1 Schmerz & Glück.

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Erst dann erkannte ich, dass er meine Patienten Identifikationskarte von MED-EL in der Hand hatte und auseinander faltete. Ich hatte diese Karte immer in meinem Portemonnaie, seid ich meine CI's bekommen hatte. Der Hersteller meiner Cochlea Implantate, MED-EL, legte mir damals ans Herz, dass ich die Patienten Identifikationskarte immer bei mir hatte, so wie einen Organspendeausweis.

Ich bemerkte, dass der Arzt erneut etwas sagte, dann reichte die Schwester an meiner anderen Seite ihm einen Block und er griff zum Kugelschreiber. Hastig kritzelte er etwas und dann hielt er mir den Block unter die Nase.

'SIᑎᗪ ᑕOᑕᕼᒪᕮᗩ IᗰᑭᒪᗩᑎTᗩTᕮ ᐯOᖇᕼᗩᑎᗪᕮᑎ?'

Ich holte schwer Luft: „Ja."

Er nickte als Zeichen, dass er mich verstanden hatte. Schließlich schrieb er weiter: 'ᕼᗩᗷᕮᑎ SIᕮ ᗪIᕮ IᗰᑭᒪᗩᑎTᗩTᕮ Iᑎ ᕮIᑎᕮᖇ TᗩSᑕᕼᕮ?'

„Nein", antwortete ich. „Die... Rolltreppe... ich..."

Ja, wo waren sie?

Sofort pumpte mein Herz schneller, ich bekam Panik und die Schwester an meiner anderen Seite strich mir beruhigend über den Arm, auch der Arzt machte eine Bewegung, die mir verdeutlichte, dass ich gleichmäßig atmen sollte.

'ᗰᗩᑕᕼᕮᑎ SIᕮ SIᑕᕼ KᕮIᑎᕮ SOᖇGᕮᑎ, ᘔᑌᕮᖇST Kᑌ̈ᗰᗰᕮᖇᑎ ᗯIᖇ ᑌᑎS ᑌᗰ SIᕮ. ᗯIᖇ ᗰᑌ̈SSᕮᑎ ᐯOᖇSIᑕᕼTIG SᕮIᑎ ᗰIT ᕮIᑎᕮᗰ ᗰᖇT, Iᑕᕼ ᗯᕮᖇᗪᕮ ᕮIᑎᕮᑎ KOᒪᒪᕮGᕮᑎ KOᗰᗰᕮᑎ ᒪᗩSSᕮᑎ. ᗯO ᕼᗩᗷᕮᑎ SIᕮ Sᑕᕼᗰᕮᖇᘔᕮᑎ?'

Langsam tippte ich gegen meinen Kopf, aber auch meine linke Hand pochte, genauso wie meine linke Seite und der linke Knöchel. Der Arzt notierte sich dies, dann nickte er, um mir zu signalisieren, dass er mich verstanden hatte.

Vage und dumpf erinnerte ich mich daran, dass ein MRT lange absolut verboten war, wenn man ein Cochlea Implantat trug. Denn die Röhre des MRTs zog Magnete an sich, und unter der Haut, am Kopf befand sich bei mir auf jeder Seite eine Magnetplatte.

Nicht auszudenken, wenn sie mich einfach in die Röhre des MRTs geschoben hätten!

Ich spürte, dass der Arzt sich über mich beugte und meinen Kopf in seine Hände nahm. Seine Finger glitten hinter meine Ohren, tasteten vorsichtig und schließlich hielt er genau an jener Delle inne, wo sich rechts und links der Magnet zwei Zentimeter über dem Ohr befand.

Nur kurz wollte ich meine Augen schließen, doch dann war ich ruckzuck wieder weg. Die Schwärze war angenehmer, als das künstliche Licht der Krankenhausdecke. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich ausgeknipst war, doch ich wurde wieder war, da eine große Hand nach meinem Arm griff. Erschrocken zuckte ich zusammen.

Dieses Mal sah ich in ein jüngeres Gesicht. Der dunkelblonde Arzt lächelte freundlich, er wirkte übermüdet, doch als er, genauso wie der andere mit der Hornbrille, vorsichtig an meinem Kopf entlang tastete, da pumpte mein Herz wieder heftig.

So lange, bis der neue Arzt sich aufrichtete. »Entschuldigen Sie, ich wollte nur sicher sein, dass keine Austrittswunde übersehen wurde. Ich bin Doktor Yates, Sie sind Miss Isabell Weston, richtig?«

Grenzenlose Erleichterung durchflutete mich. Automatisch beruhigte sich mein Puls, auch wenn ich Doktor Yates ansah, dass er schon lange keine Gebärdensprache mehr benutzt hatte, so konnte er sie zumindest.

„Ja", antwortete ich. Er hob die Augenbrauen und redete, doch ich unterbrach ihn: „Ich höre Sie nicht, meine CI's sind weg."

Sofort hielt er inne. »Alles klar. Ist die Patienten Identifikationskarte von MED-EL aktuell? Können wir uns darauf verlassen?«

Jenseits der Stille ✓Where stories live. Discover now