33. Kapitel

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Ich wurde von einem Dröhnen geweckt.
Unbarmherzig klang es in meinen Ohren, offensichtlich entsprang es meinem matschigen Gehirn.
Es drückte auf meinen Schädel.
Ich ächzte leise, als ich mich aufsetze.
Neben mir lag ein nackter Rücken, den die wohlbekannten Linien des schwarzen Tattoos überzogen.
Hicks schlief friedlich. Er lag auf den Bauch gedreht da, in den Armen hielt er den ganzen Rest meiner Bettdecke, der ihn nicht bedeckte.
Vermutlich war ich von der Kälte aufgewacht.
Mein Kopf tat so weh, offensichtlich hatte man ihn über Nacht mit flüssigem Blei angefüllt, das bei jeder kleinen Bewegung hin und her schwappte.
Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte.
Mein Mund schmeckte als hätte ich am Teppich geleckt und meine Augenlider taten, als ginge sie das ganze Elend nichts an.
Das waren die wundervollsten Sekunden des nun beginnenden Tages.
Die Sekunden in denen die Erinnerung an gestern Abend noch nicht wach war, ich aber schon.
Die kurze Zeit zwischen gestern und heute.
Und da kam es schon, das Heute überwältigende mich und gab mir einen kräftigen Schlag mitten in die Fresse.
Ooohh fuck!
Die Flickendecke der Erinnerung an letzte Nacht legte sich um meine Schultern und trotz der Löcher ergab sie ein fast vollständiges Bild des Grauens.
Ich liebe dich. Hallte der verhängnisvolle Satz hinter meiner Stirn und selbst das Dröhnen, zollte dem Desaster mit einem kurzen Moment der Stille tribut.
Ich liebe dich.
Das war aus meinem Mund gekommen.
Mit Erbrochenem hätte ich wohl besser leben können.

Ich hatte die Grenzen unserer Beziehung mit nur einem Satz unumkehrlich versetzt.
Die Tragweite des Geschehenen begriff ich von Gedanke zu Gedanke mehr und Panik stieg in mir auf.
Das. Und mein Mageninhalt.
Ich stürzte so leise und gleichzeitig so schnell wie nur möglich ins Badezimmer und kniete mich vor die Toilette.

Ich verbrachte eine halbe Stunde auf dem kalten Fliesenboden und würgte.
Was am Anfang vielleicht noch ganz befreien war, wurde schon nach wenigen Minuten zur Qual.
Der Magen war längst leer und trotzdem zogen sich meine Bauchmuskeln immer wieder schmerzhaft zusammen um auch noch das letzte Molekül freizugeben.
Mein Würgen war schon lang nur noch ein trockenes Röcheln.
“Oh Gott” presste ich zwischen den Zähnen hervor, als ich es endlich sicher wähnte mich nach hinten gegen die Badewanne zu lehnen.
Inzwischen hatten meine Knie die Abdrücke der kleinen Fliesenstruktur angenommen.
Ich setzte mich mit den Beinen angewinkelt auf und ließ den Kopf auf meinen Armen ruhen.
Vermutlich hatte mir Hicks die Hose ausgezogen, denn ich hatte nur Unterwäsche und mein T-Shirt von gestern Abend an.
Jung kaputt spart Altersheime ging es mir durch den Kopf als mich ein neuerliches Bedürfnis zu würgen überfiel.
Nächste Runde.

Ich hatte eigentlich gar keine Lust zurück in mein Zimmer zu gehen.
Zwar zog mich die Verlockung meiner weichen Matratze, aber ich wusste auch was mich dort noch erwartete.
Der junge Mann dem ich gestern so freimütig meine Liebe gestanden hatte.
Dummes dummes dummes betrunkenes Ich.
Warum war in solchen Momenten niemand da, der der mir eins mit der zusammengerollten Zeitung auf die Nase gab?
Aus! Böse Schnapsdrossel!
Ich setzte mich in unser Wohnzimmer.
Auf das Sofa, auf dem alles seinen Anfang genommen hatte. Die Beziehung, die ich vermutlich gestern in den Sand gesetzt hatte, der Cuba Libre.
Mit fahrigen Händen wischte ich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Wo kam der Satz eigentlich her?
Warum hatte ich das gesagt?  war es Liebe?
Fakt ist, dass ich noch niemals so empfunden hatte, für niemanden.
Starke Verliebtheit, ja sicher! Aber Liebe?
Ich hatte einfach keinen Vergleichswert.
Woher sollte man wissen, was man zu denken hatte, wenn einem nicht klar war, wie das Endergebnis aussah?
Die Gedanken, an seine möglichen Reaktionen waren mir unerträglich.
Wir waren noch keinen Monat zusammen, wenn man es genau nahm, waren wir gar nicht richtig zusammen.
Es hatte kein klares Gespräch gegeben, nach dem die Konditionen unseres Zusammenseins geklärt waren.
Jetzt stellte mir dieser Umstand ein Bein, über das ich krachend fiel.
Genau das hatte ich an unserer Beziehung erst so gemocht.
Die Selbstverständlichkeit mit der sich alles klärte.
Wir benahmen uns einfach wie ein Paar nach dem Gespräch.
Nicht, dass ein Gespräch mir in meiner jetzigen Situation irgendetwas geholfen hätte.. ein ‘ ich liebe dich’ nach 3 ½ Wochen.. Das war auch in einer festen, geklärten Beziehung mehr als strange.
“Astrid?”





Hiccstrid FanficWhere stories live. Discover now