34. Kapitel

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“Astrid?” ich strich die Strähnen, die mir das Gesicht verhingen zurück, und sah mich erschrocken um.
In der vertrauten Stimme lag nichts komisches.
Nichts, was mich erkennen ließ, woran ich war.
Und es half mir kein Bisschen.
Hicks stand mitten im Zimmer und lächelte mich an.
Mit seinem hübschen, sanftmütigen Gesicht, in dem nichts als Liebenswürdigkeit stand.
“Wie geht's dir?”
er setzte sich zu mir und legte einen Arm um mich.
Genauso unbefangen, wie schon seit drei Wochen.
Der Arm, der auf meinen Schultern ruhte, hatte nichts steifes, nichts unnatürliches.
Das brachte mich annähernd um den Verstand.

“Och. Naja” gab ich ausweichend Antwort.
Die Sehnsucht befahl meinen Blick in sein Gesicht, doch die Verlegenheit ließ ihn auf meinen Händen ruhen.
Sie zitterten ein wenig, während sie nervös versuchten, einen so eben entdeckten Fussel aus dem Velour des Couchpolsters zu fummeln.
“Du, also wegen gestern..” begann Hicks und stach direkt in die Wunde.
Ich begann energischer den Fussel  mit meinem Fingernagel zu kratzen.
Offenbar eine Daune, die sich mit dem Kiel in das Polster gebohrt hatte.
Meinen Blick blieb stur auf diese mords wichtige Aufgabe gerichet, denn mein Kopf hatte den Panik-Knopf gedrückt und agierte jetzt im Krisenmodus.
Nein, ich wollte mich nicht mit diesem Thema beschäftigen.
Und wie ein Kleines Kind, dass sich die Augen zuhält um nicht gesehen zu werden, war es nun an mir, das Gespräch nicht zu führen.
Also würde es nicht stattfinden.
Kein Wort würde dieser Kerl aus mir herausbekommen.
Das würde ich nicht schaffen.

Konfliktmanagement stand sicher nicht auf der Liste der Dinge die ich gut konnte.
Jedenfalls nicht, wenn es um Gefühle ging.
Zu meinem Glück gab der Fussel nicht auf.
Hicks jedoch auch nicht.
“Ich wollte dir nur sagen.. also..”
Er holte tief Luft ehe er fort fuhr.
“Das war der Rum und Jack, irgendwie hat sich das hochgeschaukelt. Lass uns einfach nie wieder erwähnen, dass wir gesungen haben. Solltest du das je zur Sprache bringen, werde ich alles abstreiten. ”
Der Fussel musste warten.
Ich sah auf.
“Hä?” fragte ich und versuchte erst gar nicht meine Gesichtsentgleisung zu verstecken.
Wieso fing er denn jetzt davon an? In meinem Kopf kreisten drei verfluchte Worte.
Und der eitle Gockel machte sich über seinen Gesang Gedanken?
Die kleine Karaoke-Nummer war eben so lustig wie peinlich gewesen, aber ich hatte ihm meine Liebe gestanden! Emotional hatte ich völlig blank gezogen!

Verständnislos sah ich in sein rot gewordenes Gesicht.
War ihm mein Bekenntnis vielleicht egal? Oder empfand er nicht so für mich und hoffte es unter den Tisch fallen zu lassen?
Ich spürte wie mein Gesicht eben so rot wurde die das von Hicks, doch aus einem völlig anderen Grund.
Scham?
Nein..
Ich horchte genauer in mich.
Das war Wut!
Ich war verletzt.
Aber wieso denn? Immerhin war ich mir gar nicht sicher ob ich so empfand. Wie konnte ich da meine Gefühle verletzt sehen, wenn ich nicht wusste ob es überhaupt diese Gefühle gab.
Hicks schien mir das Chaos im Kopf anzusehen, denn er beugte sich mit sorgenvollen Gesicht zu mir und sah mir in die Augen.
“Alles gut? Das war ein Scherz. Nur bitte, lass uns nicht weiter drüber reden” noch immer galoppierte er meilenweit am Thema vorbei.
“Ja, nein, okay” sagte ich langsam mit dem Blick auf meine Hände gerichtet.
Seufzend sah ich schließlich auf.
Die grünen Augen aufmerksam auf mich gerichtet, sah er mich erwartungsvoll an.
“Ich hab gestern auch viel Mist gemacht und… gesagt”
Länger konnte ich den Augenkontakt nicht aufrecht erhalten.
Mein Vorstoß war groß genug, als dass er mein Gesamtmaß an Courage aufgebraucht hatte. Mehr konnte ich nicht aufbringen.
Verlegen knibbelte ich an meinem Freund dem Fussel.
Das Herz schlug mir bis in den schweren Kopf, mein Atem ging flach und meine Augen kribbelten, als wollten sie sich mit Tränen füllen.
Ich hielt den Kopf weiter gesenkt, als Hicks zu sprechen begann.
“Ach, du meinst deine Liebesbekundung?”
Ich nickte verschämt, den Blick starr auf die Daune gerichtet.
“Weißt du, ich mag dich. Aber Liebe ist ein großes Wort und ich-” begann ich stammelnd.
Hicks grinste hörbar während er sprach, doch es lag auch etwas Sanftes in seiner Stimme.
“Du hast auch gesagt du liebst Sturmpfeil, und Nudeln und Anna und die Kekse deiner Tante Gertrud und Jelsa. Wer ist Jelsa?” unterbrach er mich.
Für den Moment war ich so baff, dass ich glaubte mir würde die Kinnlade wie einer Cartoon-Figur auf den Boden klappen.
Schlagartig kam die Erinnerung an die letzten Minuten der Nacht zurück.

Hicks hatte mich auf meine Matratze gelegt, mich bettfertig ausgezogen, während ich ihn mit Nonsens beschwallte.
Das ‘ich liebe dich’ war keine halbe Sekunde in der Welt, als schon die nächste Liebeserklärung folgte. Für rote Linsen.
Nun musste ich lächeln.
Die Erleichterung überschwemmte alles vergangene Grübeln und hinterließ alles wieder im Lot. Soweit.
“Ahhh ja äh. Jelsa” überwand ich mich im gleichen Gespräch wie Hicks anzukommen.
“Das hat Rapunzel erfunden. Im Grunde ist das die Idee, dass Jack und Elsa ein Paar werden sollten. Also J-Elsa.” dabei betonte ich das letzt Wort um den Sinn hinter dieser Wortkreation zu verdeutlichen.
Mein braunhaariger Wuschelkopf nickte wissend.
“Da bin ich auch für”

Hiccstrid FanficWhere stories live. Discover now