39. Kapitel

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Da stand ich nun, in dem bunten Gemisch aus Menschen.
Es war eher unwahrscheinlich, dass ich hier jemanden kannte und wenn ich mich so umsah, war mir auch nicht nach neuen Bekanntschaften.
Mit den Docs an meinen Füßen war ich heute gut beraten, um mich stand fast alles schwer-gestiefelt.
Trotzdem man meinen könnte Punk und Metal seien zumindest artverwandte Musik, konnte man das von den Anhängern der beiden Musikrichtungen nicht behaupten.
War an meinem ersten Abend noch alles schwarz in schwarz gekleidet, schien ich hier in einen schrägen LSD-Traum gefallen.
Gerade ging ein Mädchen an mir vorbei mit mindestens 14 verschiedenen Farben, allein auf ihrem Kopf. Von den schreiend bunten und zerfetzten Klamotten mal abgesehen.
In Gedanken versunken nickte ich anerkennend und sah ihr eine Weile hinterher.
Überhaupt hatte das Szenario etwas von einer Safari in eine andere Welt.
Fahrradketten, Nieten, Piercings..
Wenn ich hier etwas metallenes auf den Boden werfe, fangen die bestimmt an alle hektisch ihren Piercing-behang auf Vollständigkeit zu kontrollieren.
Ich hob mir dieses Experiment für später auf und musste schmunzeln.
War es schon zu früh um bei Hicks vorbei zu schauen?
Wir waren bald 10 Minuten hier.
Nein, nein. Er muss arbeiten und sich konzentrieren und ich bin schon ein großes Mädchen, ich kann mich ja wohl noch eine halbe Stunde beschäftigen.
Ich beschloss, wenigstens mal in den Saal zu gehen.
Soweit ich wusste, würden die Bands erst in einer halben Stunde anfangen und zumindest eine Cola wäre doch wohl drin.
Irgendetwas mit dem ich mich solange beschäftigen konnte.

Der Saal war schon gut gefüllt und die Jugendlichen standen dicht beieinander, durch eine Lücke die sich immer mal wieder auftat, hatte ich einen guten Blick zur Theke.
Ich stand nur etwa einen Meter von dem Punkt entfernt, von dem aus ich Hicks das letzte mal beobachten wollte.
Kurz bevor ich Springbrunnen gespielt hatte.

Um die Theke drängten sich die Leiber und mein Freund stand souverän in der Mitte und schenkte nach allen Seiten aus.
Schwang hier den Flaschenöffner, füllte dort etwas nach oder nahm Geld entgegen.
Seine Bewegungen wirkten flüssig und routiniert, seine Mine lässig entspannt.
Er trug ein einfarbiges schwarzes T-shirt und seine Tattoos gaben einen guten Kontrast.
Wäre ich diesem Kerl nicht schon völlig verfallen, so wäre ich es spätestens jetzt.
Eine ganze Weile stand ich nur da und himmelte meinen Freund aus der, nicht allzu großen, Ferne an.
Immer mit dem wissenden Grinsen auf dem Gesicht, dass der nun zu mir gehörte.
Gerade beobachtete ich Hicks dabei wie er für einen Pulk von Mädchen, etwa in meinem Alter, eine große Bestellung erfüllte, als sein Lächeln plötzlich ein merkwürdiges Gefühl wach rief.
Es schien sich kaum merklich verändert zu haben.
Doch für mich war es deutlich zu sehen.
Es war das gleiche charmante Lächeln, dass er mir schenkte.
Ich hatte es bis jetzt für exklusiv gehalten und es jetzt an ihm zu sehen, verpasste meinem Herz einen kleinen Stich.
Eigentlich eine sehr unreife Reaktion, doch ich konnte mich nicht zurückhalten.
Ich ging durch die Lücke auf ihn zu und stellte mich gut sichtbar vor der Theke auf.
Die Mädels von eben standen noch in Hörweite und ich setzte mein strahlendstes Lächeln auf.
Als der Blick meines Wuschelkopfs auf mich fiel, erhellte sich auch sein Gesicht und er strahlte zurück.
“Hey Mylady!” begrüßte er mich und beugte sich weit über das Brett um an mein Gesicht zu reichen.
Ich stellte meinen Fuß auf die Erhöhung und auch ich streckte mich so weit es ging nach ihm aus um ihn in einen längeren Kuss zu verwickeln.
Dass diese Position wirklich schwierig aufrecht zu erhalten war und ich den ganzen Verkehr aufhielt, störte mich kein bisschen.
Ich hatte hier ein Statement zu setzen.
“Möchtest du was trinken?” fragte Hicks schließlich und sah nun wieder auf mich herab.
“Cola, bitte!” gab ich zur Antwort und als er sich umdrehte um mir diesen Wunsch zu erfüllen, wagte ich einen Seitenblick auf die Gruppe Weibchen.
Sie waren verschwunden.
“Suchst du wen?” Hicks hielt mir den Becher unter die Nase.
Hastig schüttelte ich den Kopf und log:”Nö, wollte gucken ob die Band schon soweit ist”.
Gut gemacht Hirn!
“Dauert noch. Sieh zu dass du es nicht ausspuckst” scherzte er.
Anscheinend war auch ihm unser erster Abend heute besonders präsent.
“Mimimi Astrid hat mich mit Bier bespuckt” äffte ich ihn grinsend nach und er musste lachen.
Hinter mir gab es schon genervtes Zungengeschnalze und den ein oder anderen wütenden Blick. Anscheinend war unser Geturtel schlecht für den reibungslosen Ablauf des Abends und ich wollte lieber nicht zwischen den mürrisch dreinblickenden Punker direkt hinter mir und sein Bier geraten.
Der Typ sah nicht unbedingt so aus, als hätte er etwas für junge Liebe übrig.
Ich verdrehte die Augen und verabschiedete mich mit einem “Ich lass dich mal weiterarbeiten”.

Hiccstrid FanficWhere stories live. Discover now