49. Kapitel

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"Bitte, was? Ich, er was?" aus meinem Mund stolperten Worte, die von meinem Hirn noch nicht gereiht wurden.
Ich hörte mich selbst und sah die irritierte Reaktion in Astrids Gesicht. Sie musterte mich verwirrt und offensichtlich ergab mein geschocktes Gebrabbel für sie auch keinen richtigen Sinn.
Mein Hirn gab den Befehl tief Luft zu holen.
Ich versuchte es erneut.
"Wieso Jack?"
Kontext.. noch immer bekam ich das mit dem Kontext nicht auf die Reihe.
"Wieso wird Jack Vater? Was?! Ich denke Kristoff?!"
In meinem Kopf formte sich ein verstörender Gedanke.
"Er hat doch nicht mit Anna..?"
Das Jack das mit der Treue nicht so sehr genau nahm, hatte ich schon das ein ums andere Mal aus der Ferne mitbekommen. Aber die Beziehung mit Elsa hatte ich für ein ganz anderes Kaliber gehalten.
Sie wirkten so harmonisch. Jack war ausgeglichener und ein ganzes Stück erwachsener wenn Elsa bei ihm war.
Also ging ich davon aus, dass er diese Eskapaden einfach ausgewachsen hatte, wie ein Kleidungsstück, dass nicht mehr zu einem passte.
Astrid unterdessen, machte ein Hast-du-sie-noch-alle?-Gesicht und schüttelte energisch den Kopf.
"Ach Quatsch!"sagte sie so empört und laut wie es eben ging, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
"Elsa kotzt sich seit Tagen die Seele aus dem Leib".
Ich nickte nachdenklich.
Diese neue Informationen machte es wenigstens etwas weniger verwirrend.
Ohne weiter auf mein Gedankendurcheinander einzugehen, nahm mich meine Freundin bei der Hand und sie legte den Zeigefinger an ihre Lippen.
Ich nickte erneut und verdrängte die Fragen, die noch in meinem Hinterkopf Pogo tanzten.
Sie zog ihre Jacke aus und warf sie achtlos auf den Pfandkasten.
Zusammen gingen wir in das Wohnzimmer, aus dem die Soundeffekte und die "Haa!" und "Hui!"-Ausrufe des kleinen Klempners drangen.

Der Risikofaktor lümmelte noch immer auf der Couch, ganz so wie ich ihn zurückgelassen hatte.
Wortlos standen wir einige Sekunden daneben.
Auch ohne vorherige Absprache war uns bewusst, dass wir nicht die Überbringer der frohen Kunde sein würden.

Wir stellten nur die Statisten in diesem Drama dar, von dem nicht abszusehen war, ob es ein gutes Ende nehmen, oder ob am Ende Shakespeare-esk alles in Schutt und Asche lag.
Ein inneres Stoßgebet an das Universum ließ mich leise hoffen, dass wir zumindest ohne Tote auskommen würden.

Ich setzte mich neben den arglos in sein Spiel vertieften Jack und zog mir die wartende Astrid an den Hüften auf meinen Schoß. Die Couch war schon für zwei Leute recht knapp. Nun saßen wir dicht wie Hühner auf der Stange.
Mit einem etwas schwerer als erwarteten Plumps kam meine Freundin zum sitzen.
Sie überschlug die langen Beine und zog sich mit dem Fuß an der Ferse die schweren Stiefel aus, die mit einem gedämpften Poltern auf dem Holzboden fielen.
Sie legte ihren Arm um meine Schulter und ich folgte ihrem Blick.
Ihre Miene hatte etwas besorgtes und ihre Augen ruhten nachdenklich auf meinem Mitbewohner.
"Chrm chrm" räusperte ich mich untypisch geräuschvoll und beide Blondschöpfe drehten sich irrtiert zu mir um.

"Alles gut. Frosch im Hals". Erklärte ich knapp.
Jack zog eine Augenbraue hoch und wandte sich wieder dem Spiel zu.
Astrid sah mich mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an.
"Du starrst ihn an. Total unauffällig." raunte ich ihr ins Ohr und tarnte die Aktion mit einem Kuss auf ihren Hals.
Astrid sah mich durchdringend an.
Ich erwiderte mit einem aufmunternden Lächeln.
Mir war danach ihr mit einem "Das wird schon werden!" etwas Zuversicht zureden, auch wenn ich selbst nicht wusste ob ich log.

"Aaalter!" kam vom anden Ende der Couch.
Anscheinend hatte der italienische Klempner ein Leben verloren.

Bis hierhin.. Jacks einziges Problem.
Es war ein Scheiß-Gefühl etwas zu wissen was das Leben des besten Freundes für immer verändern würde.
Aber wenn Elsa es ihm verheimlichte, dann war es ihre Entscheidung.

Auch mein Blick ging wie automatisch zu dem Objekt meiner Gedanken. Sein Daumen hämmerte auf den kleinen blauen Knopf des Controllers. Hin und wieder bog sich sein schmaler Oberkörper in die Bewegungsrichtung der kleinen Figur auf dem Bildschirm, die wie toll auf und ab sprang.

Ein Finger auf meiner Wange, der meinen Kopf bestimmt zum Gesicht meiner Freundin dirigierte unterbrach meine Beobachtung.
Sie drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen und schob dann ihren Kopf neben meinen.
Ihr Atem kitzelte im Ohr.
"Jetzt guckst du ihn gaaanz unauffällig an." wisperte sie.
Auch sie griff zu der bewährten Vertuschungsmethode und nahm es zum Anlass mit ihren Lippen von meinem Ohr aus, langsam meinen Hals hinunter zu streichen.
Ein angenehmer Schauer jagte mir über den Rücken, während ich meinen Kopf zur Seite neigte.
Astrid war gut im Vertuschen.
Ich überlege gerade, was ich ihr noch zum Thema sagen könnte, meine Hand wanderte bereits zu ihrem Nacken, als Jack uns unsanft unterbrach.
"Euch ist schon klar, dass ich hier auch noch sitze?" er rückte demonstrativ die letzten paar Zentimeter zur Seite.
"Also wenn ihr hier 'ne offene Runde startet, hätte ich zumindest gerne eine Vorwarnung bekommen. Aber was solls".
Er grinste breit, legte den Controller zur Seite und tat als würde er sich umständlich das T-shirt ausziehen.
Astrid stand mit einem Satz auf den Beinen.
Anscheinend hatte sie noch immer Probleme mit seinem Humor.
Auch ich erhob mich langsam und nahm ihre Hand.
"Nicht witzig" gab ich genervt zurück.
Jack nahm lachend den Controller auf und konzentrierte sich wieder auf das Spiel.
Neben mir atmete Astrid hörbar aus.

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⏰ Last updated: Nov 13, 2018 ⏰

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Hiccstrid FanficWhere stories live. Discover now