20. Kapitel

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Hicks und ich saßen wieder auf dem Sofa, dieses mal in einem anderen Wohnzimmer, aber genauso verknotet wie das letzte Mal. Weder er noch ich, hinterfragten diese Tatsache.
Wir taten als sei das jetzt einfach immer so.
Als würde das jetzt so gehören.
Doch trotzdem ich mich um Selbstverständlichkeit bemühte, wurde mir von seiner Nähe ganz schwindelig vor Glück.
Mein Artistenherz purzelte in meiner Brust.
Vielleicht war das jetzt auch einfach so. Hoffentlich für immer.
Es sah nicht so aus, als würden wir noch eine Weile umeinander herum tanzen.
Ständig in Habacht und in der Hoffnung das Verhalten vom Gegenüber so zu deuten, dass ein hervorwagen sicher für das eigene Herz wäre.
Wir hatten auch nicht sofort miteinander geschlafen, so dass die Beziehung den Stempel einer Nutzenbeziehung bekommen hätte. Wir waren beieinander.
Vermutlich sogar zusammen. Einfach so.
Wer weiß, vielleicht kamen wir sogar um das übliche peinlichberührte 'klärende Gespräch' herum.

Ich hatte mal gelesen, dass Nähe den physischen Prozess von Heilung bei  Verletzungen beschleunigen konnte.
Also war unser Gekuschel fast so gut wie Schmerztabletten.
Ich zupfte gedankenverloren an dem Saum seines Spende-Blut-shirts.
Jack saß auf dem Boden vor uns und spielte an die Couch gelehnt auf einer Konsole, über den Fernsehr.
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und sah nach meinen Nachrichten.
Anna hatte noch immer nicht geantwortet und weder Rapunzel noch Elsa hatten sie erreicht. Augenblicklich war das unangenehme Kribbeln wieder im Magen. Hätte ich das Handy nicht einfach in der Tasche lassen können?
Natürlich machte ich mir Sorgen um Anna.
Sehr große Sorgen sogar.
Aber ich wollte nicht. Ich wollte bei Hicks sein, dass alles gut ist, sein Gesicht nicht blau und überhaupt sollte Anna wohlbehalten zu Hause sein und nicht von der Weltgeschichte verschluckt.
Nein, noch besser: ich will, dass Anna und Punzel zu Hause Kekse backen.
Anna, Punzel, Hicks und Kekse. Das wärs.
War es aber nicht.
Ich steckte das Handy wieder weg und plötzlich kam mir ein Gedanke
"Jack?!"
"Hm?" Antwortete er ohne sich nach mir umzudrehen.
"Sag mal, warst du gestern arbeiten? Also war gestern wieder eine Veranstaltung? Oder Vorgestern?" Die Worte holperten vor Aufregung aus meinem Mund und ich setzte mich schnell auf.
Hicks rutschte aufrechter und sah mich fragend von der Seite an.
Jack pausierte den kleinen roten Klempner und drehte sich zu mir.
"Alles gut? Plötzlicher Anflug von kulturellem Interesse?"
Ich schüttelte ungeduldig den Kopf.
"Kennst du einen Kristoff?" Ich wandte mich zu Hicks um. "Oder du?"
Die beiden Jungs starrten mich irrtiert an und mir wurde klar, dass meine Aufregung wegen einem Kerl misinterpretiert werden könnte.
"Meine Freundin Anna ist vermutlich bei ihm, aber ich hab seine Nummer nicht und sie geht nicht ans Telefon."
Die beiden sahen mich noch immer so  fragend an als hätte ich nach einer Kettensäge und einem Pfund Butter gefragt.
"Herrje!" Ich stand nervös auf.
"Den Typ hat sie neulich auf dem Konzert getroffen. Jetzt ist sie wie vom Erdboden verschwunden!"
Zugegebenermaßen kam das etwas aus dem Nichts. Doch die Idee, dass einer der beiden ihn vielleicht kennen könnte, führte mich eventuell ein Stück näher an Anna.
Meine Hände bizzelten nervös und ich griff mir in die Tasche.
Ich suchte auf meinem Handy ein Bild von Anna.
Hicks war aufgestanden und kam auf mich zu. "Alles gut? Seit wann ist sie denn weg?" er sprach sanft und  versuchte mich offenbar zu beruhigen, doch ich fühlte mich wie einer der Hunde die in Filmen an Dingen rochen und dann losstürzten um den Tag zu retten.
"Da die Rothaarige"
Auch Jack war aufgestanden um das Bild zu sehen.
"Ne die kenn ich leider nicht. Und ich glaube, ich kenne auch keinen Kristoff. Aber ich muss sowieso meine Krankmeldung abgeben, da werde ich nach ihr fragen, okay?"
Hicks sah mich mitleidig an.
Offensichtlich konnte man mir meine Bestürzung über diese Antwort an der Nasenspitze ansehen.
Er nahm mich in den Arm und ich legte meine Schläfe an seine Schulter.
Jack war ruhig.
Er nahm sein eigenes Handy aus der Tasche und ging dann ohne ein weiteres Wort in sein Zimmer.





Hiccstrid FanficWo Geschichten leben. Entdecke jetzt