• zwölf •

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Lincoln Teak

Erledigt setzte ich mich auf einen Stuhl in der Küche. "Fast geschafft", seufzte ich und meine Freundin Lily kam zu mir.

"Ich will dich ja nicht hetzen, aber du hast vergessen; unser Bett aufzubauen." Schmollend sah ich meine blonde Schönheit an.

"Casey?", rief ich und Gepolter ertönte. "Ja?" Mein kleiner Bruder stand am Türrahmen. "Kannst du mir noch schnell mit dem Bett helfen? Sonst killt mich Lily." Casey grinste. "Soll sie doch."

"Hilf bitte noch mal deinem großen Bruder." Casey seufzte. "Na gut. Aber danach will ich Pizza!" "Jaja, Lily sucht in der Zeit was raus."

Ich stand auf und gab meiner Freundin einen Kuss. "Denkst du, der Kleine vorhin war er?" Leicht nickte ich. "Ja. Das war Luke." "Wie alt ist er?" "15." Lily nickte. "Vielleicht versteht er sich ja mit Casey. Gott, ich wäre so froh, wenn er endlich mal einen Kumpel hat."

"Mal sehen wie es läuft." Ich lief ins Schlafzimmer und baute mit Casey das neue Bett auf.

"Freust du dich auf Schule?" "Ne ey. Da sind bestimmt voll viele Spasten", brummte er. "Tu' mir nur einen Gefallen, und benimm dich. Du bist jetzt schon von zwei Schulen geflogen. Noch mal zieh ich nicht wegen dir um."

"Wieso eigentlich ausgerechnet hier in dieses Kaff?" "Das erfährst du schon noch." Casey seufzte und baute stumm weiter.

"Fertig", meinte er dann nach einer halben Stunde. "Super, danke." Ich nahm die Matratze und hievte diese auf das Bett. "Schatz du kannst das Bett beziehen!", rief ich und lief ins Badezimmer, um mir meine Hände zu waschen.

Immer wieder kam mir Lukes Satz in den Sinn: »warum tust du dir weh?« Ich verstand es einfach nicht.

In der Küche nahm ich mir ein Glas und schüttete mir Wasser ein, trank es aus. "Ich liebe es, wenn du so hart arbeitest." Lily gab mir einen Kuss auf meinen Oberarm, da sie fast zwei Köpfe kleiner war als ich. "Dann ist die Belohnung noch viel schöner."

Leicht grinste ich. "Und da wir jetzt ein Haus haben, kann es auch mit der Kinderplanung los gehen." "Immer langsam, Linc. Erst mal müssen wir uns hier einleben. Du hast den Arzt gehört; wenig Stress." Ich nickte und legte einen Arm um sie. "Ich weiß."

Als ich aus dem Fenster sah, sah ich Luke und seinen Vater. "Wie er wohl ist?", fragte ich und beobachtete die beiden. Luke winkte, jedoch sah ich bei den beiden niemanden am Fenster.

"Wen hat er da gewunken?", fragte ich verwirrt. "Frag Casey." Ich verdrehte meine Augen. "Wir werden ihn darin nicht bestärken. Und einen Psychologen werde ich für ihn auch aufsuchen."

"Dann hasst er dich noch mehr." "Ich kann auch nichts dafür, dass sein Dad gestorben ist." "Ich weiß." Lily umarmte mich von hinten. "Ich weiß", murmelte sie noch einmal leiser.

"Aber immerhin seid ihr beide jetzt ganz weit weg von eurer Mutter." "Das stimmt. 221 Kilometer."

Ich sah den Pizzaboten. "Endlich. Ich hab solchen Hunger." Lily lachte Leicht. "Na dann schnell. Um so schneller können wir die neue Badewanne einweihen."

"Boah alter, ihr seid so ekelhaft!" Casey stand plötzlich hinter uns. "Mecker nicht rum, du hast dein eigenes Bad. Und darüber kannst du dich sehr glücklich schätzen!", meinte ich genervt und lief zur Haustür, um die Pizzen anzunehmen.

Und schon kam auch Casey und nahm sich seine. Seufzend sah ich Lily an. "Er weiß gar nicht, wie gut er es jetzt hat und wie schwer das alles für dich war." Traurig sah ich zu seiner Zimmertür. "Leider weiß er es. Und er ist auch froh, ich kenne ihn. Nur wäre es toll, wenn er einmal dankbar wäre. Aber ich erzwinge nichts. Mum hat ihn so geprägt. Du weißt, wie ich damals drauf war."

"Ja aber du warst lange nicht so schlimm wie er." "Weil du mich erst kennengelernt hast, als ich 19 war. Davor war ich fast genau so. Nur bin ich nie von einer Schule geflogen."

"Lass uns essen." Lily nahm meine Hand und zog mich in unser neues Wohnzimmer. "Es wird so toll hier werden." Ich lächelte. "Freut mich, dass du glücklich bist. Obwohl du von deinen Eltern so weit getrennt bist." "Ich bin glücklich, weil du endlich du selbst sein kannst."

Sanft gab ich ihr einen Kuss. "Du bist die Beste!" Gemeinsam aßen wir unsere Pizza, unterhielten uns über belanglose Dinge, als wir ein "Nein, hör auf! Du tust mir weh!", von Casey vernahmen.

"Du solltest nach ihm schauen." "Nein. Da ist nichts." So langsam nervte Casey! "Der Arzt meinte, Casey versucht mehr Aufmerksamkeit zu bekommen." "Lily..., er bekommt genug Aufmerksamkeit. Aber diese Imaginären Freunde dulde ich einfach nicht!"

"Und wenn da wirklich etwas ist? Er hat vor irgendetwas Angst. Siehst du das denn nicht?" "Dann soll der neue Arzt die Dosis der Tabletten erhöhen! Casey hat einfach nur Angst vor Veränderungen und alleine gelassen zu werden!"

Lily seufzte. "Vielleicht findet er ja hier Freunde. Vielleicht wird es dann besser. Wo ist eigentlich Scofield?" "Im Garten. Keine Panik." Leicht nickte ich. "Gut. Ich gehe jetzt mit ihm spazieren."

Pfeifend rief ich unseren Rottweiler Scofield- ja ich hatte zu viel Prison Break geschaut. Vorher hasste ich ebenfalls meinen Namen, seit dieser Serie fand ich ihn aber richtig geil!

Scofield kam durch die Terrassentür gelaufen. "Na mein Großer." Lächelnd streichelte ich ihn. "Wollen wir mal die neue Umgebung erkunden?" Scofield wedelte mit seinem Schwanz.

"Bis später." "Bis dann." Mit Scofield verließ ich das Haus und genau in diesem Moment öffnete sich die Haustür von gegenüber. John ließ einen Jungen herein.

"Luke ist in seinem Zimmer. Er hat keine Ruhe gegeben und wollte dich sehen." "Schon gut. Hat mir ehrlich gesagt den Arsch gerettet. So ein Weib wollte mir beim Geschäftsessen meines Vaters an die Wäsche."

Als John mich erblickte, hob er die Hand. "warte mal", meinte er und schickte den Jungen rein, kam zu mir.

Ich sah ihm echt ähnlich.

"Okay, ich bin nicht blöd. Du siehst mir ähnlich. Die Frage ist: wer ist deine Mutter?" Ich biss mir auf meine Unterlippe. "Amanda Fox", brummte ich.

Ich hasste sie. Und meine Mutter war sie auch nicht.

"Wieso wurde mir nie etwas davon gesagt, dass ich mit vierzehn einen Sohn gezeugt habe?" "Weiß ich nicht."

Und dann umarmte er mich.

Ich ließ es zu.

Zum ersten Mal fühlte sich eine Umarmung gut an- bis auf Lily und Casey natürlich.

Ich liebe Linc🌹💚

Heartbeat | boyxman ✔️Where stories live. Discover now