9. Kapitel

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Die beiden waren schon eine ganze Weile im Flur.
Ich begann mich ein bisschen zu strecken und hatte schon fast meinen Kaffee ausgetrunken als sich die Tür öffnete.
"Naaa?" Frage ich meinen Freund, der veträumt dreinblickend die Küche betrat.
Er schloss schnell die Küchentür, als bestünde die Möglichkeit, dass man unsere Stimmen bis in den Hausflur hören könnte.
"Die war doch ganz süß die Kleine"
"Hm?" Hicks sah durch mich hindurch.
Ich tat als bemerke ich seine innere Abwesenheit nicht.
"Wusste gar nicht, dass du was für Blondinen übrig hast."
Herrausfordernd grinste ich ihn an, doch er reagierte noch immer nicht.
Das war zu viel, mein Anliegen forderte ungeteilte Aufmerksamkeit.
Mit einer schnellen Bewegungen hieb ich ihm auf die Schulter und schob mich in sein direktes Sichtfeld "Alter, alles klar?"
Hicks rieb sich die Schulter und seufzte.
"Die 'Kleine' heißt Astrid" sagte er knapp und schob mich bei Seite.
"Is ja 'n Ding" antwortete ich beleidigt und setzte mich zurück an den Tisch.
Ich stützte meinen Kopf wieder auf meinen Arm und rieb mir die Augen.
"Das wird jetzt aber nicht wieder so ne Nummer, wie mit deiner letzten? Oh tu mir das nicht an."
"Was willst du mir damit sagen?" Fragte Hicks, der nun irgendwie belustigt schien.
Dass er das auch noch für witzig hielt, hob meine Laune nicht im geringsten.
"Wenn du verliebt bist-"
ich hob die Hände und machte bei dem Wort 'verliebt' eine Geste die eher in eine Tragödie auf der Bühne gehörte, denn zu einem jungen Mann am Küchentisch
"..bist du kaum zu ertragen."
"Ja stimmt." Erwiederte nun mein Mitbewohner genervt: "Ich sollte es wie du halten, ich suche mir ein Mädchen, hab eine nette Nacht und dann rufe ich sie nie wieder an."
Ich musste breit grinsen und schnippste ihm zwinkernd mit beiden Händen zu.
"That's the spirit!" Bestätigte ich selbstgefällig grinsend.
Ich lehnte mich zurück und begann auf meinem Stuhl zu kippeln.
"Ah, da fällt mir ein. Ich reservier heute das Wohnzimmer. Sei irgendwo, nur bitte nicht hier.
Hab ein echt heißes Mädel eingeladen. Ich sage bang bang bangidie bang" Noch immer kippelnd warf ich ihm einen vielsagenden Blick zu.
Hicks schüttelte den Kopf und verließ wortlos den Raum.
Unverbesserlich...
Ich schüttelte meinerseits den Kopf über so viel Ignoranz, gegenüber meiner Genialität.
Vom Flur her hörte ich, dass mein Kumpel wohl im Badezimmer die Dusche angestellt hatte.
Ich stand auf und leerte den Rest meines widerlichen Kaffees in das Spülbecken.
Danach stellte ich die Tasse auf die Küchenzeile. Mach ich später..

In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich auf mein Bett und nahm mein Handy vom Nachttisch.
Ich suchte den Nachrichtenverlauf von meinem Date raus und lehnte mich zurück.
Das Handy hielt ich mir über den Kopf und lag so eine ganze Weile da.
Wir waren uns in der Eissporthalle begegnet. Oft.
Sie hatte wunderschöne Augen und ihr hellblondes, fast weißes Haar war mir sofort ins Auge gefallen.
Natürlich muste ich sie ansprechen, wie hätte ich auch anders gekonnt?
Schon seit einigen Wochen waren wir uns immer mal wieder begegnet, in der Umkleide, bei dem Getränkeautomat, an der Kasse..
In meinem Kopf sah ich das Bild von ihr auf dem Eis, sie hatte eine so elegante Art sich zu bewegen, fast schwebend.
Auf eine merkwürdige Weise dachte ich an dieses Mädchen mit Ehrfurcht.
Daher hatte es wohl auch so lange gedauert, bis ich mich überwand sie nach einem Date zu fragen.
Zu allem Überfluss hatte sie auch nicht gleich geantwortet. Zwei Wochen hatte sie mich zappeln lassen. Zwei Wochen, die mich hatten zum Universum beten lassen.
Ich schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, dass ich mir das hatte bereitwillig bieten lassen.
Bisher hatte kein Mädchen meinen Avancen widerstehen können. Schon gar nicht zwei Wochen lang.
Eine gänzlich neue Erfahrung.. aber was tut man nicht alles.
Trotzdem Hicks mein bester Freund war, konnte ich ihm davon nicht erzählen.
Er hätte dieses 'Gefühl' sicher mit einem tieferen Sinn verwechselt.
Irgendetwas Herzscheiße-mäßigen. So war mein treumütiger Mitbewohner einfach.
Der arme Tropf versteht noch so wenig vom Leben.
Das ich bei der Schönen auf Eis lag, schmerzte einfach meinem Ego gewaltig.
Ganz sicher. Genau so war es.

Hiccstrid FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt