• vierzehn •

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Aleksander Andersson

Luke legte sich auf sein Bett und nahm seinen Teddy. "So müde", murmelte er und sah mich an. "Dann Schlaf eine Runde."

"Ich mag Schule nicht. Viel zu anstrengend." Leicht schmunzelte ich. "Wenn ich aufwache, bist du noch da, oder?" Lächelnd hockte ich mich vor sein Bett. "Ja." Ich strich Ihm seine Haare aus dem Gesicht.

"Ich hab dich lieb." "Ich dich auch." "Du musst Leo für mich suchen...", murmelte er noch, dann war er endgültig weggetreten.

Leise stand ich auf und verließ Lukes Zimmer; ging zu Mr Herondale in die Küche.

"Kann ich Sie was fragen?" Er zuckte zusammen und drehte sich um, wischte sich Tränen weg. "Oh, Sie weinen ja. Ist alles okay bei Ihnen?", fragte ich vorsichtig.

"Danke. Danke, dass du da bist", meinte er lächelnd. "Luke ist wie ausgewechselt. Es ist eine kleine Erholung für mich." Mr Herondale zeigte auf den Stuhl, weshalb ich mich setzte.

"Schon als er klein war; wussten wir, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Er war anders als andere. Der Arzt meinte, es wäre eine Form von Asperger. Deswegen war ich auch so überrascht, dass er dir und deiner Familie so vertraut."

Leicht nickte ich. Asperger hatte ich zwar schon mal gehört, aber ich musste mich darüber unbedingt erkundigen!

"Der Unfall hat unsere Familie geprägt, das weiß ich. Aber Luke besonders." Wieder nickte ich. "Und sein Gehirn ist schwer beschädigt. Er wird vielleicht 20 werden..." Mr Herondale vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

"Aber das muss doch nichts heißen. Ärzte wissen auch nicht alles. Schauen Sie mich an. Ich sollte schon vor drei Jahren gestorben sein. Und ich sitze vor Ihnen doch noch ganz lebendig, oder meinen Sie nicht?"

"Darf... darf ich fragen, was bei dir passiert war?" "Die Kurzfassung..., äh, ich hatte einen Freund. Doch er wurde immer eifersüchtiger auf meinen kleinen Bruder. Kyle hatte eine schwere Grippe und war erst Fünf Jahre... und ich wollte bei ihm bleiben, damit Mum und Dad zum Brunch gehen können. Später kam mein Freund Billy... es ging alles so schnell. Ich wollte nach Kyle sehen und in der Zeit hatte Billy schon das Haus angezündet."

Eine Träne kullerte über meine Wange. "Ich war ausgerutscht und hatte mit irgendwas hoch entzündlichen Kontakt. Keine Ahnung, was er hingestellt hatte. Auf jeden Fall brannte ich wie ein trockener Baum. Ich schaffte es, Kyle zu holen, und als die Feuerwehr uns löschte, hielt ich ihn tot in meinen Armen..."

Ich sah auf meine Hände. "Die Ärzte sagten, er war schon vorher tot, hatte also diesen Schmerz der Flammen nicht mehr mit bekommen." Ich biss mir auf meine Unterlippe. "Billy ist seitdem in einer Psychiatrie. Ich Weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich ihm begegnen würde."

"Aber deine Mutter... sie..." Ich nickte leicht. "Meine Eltern kamen, als das Haus noch brannte. Und als Mum mich und Kyle sah, rannte sie ins Haus, um Fotoalben zu retten."

Aus meiner Hosentasche holte ich ein Foto, welches ich immer bei mir trug. Es war schon ziemlich zerknittert aber ich hatte unzählige Abzüge davon machen lassen.

Auf diesem Foto waren wir alle glücklich. Am meisten Kyle. Er strahlte richtig. Wir standen vor dem Weihnachtsbaum, Kyle vor mir. Mit unseren kitschigen Weihnachtspullovern.

"Das war ein halbes Jahr vor seinem Tod entstanden. Es war Kyles 5. Geburtstag. Genau an Weihnachten. Für mich damals das tollste Weihnachtsgeschenk. Mittlerweile hasse ich es nur noch."

"Er ist niedlich." Traurig lächelnd nahm ich das Bild wieder in meinen Besitz. "Er hasste es, wenn jemand sagte, er sei niedlich."

"Der Brand ist der Grund, warum du nur lange Sachen trägst, richtig?" Ich sah aus dem Fenster und zog meinen Ärmel hoch. Ansehen wollte ich mich jedoch nicht. "So sieht mein ganzer Körper aus", flüsterte ich mit erstickter Stimme.

"Oh mein Gott..." Ich zog meinen Ärmel wieder herunter und sah Mr Herondale an. "Aber es geht hier nicht um mich, sondern um Luke."

Mr Herondale nickte. "Kaffee?" "Gern." Er stand auf und nahm zwei Tassen aus dem Regal. "Kannst du vor Luke bitte nicht erwähnen, dass unser neuer Nachbar mein Sohn ist?" Ich blinzelte ein paar mal.

"Sie haben einen Sohn?" Mr Herondale stellte die Tassen ab und setzte sich wieder. "Er ist 25. kaum zu glauben, nicht wahr? Ich wusste es selbst bis vor ein paar Tagen nicht."

"Das... ist krass." Dazu konnte ich nichts sagen. Ich wusste nicht, was. "Er ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber Luke kann keine Zusammenhänge erkennen. Es sei denn es hat mit Zahlen und Linien zu tun. Er erkennt Muster."

Das erklärte die Mathestunde! Luke sah zuerst das Bild, Malte es aus und rechnete dann.

"Das Problem ist, das Jugendamt kommt schon in zwei Tagen wieder, und wenn bis dahin nicht ein Fortschritt zu erkennen ist, nehmen Sie ihn mit und sperren ihn zu irgendwelchen Irren! Mein Kleiner ist nicht Irre! Er hat einen dauerhaft verwirrten Zustand!"

Ich überlegte, bis mir etwas einfiel. "Ich hätte da eine Idee." Und do erzählte ich ihm von meinem Plan.

Und Mr Herondale willigte ein.

Heartbeat | boyxman ✔️Where stories live. Discover now