auf mich hört sie nicht mehr." Ich riss die Augen auf und zeigte zur verdeutlichung auf mich. "Ich?!" Er nickte "Was hab ich damit zu tun. Die ganze Scheiße interessiert mich doch einen verdammten Dreck. Warum soll ich mir jetzt der ihre dämlichen Probleme anhören?!" Er zeigte mir den Vogel. "Wir wissen beide, dass es dich interessiert, wie es ihr geht und warum es ihr schlecht geht. Wir wissen beide, dass sie dir nicht länger egal sein kann, aus welchem Grund auch immer!" fauchte er mich an und zeigte anschuldigend mit dem Finger auf mich. "Also reiß dich zusammen, geh da hoch und sei für sie da! Versuche es wenigstens." Ich stöhnte auf.

"Woher soll ich wissen, ob ich zu ihr durchdringe, ob ich nicht wieder irgendetwas gemeines sage, was es nur noch schlimmer macht?" Es stimmte, man konnte es nicht wissen. "Du musst einfach nachdenken, was du sagst. Überlege, was es für Folgen haben kann. Versetze dich in ihre Lage." ich lachte emotionslos. "Das kann ich nicht. Ich bin zu so etwas nicht in der Lage. Das wird sich auch nicht ändern"

Ryan fuhr sich durch die Haare. "Versuch einfach dich in den Griff zu bekommen. Für sie." So wichtig war sie mir dann auch wieder nicht. Ich wollte noch etwas sagen, doch Ryan warnte mich mit seinem Blick und zeigte nach oben. Ich nickte und rannte die Treppe hoch.

Als ich genau vor Tris' Tür stande, hörte ich sie. Ich hörte sie schluchtzen. Ich hörte sie kaputt gehen.

Irgendetwas in mir fühlte sich auf einmal schwer an, zog mich nach unten. Ich spürte, wie der Hass auf die Welt, auf all die Bastarde noch größer wurde. Ich spürte, wie mein Herz kälter und schwerer wurde, kälter und schwerer als vorher.

Meine Hand streckte sich nach vorn, die Knöchel meiner Finger klopften vorsichtig an das Holz der Tür.

"Tris?" Ich hörte für einen Augenblick nichts mehr. Sie zog die Nase hoch. "Stephen?" ich schloss erleichtert die Augen. Sie redete, das war ein gutes Zeichen, nahm ich an. "Ja. Ich bin es." Wieder hörte ich sie schniefen. "Da braucht jemand mal 'n Taschentuch, sonst läuft die Nase noch davon." ich versuchte es mit der Tour. Das hatte immer bei meinem Engel geholfen. Sie musste immer lachen. Nur war Tris um einiges älter... und kaputt. Das fiehl mir aber natürlich zu spät ein und ich hörte sie erneut schluchzen. "Nein, nein, nein. Hör auf zu weinen Tris." ich lehnte die Stirn an die Tür um sie besser zu hören. "Lass mich allein Stephen. Ich will dich nicht belasten. Davon ab, dass es dich wahrscheinlich eh nicht interessiert." Ich seufzte und schüttelte den Kopf. " Das ist nicht wahr. Es interessiert mich wohl. Du belastest mich mehr, wenn du mich dir nicht helfen lässt." sagte nichts "Bitte lass mich rein, lass mich für dich da sein."

Die Kälte um mich herum, nein, in mir drin, wurde von Minute zu Minute, die sie nichts sagte unerträglicher. Immer wieder flehte ich sie an mich reinzulassen. Aber nichts kam. Nur das leise Geräusch, vom weinen drang in meine Ohren. "Lass dich doch nicht untergehen." sagte ich immer wieder. Es war zum verrückt werden. Kitschig wie es nur ging, rollte eine einzelne Träne über meine Wange. Ich wusste nicht, wie lang ich auf sie einredete. Bis sie dann doch etwas sagte:"Nein"

Jetzt reichte es mir. Ich versuchte für sie da zu sein und sie schuppste mich weg. Ich würde nicht zulassen, dass sie mich los ließ, nach dem ich mir so fest vorgenommen hatte, ihr zu helfen, sie an mich heran zu lassen, ihr meine Welt zu zeigen.

Ich stand auf und ging ins Bad. In ihrer Box müsste sie doch Haarklammern haben... ja! Ich bog mir die Klammer zurecht und ging zurück zur Tür. Sie saß auf Holzboden, ich würde sie problemlos mit der Tür wegschieben können.

Ich steckte die Klammer in das Schlüsselloch und versuchte es zu öffnen, was auch klappte. Ich hatte in so etwas schon Übung. Ohne weiteren Kraftaufwand schob ich die Tür auf und ging rein. Tris hatte sich in die hinterste Ecke verkrochen und kauerte dort schluchzend. Als ich auf sie zu ging sprang sie auf und versuchte wegzurennen. Ich war schneller.

Ich packte sie von hinten an den Hüften und zog sie dicht an mich heran. Sie wehrte sicht, hatte aber keine Chance. Ich presste ihren Rücken an meine Brust und machte beruhigende Geräusche. Nebenbei ging ich auf ihr Bett zu, setzte uns beide hin. Sie auf meinem Schoß. Sie schrie, als würde es etwas helfen.

Ich umklammerte sie, hielt sie fest in meinen Armen gefangen, half ihr, sich zu beruhigen.

Nach einiger Zeit hatte ich sie dann da wo ich sie haben wollte.

"Sieh mich an." Schüttelte den Kopf. " Tris, sieh, mich, verdammt nochmal, an!" Sie verschränkte ihre Arme. "Kann ich doch gar nicht wenn ich so auf deinem Schoß sitze." Ich grinste, auch wenn es nicht angebracht war. Ich hob sie hoch und drehte sie so, dass sie rittlinks auf meinem Schoß saß.

"Also in so einer Sittuation hatte ich mir nicht vorgestellt, dass du so auf meinem Schoß sitzt..." Sie verdrehte die Augen. "Tris? Lass mich für dich da sein." Sie lachte "Ich meine es ernst! Bitte, lass nicht los. Lass mich sehen, was in dir vorgeht." Sie zuckte die Schultern. " Du kennst mich doch gar nicht" Ich sah ihr in ihre kalten Augen. "Aber ich weiß, was sie nicht wissen. Niemand von ihnen weiß, wie ich dich kennengelernt habe. Nicht unter welchen umständen. Ich würde dich nie so behandeln. Ich würde dich wie eine Frau behandeln. So wie du es verdienst."

Tränen schossen in ihre Augen. "Womit habe ich dich verdient? Warum bist du so zu mir? Warum bin ich dir nicht egal, wir kennen uns gerade mal 3 Tage." Ich zuckte mit den Schultern. "Du hast es innerhalb von diesen 3 Tagen geschafft, mir wichtig zu werden. Du kennst mich nicht mein Schul-Ich, der der ich in der Schule bin, sondern mich."Sie schlang die Arme um meinen Hals und weinte. Ich hielt sie fest.

Es wurde ein Stück wämer in mir. Schon merkwürdig, wie ein Mensch die Seele eines Anderen beeinflussen kann... da fällt mir ein passendes Zitat aus Sturmhöhe ein... auch wenn es nicht zu hundert Prozent passt...:

*Es ist merkwürdig, wie die Gewohnheit unseren Geschmack und unsere Anschauungen beeinflussen kann.*

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Ein kleines Special und eine Entschuldigung, dafür, dass in letzter Zeit nur sehr wenig kam. Ich hoffe es gefällt euch bis her. :)

Sociopathic; Scared of loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt