27|nicht du schon wieder...

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Ein schmerzerfülltes Stöhnen entfuhr mir, als ich am nächsten Morgen vom Bett geschubst wurde. ,,Jared", sagte ich schmollend. Sein Kopf erschien aufeinmal vor meiner Nase. ,,Hab ich dich runtergeschubst?", fragte er verwirrt. Irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen. ,,Ja hast du. Wie lange können wir noch schlafen?", fragte ich müde. Jared rieb sich sein Auge, bevor er auf sein Nachttisch sah, wo er sein Handy anschaltete. ,,Noch drei Stunden", antwortete er nun. Keuchend stand ich wieder auf, um mich neben Jared zulegen.

,,Hailey?", fragte Jared nach einer kurzen Stille, bei der wir beide logischerweise noch nicht eingeschlafen waren. ,,Ja?", erwiderte ich fragend. ,,Weißt du noch, was du immer mit meinen Haaren gemacht hast, als wir kleiner waren und ich nicht einschlafen konnte?", flüsterte er. ,,Ja", hauchte ich zurück, bevor ich anfing seine Haare zu kraulen. Früher waren seine Haare noch länger, da hatte ich sie einfach immer geflechtet und wieder aufgemacht, nur, um sie dann wieder zu flechten.

Als ich nur noch das regelmäßige Atmen von Jared hörte, fing ich an, mich danach zu orientieren, weshalb ich nach wenigen Minuten auch einschlief.

Ein brummen war zu hören, weshalb ich gezwungen war, meine Augen zu öffnen. Die Sonne schien nun jeden Morgen, was beduetet, dass der Frühling immer näher kam. Jedenfalls sah ich zu Jared rüber, der seinen Kopf im Kissen vergrub. ,,Was ist denn?", fragte ich mit meiner verschlafenen Stimme. Sein Kopf reckte sich höher, wodurch ich sein Gesicht sehen konnte. ,,Ich hab Muskelkater", erwiderte er mit einer gespielt weinerlichen Stimme. ,,Die werden dich im Team sicher nicht annehmen, wenn du wegen einem einfachen Muskelkater rumheulst. Wir werden trotzdem noch trainieren und weißt du was das beste daran ist? Am Ende spürst du keinen Muskelkater mehr." Schulterzuckend stand ich auf und schielte zu der Uhr rüber, die mir anzeigte, dass wir in mindestens fünf Minuten aufstehen müssten, weshalb ich mich jetzt schon in mein Zimmer verkroch, um mich für die Schule fertig zumachen.

Eine etwas dickere Strickjacke wird heute wohl genügen. Naja, ein dicker Schal muss trotzdem mitkommen.

,,Na, Cousinchen." Mit den Augenbrauen wackelnd kam Tyler auf mich zu. ,,Na?", erwiderte ich leicht irritiert. ,,Was hat er?", fragte ich nun Darren, der auf mich zu kam, um mich zu umarmen. Ein wenig überfordert, wegen Tylers vielsagenden Blick, erwiderte ich Darrens Umarmung. ,,Ich hab keine Ahnung", antwortete Darren auf meine vorherig gestellte Frage. Misstrauisch musterte ich Tyler, der mich nun breit grinsend packte, um mich ebenfalls in seine Arme zuziehen. ,,Ich löse dich mal ab, Ty", sagte Kate, die ihre Hand auf Tylers Schulter platziert hatte.

,,Wo ist eigentlich Claire? Die habe ich lange nicht mehr zu Gesicht bekommen", fragte ich nach einigen Sekunden Stille. ,,Ach sie stalkt ihren neuen Lover... in der Bibliothek", erwiderte Tyler gelassen. Darren hingegen sah etwas bedrückt, diesem Thema gegenüber, aus. ,,Ach komm schon Darren! Hauptsache es ist kein angeblicher Badboy oder einer dieser Player, sondern ein Streber." Tyler klopfte seinem Zwillingsbruder auf die Schulter. ,,Ich geh sie mal besuchen." Ich lief rückwärts, bevor ich nach einer halben Drehung gerade aus laufen konnte.

Nachdem ich in der Bibliothek angekommen war, suchte ich sie nach Claire, die ich nach einigen Minuten dann auch fand, ab. Langsam lief ich auf sie zu, weshalb mir ihr Blick auf einen bestimmten Typen, den ich nun ebenfalls zu mustern versuchte, auffiel. ,,Der sieht echt gut aus, für ein Streber", sagte ich als ich neben ihr zu stehen kam, weshalb sie erschrocken aufschrie, was uns die Aufmerksamkeit aller Schüler in der Bibliothek verschaffte. Insbesondere ihres Lovers.

Ich weiß, dass es sehr oberflächlich klingt, aber es ist nur als kleiner Spaß gemeint und nicht wirklich ernst.

Die Blicke der Schüler lösten sich, außer der Blick von ihrem Lover, der sie anlächelte, was sie erwiderte. ,,Hast du seine Nummer?", fragte ich mit einer gehobenen Augenbraue. ,,Dir auch einen wunderschönen Morgen, Hailey", erwiderte sie statt einem einfachen ja oder nein. ,,Der ist süß, warum gehst du nicht zu ihm?", fragte ich schmunzelnd. ,,Ich lerne, siehst du doch." Ein vielsagender Blick huschte über mein Gesicht. ,,Ich sehe eine Zeitschrift hinter Shakespeare", erwiderte ich. Ertappt grinste sie mich an. ,,Ich traue mich nicht." Ihr verzweifelter Gesichtsausdruck wendete sich dem süßen Typen zu, der gerade ein Buch las. ,,Wie heißt er denn?", fragte ich. ,,Blake", erwiderte sie knapp. ,,Ist das nicht ein Mädchenname?", fragte ich verwirrt. ,,Ist doch egal", sagte sie, was sie mit einer wegwerfenden Handbewegung betonte.

,,Es kann doch nicht so schwer sein, einen Typen anzusprechen", sagte ich leicht hysterisch. Ich meine, er ist auch nur ein Mensch, der höchstwahrscheinlich auch auf Claire steht. Wenn nicht jetzt, dann bald. ,,Jetzt geh schon!", sagte ich in einen barschen Ton. ,,Ich weiß nicht." Claire musterte ihn nochmal, bevor es klingelte. ,,Ich muss jetzt sowieso zum Unterricht." Sie zuckte mit den Schultern.

Als die meisten der Schüler rausstürmten, entstand praktisch ein Wirbel aus ihnen, weshalb es leicht war andere der Schüler unbemerkt zu belästigen. Die Idee, Blake auf Claire zu schubsen, damit Claire mal mit ihm spricht, klang wirklich kindisch und bescheuert, aber ein Versuch war es Wert. Also drängte ich mich bis zu Blake, der zufälligerweise in der Nähe von Claire war. Mit einem Ruck, stoß er gegen Claire, doch statt mit ihr zu kommunizieren, scheiterte mein nicht gut durchdachter Plan und er funkelte mich böse an. Bevor er mich jedoch zur Rede stellen konnte, lief ich so schnell, wie es in dieser Menge eben funktionierte, raus in den Flur.

Eilig lief ich auf meinen Schließfach, um meine Sachen für den folgenden Matheunterricht zu holen. Mathe ist aber auch so ein Fach für sich. Wie eine schwangere Frau mit Stimmungsschwankungen, mal ganz lieb und nett, aber dann wieder so gemein und schwer.

Warum vergleiche ich Mathe auch mit einer schwangeren Frau?

Jedenfalls muss ich mich jetzt höchstwahrscheinlich den Rest meines Lebens von dem Typen verstecken.

,,Nicht du schon wieder", sagte ich, als ich Nick an unserer Bank erblickte. ,,Ach komm schon, ich bin gar nicht so schlimm." Er hob grinsend seine Arme. Mit einen sogenannten "ist-das-dein-Ernst?-Blick" sah ich ihn an, weshalb er seine Arme schmollend wieder fallen ließ.

Shit happens  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt